Von: mk
Meran – Amadou (Name von der Redaktion geändert, Anm.) ist 32 Jahre alt und stammt aus Mali. Vor knapp zwei Jahren kam er als Flüchtling nach Italien – und dann nach Südtirol, wo er im Ex-Arbeiterwohnheim in Meran untergebracht wurde. Sein Asylverfahren ist noch nicht durch alle Instanzen, trotzdem steht er seit Montag auf der Straße. Von heute auf morgen.
Weil sich die internen Richtlinien geändert haben, wird es in den nächsten Wochen und Monaten Hunderten von Flüchtlingen in Südtirol so gehen. Unter den Betroffenen geht nun die Angst um.
Die Kommission in Verona hat seinen Asylantrag im Frühjahr diesen Jahres abgelehnt. Laut italienischem Recht ist es möglich, Rekurs einzulegen, und zwar in drei Instanzen. Von dieser Möglichkeit hat auch Amadou Gebrauch gemacht – und verloren. Nun will er einen zweiten einreichen. Bis vor Kurzem war es den Flüchtlingen möglich, zwischen den Rekursen in den Heimen zu bleiben. Das hat sich nun geändert.
Nun ist die Quästur angehalten, den Personen mit einem negativen Bescheid die Aufenthaltsgenehmigung abzunehmen und die Flüchtlingen müssen die Unterkünfte verlassen – innerhalb von 24 Stunden.
Amadou muss zusätzlich dem Land theoretisch innerhalb von 15 Tagen „freiwillig“ den Rücken kehren. Weil er aber wieder Rekurs einlegen will, wird das Gericht wahrscheinlich solange seine Ausweisung aussetzen und Amadou wird wohl wieder eine Aufenthaltsgenehmigung bekommen. Ob er nochmals einen Platz in einer Flüchtlingsunterkunft bekommt, steht allerdings in den Sternen. Denn seinen Platz im Meraner Heim wird schon in den nächsten Tagen ein anderer Flüchtling belegen.
Gehört hatten die Flüchtlinge, die sich in Meran aufhalten, von der neuen Regelung schon, geglaubt hat sie aber niemand wirklich. Doch nun machen sich Panik und Frust breit. Denn in den nächsten Tagen, Wochen und Monaten wird es vielen so ergehen und von einem Tag auf den anderen auf der Straße stehen.
„Wir haben unser Leben in eure Hände gegeben, was macht ihr damit“, fragt ein bisheriger Hausgenosse von Amadou laut „Dolomiten“. Sie seien nicht hergekommen, um jemandem Böses zu tun. „Wir wollen nur in Sicherheit leben.“
Der Hausleitung sind ebenfalls die Hände gebunden und auch sonst ist niemand mehr für Amadou zuständig. Zumindest für die 14 Tage, die er noch im Land bleiben darf, hat er einen Platz in der Kältenotunterkunft im Alimarket ergattert. Doch was dann kommt, weiß niemand.