Von: mk
Bozen – Jede fünfte Person in Südtirol unter 25 Jahren läuft Gefahr in der Armutsfalle zu landen. Die Gründe dafür sind vielfältig und reichen von prekären Arbeitsverhältnissen über die finanzielle Ungleichbehandlung zwischen Burschen und Mädchen bis hin zu Mietpreisen, die nur sehr schwer den Schritt in die Unabhängigkeit erlauben. Dies berichtet das Tagblatt Dolomiten.
„Die Spanne zwischen Einnahmen und Ausgaben geht heute derart auseinander, dass für junge Menschen der Sprung in die Selbständigkeit immer schwieriger wird“, erklärt Martina De Zordo, Vorsitzende des Südtiroler Jugendringes (SJR), gegenüber den „Dolomiten“. Somit verwundert es wenig, dass immer mehr junge Menschen in Südtirol immer länger bei ihren Eltern wohnen und immer später den Sprung in die Selbständigkeit schaffen und eine eigene Familie gründen.
Auch die Zahlen, die vom Landesstatistikinstitut ASTAT veröffentlicht wurden, stimmen nachdenklich. Laut einer Erhebung sind 12,4 Prozent der Haushalte, deren Bezugsperson jünger als 35 Jahre ist, armutsgefährdert. Noch deutlicher zeigt sich der Trend bei den Unter-25-Jährigen.
Dabei sind in Südtirol viel weniger Jugendliche arbeitslos als im gesamtstaatlichen und europäischen Durchschnitt. Während die durchschnittliche Arbeitslosenquote bei den 15- bis 24-Jährigen im Vorjahr in Südtirol laut ASTAT bei 11,9 Prozent lag, betrug sie in Italien 40,3 und in Europa 20,3 Prozent. Ende 2015 schienen in Südtirol nur rund 150 Jugendliche unter 24 Jahren als arbeitslos auf.
Jugendliche von prekären Arbeitsverhältnissen besonders betroffen
Laut De Zordo sind die Gründe dafür, dass Jugendliche in Südtirol – trotz des relativ guten Arbeitsmarktes – immer schwerer Fuß fassen, mehrere. Junge Menschen sind besonders von prekären Arbeitsverhältnissen betroffen– trotz steigenden Bildungsgrades. „Es ist beängstigend, dass junge Menschen das oft gar nicht mehr anders kennen“, erklärt die SJR-Vorsitzende laut „Dolomiten“. Beim Jugendring will man seit Jahren eine Art Arbeits-Onlinebörse einrichten, bei der Jugendliche alles rund um das Thema Arbeit finden – vom Vorstellungsgespräch über Arbeitsverträge bis hin zu Lehrstellen. Doch das Projekt sei laut De Zordo bislang immer wieder an verschiedensten Hürden gescheitert.
Erschwerend kommt für Mädchen und junge Frauen hinzu, dass sich die Lohnschere bereits ab einem Alter von 20 immer weiter öffnet.
Nicht zuletzt bremst auch Südtirols Wohnungsmarkt und seine Mietpreise den Sprung in die Selbstständigkeit. „Dabei ist es nicht gerade förderlich, dass junge Menschen im ersten Jahr, in dem sie um Mietbeihilfe ansuchen, nur 50 Prozent erhalten“, erklärt De Zordo gegenüber den „Dolomiten“. Ihrer Ansicht nach könnte die Politik kurzfristig gegensteuern. Vor allem die Schwierigkeiten im Bereich Arbeit könne man vermutlich wohl nur längerfristig zu lösen.