Von: mk
Bozen – „hamet2F“ ist ein Testverfahren, mit dem praktische und soziale Kompetenzen bei Asylbewerbern ermittelt werden. Details dazu wurden heute vorgestellt.
„Vordergründiges Ziel aller Integrationsbemühungen ist die rasche Eingliederung von Asylbewerbern in den Arbeitsmarkt“, betonte Soziallandesrätin Martha Stocker bei der Vorstellung des Pilotprojektes, das in Zusammenarbeit mit der Sozialgenossenschaft AKRAT durchgeführt wird. Grundlage dieses Pilotprojektes ist der Eignungstest „hamet2F“ (handwerklich-motorischer Eignungstest), ein handlungsorientiertes Verfahren zur Kompetenzfeststellung für Asylbewerber.
Arbeit für 30 Prozent der Getesteten
„Die meisten Asylbewerber bringen zwar vielfältige Arbeitserfahrungen mit, können aber oftmals ihre Fähigkeiten nicht belegen. Zudem entsprechen die in den Ursprungsländern eingesetzten Kompetenzen oft nicht den Bedürfnissen und Standards von Arbeitsplätzen in Südtirol“, unterstrich Landesrätin Stocker. Durch die Feststellung der Kompetenzen mit dem eigens dafür entwickelten Testverfahren sollen sich nun die Chancen zur Integration auf dem Arbeitsmarkt erhöhen. Voraussichtlich werden etwa 300 Asylbewerber in den Jahren 2017 und 2018 das Verfahren durchlaufen, 85 von ihnen haben es heuer bereits abgeschlossen. Eine Stichprobe ergab, dass 30 Prozent bereits einer Beschäftigung nachgehen. „Dieser Prozentsatz ist erst der Beginn, wir rechnen bei fortschreitendem Projekt mit einer Steigerung“, zeigte sich die Landesrätin zuversichtlich. Einige Asylbewerber hätten inzwischen sogar unbefristete Arbeitsverhältnisse. An den monatlichen Test- und Beobachtungstagen in der Sozialgenossenschaft AKRAT können jeweils zwölf Personen teilnehmen, die sich derzeit in den Flüchtlingseinrichtungen in Südtirol aufhalten. Während eines Prüfungstages bearbeiten die Asylbewerber sehr unterschiedliche handwerkliche Testaufgaben. Bei der Ausführung der Aufgaben werden auch das Arbeitsverhalten, die Teamfähigkeit und die Fähigkeit zur eigenständigen Problemlösung bewertet. Das Ergebnis fließt in einen abschließenden Bericht ein, der zukünftigen Arbeitgebern eine Orientierungshilfe bieten soll. Angedacht wird bereits eine Ausweitung des Eignungstests auf die Bereiche Tourismus und Pflege, sofern die Testphase von „hamet2F“ positiv abgeschlossen wird und das Interesse der Wirtschaft besteht.
Große Unterschiede bei Bildung und Sprache
Die meisten Teilnehmer am Pilotprojekt waren bislang Männer, altersmäßig lagen 37 Prozent in der Gruppe der 18 bis 25-jährigen, 43,5 Prozent waren zwischen 25 und 35 Jahre alt, 14,5 Prozent zwischen 35 und 45 Jahre und 5 Prozent über 45 Jahre. Von diesen kamen 48 Prozent aus einem afrikanischen Staat, weitere 44 Prozent kamen aus Asien und 8 Prozent aus dem Mittleren Orient und Osteuropa. Zu erkennen war der große Bildungsunterschied unter den Getesteten, der vom nie beschulten Analphabeten bis zu Personen mit Hochschulabschluss reichte, auch bei den Sprachkenntnissen waren relativ große Unterschiede feststellbar. „Dieses Projekt ist eine Chance für Arbeitnehmer, Arbeitgeber und letztlich auch für unsere Gesellschaft: es liegt an uns, wie wir damit umgehen“, betonte die Direktorin des Amtes für Senioren und Sozialsprengel, Brigitte Waldner, die von durchwegs positiven Erfahrungen berichtete. Die Asylbewerber hätten in eindrucksvoller Weise bei den bisherigen Testtagen ihre Lernfähigkeit bewiesen. Die beruflichen Stärken der Asylbewerber lagen laut den bisherigen Testergebnissen vor allem im handwerklichen Bereich. Anerkennung fand das Projekt auch beim Südtiroler Wirtschaftsring, einige Vertreter hatten sich bei einem Testtag vor Ort ein Bild gemacht und die wertvolle Initiative gelobt.
Präzise Angaben für einen erfolgreichen Berufsweg
Mit dem Verfahren „hamet2F“ werden handwerkliche, motorische, praktische und soziale Kompetenzen anhand von Tests und Beobachtungen zu sechs Faktoren festgestellt. Dazu zählen Routine und Tempo, einfache Werkzeughandhabung, Wahrnehmung und Symmetrie, Instruktionsverständnis, komplexe Werkzeughandhabung sowie Messgenauigkeit und Präzision. Der Mitentwickler des „hamet2F“ Verfahrens und Mitarbeiter von Akrat Herbert Öhrig stellte den Teilnehmern ein gutes Zeugnis aus: „Sie haben eine gute Beobachtungsfähigkeit, eine schnelle Auffassungsgabe und vor allem eine hohe Bereitschaft zu lernen. Dies können wir den Arbeitgebern weitervermitteln“. In die Abschlussbewertung fließen auch soziale Schlüsselqualifikationen und das Arbeitsverhalten der Asylbewerber ein. Aufgrund der Testergebnisse können zu 56 Prozent der berufsübergreifenden Anforderungen im handwerklichen Bereich Aussagen gemacht werden. Das bedeutet, dass präzise darauf hingewiesen werden kann, in welchem Bereich oder Beruf eine Person erfolgreich eingesetzt werden kann. Die restlichen 44 Prozent zählen zu den berufsspezifischen Anforderungen, die im jeweiligen Arbeitsfeld beobachtet werden müssen.