Von: mk
Meran – Rund eine Woche nach Vertragsunterzeichung erfolgte heute der Auftakt für die Meraner Nord-Westumfahrung: Das Signal für den Baustart haben heute Landeshauptmann Arno Kompatscher und Mobilitätslandesrat Daniel Alfreider sowie Vertreter des Landes, der Bezirksgemeinschaft, der Gemeinde und Tiefbauabteilungsdirektor Valentino Pagani gegeben und dabei auch die nächsten Arbeitsschritte besprochen. So wird im Oktober 2020 mit dem Abbruch des ehemaligen Gemeindebauhofes in Meran. Dort wird die Baugrube der Startbaustelle für die Meraner Nord-Westumfahrung errichtet.
In einem weiteren Schritt soll dann am geplanten Portal am Zenoberg in der Gemeinde Tirol mit den Arbeiten begonnen werden. Der rund zwei Kilometer lange Tunnel für die Umfahrung wird somit von zwei Seiten aufgefahren.
Alle waren sich einig, dass das Projekt die Verkehrsflüsse in Meran und für das Passeiertal verbessert: Weniger Durchzugsverkehr soll durch die Stadt rollen und so mehr Lebensqualität in die Passerstadt und deren Umgebung bringen. So werden laut Projektionen im Jahr 2026 rund 18.000 Fahrzeuge pro Tag durch den Umfahrungstunnel fahren, davon zehn Prozent Schwerverkehr. Zudem füge sich die neue Infrastruktur neuen innerstädtischen Verbindungen als weiteres Bestandteil ins Gesamtkonzept der Mobilität, das Straßen und alternative Mobilitätsformen kombiniere.
Das Land investiert nach derzeitigen Berechnungen rund 160 Millionen Euro in die neue Verkehrsinfrastruktur. Es handelt sich beim Bau der Umfahrung somit aktuell um das größte Infrastrukturvorhaben des Landes, das innerhalb von fünfeinhalb Jahren umgesetzt sein soll.
Herausforderung gleich am Anfang beim Ausbruch
Der gesamte Tunnelbau erfolgt in bergmännischer Bauweise. Ein Tunnelkilometer wird unterhalb der Goethestraße und Gallileistraße im Lockergestein vorgetrieben und beim Küchlberg ein weiterer Tunnelkilometer im Felsen, erklärt der Verfahrensverantwortliche Johannes Strimmer. Eine besondere technische Herausforderung wird der Vortrieb des Tunnels im Lockermaterial werden, sind sich Tiefbauabteilungsdirektor Pagani und der Vertreter der Bietergemeinschaft Lechner einig. Im Abschnitt unterhalb der Goethestraße ist ein Vortrieb mit Rohrschirm vorgesehen. Dabei wird der Tunnel immer um rund 70 Zentimeter weiter ausgeschlagen. Im Bereich der Unterquerung der Schulgebäude des pädagogischen Gymnasiums und der Grundschule Tappeiner muss der Untergrund zusätzlich befestigt werden, um Setzungen zu vermeiden. Dazu werden Zement-Einspritzungen gemacht.
Anschluss an die bestehende Umfahrung und Platz für Mobilitätsformen
Die neue Nord-West Umfahrung schließt an das bereits fertig gestellte erste Baulos der Meraner Umfahrung, also den Tunnel von der Schnellstraße Meran-Bozen MeBo bis zum Meraner Bahnhof an. Die neue Strecke verläuft unterhalb der Goethestraße und des Zenobergs bis hin zur Handwerkerzone von Tirol. Dort wird ein Kreisverkehr als Anschluss in Richtung Passeier, Tirol und Obermais gebaut. Im Zuge der Arbeiten wird auch die Brücke über die Passer unterhalb der Zenoburg erneuert und abgesenkt. Es sind keine offenen Baugruben vorgesehen, bis auf kleine Bereiche, wie für die Fluchtwege und die Startbaustelle beim Bauhof der Gemeinde Meran. Durch die neue Infrastruktur werde auch wieder neuer Raum geschaffen für andere Mobilitätsformen wie Rad- und Fußmobilität sowie die Öffis, sagte der Mobilitätslandesrat.
Die Entlüftung der Tunneltrasse wird nur über die Portale MEBO und Zenoberg erfolgen und nicht im Stadtbereich.
Für die architektonische Gestaltung des Protalbereichs nahe der Handwerkerzone Zenoberg wurde die Planungsgruppe vom renommierten Architekturbüro Jean-Jacques Zimmermann aus Darmstadt unterstützt.
Innerhalb von fünfeinhalb Jahren wird die Bietergemeinschaft Carron Bau Srl GmbH (Gruppenführer), Mair Josef & Co. KG des Mair Klaus und Di Vincenzo Dino & C. AG wird die neue Verkehrsinfrastruktur bauen. Geplant wurde die Infrastruktur von den Ingenieuren Aribo Gretzer, Manfred Ebner und Konrad Bergmeister.
Rösch: „Nord-West-Umfahrung wird dauerhaft Stadt entlasten“
Eine dauerhafte Entlastung Merans verspricht sich Bürgermeister Paul Rösch von der Nord-West-Umfahrung der Stadt. „Der heutige Baubeginn für den Küchelbergtunnel ist deshalb ein wichtiger Tag für unsere Stadt“, so Rösch, „einer, auf den wir sehr lange haben warten müssen“.
Nach jahrelangen Verzögerungen wegen Rekursen und Verfahren sind heute im Beisein des Bürgermeisters die Arbeiten am Küchelbergtunnel aufgenommen worden. „Damit läuft für uns Meranerinnen und Meraner nun endlich der Countdown, bis die Nord-West-Umfahrung Mitte 2026 fertiggestellt ist“, so Rösch. Sie sei ein zentrales Element des Verkehrskonzepts im Meraner Raum und daher für die Stadt und die umliegenden Gemeinden von größter Bedeutung. „Ist die Umfahrung da, erreicht man die Dörfer, indem man Meran unterquert, anstatt die ganze Stadt durchqueren zu müssen“, so der Bürgermeister.
Die Nord-West-Umfahrung entlaste Meran indes nicht nur vom Durchzugsverkehr. „In Kombination mit der Kavernengarage können auch Besucherinnen und Besucher von auswärts aufgefangen werden, ohne dass diese mit dem Auto in die Stadt müssen“, so Rösch. Während die Umfahrung vom Land gebaut wird, ist für die Verwirklichung der Garage die Stadt verantwortlich, die sich für eine Vergabe von Bau und Betrieb an private Unternehmen entschieden hat, um die Stadtkassen nicht über die Maßen zu belasten. „Das Verfahren haben wir schon eingeleitet, mussten es aber zwischenzeitlich wegen der Verschiebungen auf Eis legen“, so der Bürgermeister. „Erst kürzlich haben wir es wieder aufgenommen und auch hier werden wir bald Ergebnisse präsentieren können“.