Von: mk
Bozen – Der Schutz des Natur- und Kulturerbes, und dazu zählt zweifelsohne auch die Denkmalpflege, gehören seit jeher zu den Kernaufgaben des Heimatpflegeverbandes Südtirol. Claudia Plaikner, die frisch gewählte Obfrau im Heimatpflegeverband, möchte diese Arbeit nicht nur weiterführen, sondern noch stärker begleiten. Sie hat sich unter anderem zum Ziel gesetzt, die vielen gemeinsamen Anliegen der Heimatpflege und der Denkmalpflege zu verfolgen und -wo immer möglich- zu unterstützen, weshalb sie mit einem ganzen Bündel an Anregungen und Wünschen sowie auch einigen Kritikpunkten dem zuständigen Landesrat für Denkmalpflege Florian Mussner einen Antrittsbesuch abgestattet hat.
Es sei, so Plaikner, gleich zu Beginn der rund einstündigen Unterredung, eine enorm wichtige Aufgabe der Denkmalpflege, sich für die Erhaltung der historischen Bausubstanz einzusetzen und alles daran zu setzen, diese zu erhalten. Und genau dort vermisst der Heimatpflegeverband oftmals den Denkmalschutz, der leider nicht mehr so schlagkräftig ist, wie er sein sollte. Viel zu oft werde in letzter Zeit vonseiten der Politik den unterschiedlichsten Forderungen der Besitzer nachgegeben, was in den allermeisten Fällen zur Folge hat, dass dem jeweiligen Denkmal zwar nicht sein Status als solches entzogen wird, es aber seiner Seele beraubt wird und nur mehr Profit- und Privatinteressen dienlich ist. Als konkrete Beispiele nennt die Landesobfrau den Freihof in Raminges, das Zehentmesserhaus in Sarnthein, den Schwärzlerhof in Gossensass sowie den Heiligenhof und den Stocknerhof in Latsch. Plaikner spricht in diesem Zusammenhang auch das jüngste Problem bei der Sichelburg in Pfalzen an, wo man die Wohnbauzone viel zu nahe an das Denkmal herangeplant habe und damit den indirekten Denkmalschutz missachte.
Die Heimatpfleger wünschen sich daher von der Politik und auch vom zuständigen Landesrat für Denkmalpflege eine viel klarere und konsequentere Linie, die dem Allgemeininteresse und der Nachhaltigkeit verpflichtet ist. Es gebe, so die Landesobfrau, eine sehr probate Methode im Umgang mit öffentlichem und privatem Interesse für die politischen Entscheidungsträger, nämlich sich – ungeachtet der Person – an das Gesetz zu halten. Das gebe auch den Politikern eine große Freiheit. Die zunehmende Einmischung der Politik in Fachfragen wird hingegen von den Heimatpflegern für nicht gut empfunden.
Die jüngsten Ereignisse in Glurns, wo die Landesregierung auf Empfehlung des Denkmalamtes den lobenswerten Beschluss gefasst hat, einen 100 Meter breiten Bannstreifen um die Stadt zu errichten, damit die uneingeschränkte Sicht auf dieses einzigartige Denkmal erhalten bleibt, verdeutlichen die Befürchtungen der Heimatpfleger. „Denn andere Politiker machen sich nun für Privatinteressen stark und ringen nach Kompromissen, die die ganze Sache ad absurdum führen“, heißt es in einer Aussendung.
Die Landesobfrau der Heimatpfleger spricht neben vielen anderen Problemfällen auch jenes rund um den Hofburggarten in Brixen an, wo wiederum die Politik nicht den nötigen Mut aufzubringen scheine, eine offensichtlich eventbegeisterte und von Tourismustreibenden inspirierte Gemeindeverwaltung in die Schranken zu weisen und den historischen Garten aus dem 13 Jh. in seiner Form zu erhalten und seinem Zweck, nämlich jenem eines öffentlichen Gartens, beizubehalten.
Wenngleich Landesrat Mussner nicht auf alle Fragen, Wünsche und Anregungen der Heimatpfleger eine zufriedenstellende Antwort geben konnte, sei man dennoch mit dem Gefühl auseinandergegangen, sich etwas angenähert zu haben.
Die von Landesrat Mussner abschließend geäußerte und auf einen Medienbericht fußende Vermutung, dass die Landesobfrau ein gestörtes Verhältnis zu den Ladinern hätte, wurde kategorisch verneint. Im Gegenteil: im Heimatpflegeverband werden die Ladiner sehr hoch geschätzt.