Von: mk
Bozen – 41 Prozent der Tierarten und 27 Prozent der Pflanzenarten in Südtirol gelten derzeit als gefährdet, viele Arten sind bereits ausgestorben oder vom Aussterben bedroht. Einrichtungen wie die Eurac, aber auch Landesämter, das Naturmuseum und private Vereine erheben bereits Daten zu den verschiedenen Artengruppen.
“Die biologische Vielfalt”, wies Umweltlandesrat Richard Theiner bei der Vorstellung des Konzepts heute hin, “ist die Grundlage menschlichen Lebens auf Erden”. Was jedoch bisher gefehlt habe, sei ein dauerhaftes Biodiversitäts-Monitoring: “Systematische Untersuchungen sind aber ist eine Grundvoraussetzung, um ein fundiertes Wissen über Biodiversität zu erhalten, das als Basis für politische Entscheidungen dient, besonders in den Bereichen Raumplanung, Landwirtschaft, Mobilität, Natur- und Umweltschutz, wenn wir eine nachhaltige Entwicklung in unserem Land erreichen wollen.”
Die Landesregierung hat vor drei Wochen dem von Eurac-Institutsleiterin Ulrike Tappeiner vorgelegten Konzept für ein Biodiversitäts-Monitoring zugestimmt. Für die flächendeckende Erhebung ist eine jährliche Finanzierung von 500.000 Euro vorgesehen. Ab kommendem Jahr wird dieses Monitoring Teil der Leistungsvereinbarung mit Eurac Research.
Ziel sei es, betonte Landwirtschaftslandesrat Arnold Schuler, “die Südtiroler Landwirtschaft kontinuierlich in Richtung Ökologisierung zu entwickeln. Gleichzeitig werden Bereiche wie Ökonomie und Gesellschaft mit einbezogen. Ein breiter aufgestelltes Qualitätssystem bewertet etwa ökologische Kennzahlen oder die Übernahme gesellschaftlicher Verantwortung.” So ist etwa geplant, Bienenweiden anzulegen, auch auf öffentlichen Flächen. Das Projekt zur Saatgutgewinnung und Vermehrung regionaler Wildkräuter und Wildblumen in Zusammenarbeit mit dem Versuchszentrum Laimburg ist bereits angelaufen. Dem Natur-im Garten-Netzwerk, das sich für die Ökologisierung von Privatgärten und Grünräumen einsetzt, hat sich Südtirol schon angeschlossen. Es gelte, unterstrich Landesrat Schuler, die Artenvielfalt auch für kommende Generationen zu erhalten.
Georg Niedrist vom Institut für Alpine Umwelt legte das von Eurac Research ausgearbeitete Biodiversitäts-Projekt dar: Über Südtirol wird ein umfangreiches Stichprobennetz gelegt, um ein vollständiges Bild der Artenvielfalt zu erhalten, in einer langfristigen Dynamik mit Vernetzung aller Beteiligten. Bei der Datenerhebung ist vor allem die genormte Erhebungsart wichtig; nach der Bestimmung im Labor und der Berechnung der Indikatoren wird eine Datenbank angelegt, die für die Öffentlichkeit und die Behörden zugänglich sein wird. Das Biodiversitäts-Monitoring, schloss der Wissenschaftler, wolle zu einer Versachlichung und einer fundierten Debatte beitragen.