Von: Ivd
Kiew – Der ukrainische Bestand an weitreichenden ATACMS-Raketen schrumpft rapide. Wie die New York Times berichtet, habe Kiew den Einsatz dieser hochpräzisen Raketen inzwischen deutlich eingeschränkt. Die USA hatten der Ukraine im November grünes Licht gegeben, die Raketen auch gegen ausgewählte Ziele auf russischem Territorium einzusetzen. Doch laut anonymen Quellen aus US-Regierungskreisen seien nur noch wenige Exemplare übrig.
Drastisch gesunkene Bestände
Die ukrainischen Streitkräfte sollen bei der Erlaubnis zur Nutzung der Raketen bereits weniger als 50 Stück zur Verfügung gehabt haben, heißt es in dem Bericht. Dies entspricht einem mittleren zweistelligen Bestand, der sich nun weiter reduziert hat. Die US-Beamten äußerten sich skeptisch, ob weitere ATACMS-Raketen an die Ukraine geliefert werden können.
„Die begrenzten Bestände in den Vereinigten Staaten sind für andere strategische Regionen, wie den Nahen Osten und Asien, vorgesehen“, so die Quellen. Ähnlich angespannt ist die Lage bei britischen Storm-Shadow-Marschflugkörpern. Auch hier signalisierte London, dass zusätzliche Lieferungen schwierig würden.
Die ATACMS-Raketen zeichnen sich durch eine Reichweite von bis zu 300 Kilometern aus und ermöglichen präzise Schläge auf weit entfernte Ziele. Die Storm-Shadow-Raketen Großbritanniens können Entfernungen von über 250 Kilometern abdecken. Beide Systeme erweitern die Schlagkraft der Ukraine deutlich im Vergleich zum HIMARS-System, dessen Raketen lediglich eine Reichweite von etwa 80 Kilometern haben.
Nato kritisiert Zielauswahl und Strategie
Während die Ukraine ihre Raketen ausgewählter einsetzt, äußern sich Vertreter der Nato und der USA kritisch zur bisherigen Nutzung. Der New York Times zufolge wurden Zweifel an der Effizienz der Angriffe laut. „Die Ukraine hätte bei der Anzahl der eingesetzten Raketen und der Auswahl der Ziele umsichtiger vorgehen können“, zitiert das Medium einen nicht namentlich genannten Nato-Vertreter.
Seit der Lieferung der etwa 500 ATACMS-Raketen im Frühjahr führte Kiew mindestens sechs größere Angriffe mit diesen Geschossen durch. Dabei wurden insgesamt 31 ATACMS- und 14 Storm-Shadow-Raketen eingesetzt. Die Ziele lagen vor allem in den von Russland besetzten Gebieten, während russisches Kernland kaum ins Visier genommen wurde.
Begrenzter Einfluss auf den Kriegsverlauf
Nach Einschätzung der Nato war die Wirkung der Raketenangriffe „nur begrenzt effektiv“. Die militärischen Operationen hätten zwar punktuelle Erfolge erzielt, aber den Verlauf des Konflikts nicht entscheidend verändert.
Die knappen Bestände und die zurückhaltende Nachschubpolitik westlicher Länder stellen die Ukraine vor eine zusätzliche Herausforderung. Ohne weitreichende Präzisionswaffen könnte es schwieriger werden, strategische Ziele im russisch besetzten Territorium zu treffen.
Ob und wie die Ukraine ihre verbliebenen Raketen einsetzen wird, bleibt abzuwarten. Die angespannte Lage verdeutlicht jedoch einmal mehr die Grenzen westlicher Militärhilfen in einem Krieg, dessen Ende derzeit nicht absehbar ist.
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