Von: mk
Bozen – Auwälder sind Wasserwälder und werden von Flüssen überschwemmt. 1820 gab es im Etschtal noch 1332 ha Auwald im Talboden und im Jahr 2000 waren es nur mehr 234 Hektar Auwälder haben stark abgenommen, bebaute und landwirtschafltich genutzte Flächen haben zugenommen. Darauf weist die Gesellschaft für Biodiversität in einer Aussendung hin.
Flüsse und Bäche wurden durch den Hochwasserschutz in ein enges Korsett gezwängt und den Fließgewässern steht nur wenig Raum zur Verfügung, da sie an ihren Seiten von Dämmen begrenzt werden. Was die Struktur der Gewässers Südtirols betrifft, wurde im Landschaftsleitbild der Provinz Bozen festgehalten: “Die Ergebnisse der ökomorphologischen Erhebung der Fließgewässer in Südtirol (Autonome Provinz Bozen/Südtirol. Ressort für Natur und Umwelt.Raumordnung.Informatik. Wasser und Energie 2002) belegen, dass es nur mehr wenige natürliche bzw. naturnahe Fließgewässerabschnitte in Südtirol gibt.”
„Die steigenden Pegel in den Flüssen Südtirols haben uns in diesen Tagen wieder einmal vor Augen geführt, dass es trotz oder besser wegen der Verbauungen zu Überschwemmungen kommen kann. Dämme dienen dem Schutz vor Überschwemmungen von Siedlungen und landwirtschaftlich genutzten Flächen. Jedoch wurden durch den Bau von Dämmen auch Auwälder von den Hochwässern abgeschnitten, wie etwa der große Auwald der Eyrser Au im Vinschgau, an dem die Etsch schnurgerade verbaut einfach vorbeifließt. Auwälder sind jedoch Wälder, welche mit Überschwemmungen gut zurecht kommen und diese auch brauchen. Flüsse führen bei Hochwässern Material mit sich, wie Sand und Treibholz, das sie in Auen ablagern. In den Auen der Bäche und Flüsse entstehen dadurch wertvolle Lebensräume, wie Sand- und Schotterbänke und an solche Lebensräume ist eine Vielzahl an bedrohten Pflanzen- und Tierarten angewiesen“, erklärt die Gesellschaft.
In den letzten Jahrzehnten sind jedoch fast alle Auwälder Südtirols von den Hochwässern der Flüsse abgetrennt worden. Den Flüsse mehr Raum geben kann und muss man dort, wo Auwälder direkt neben den Flüssen liegen und durch Dämme von den Flüssen getrennt sind.
Auwälder haben positive Auswirkung auf die Uferstabilisierung und den Hochwasserrückhalt, sie halten Hochwässer zurück. Wasser versickert in den Auwäldern und verweilt länger in einem Gebiet, wodurch Überschwemmungen flussabwärts abgemildert werden. Auwälder dienen damit auch dem Hochwasserschutz.
Martin Hilpold von der Gesellschaft für Biodiversität erklärt: „Die Revitalisierung der Fließgewässer kann nur gelingen, wenn abgetrennte Auen an das Hochwasserregime der Flüsse wieder angebunden werden.“
Auch für den Hochwasserrückhalt werden dadurch Flächen geschaffen – sowohl für den Rückhalt von Wasser als auch für den Rückhalt von mitgeführtem Material.
Den Flüssen mehr Raum und Auen zur Revitalisierung zu lassen, sei ein Beitrag zum Hochwasserschutz und vor allem auch dafür, den vielen Arten, welche auf dynamische Lebensräume an Gewässern angewiesen sind, einen Lebensraum zu schaffen. Nicht durch die Rodung von Auwäldern wie in der Gatzaue an der Ahr oder Ilsterner Au an der Rienz würden vitale Auen geschaffen, sondern durch den Abriss von Verbauungen.
Durch den Bau von Dämmen und Uferbefesitigungen zwischen Auwäldern und Flüssen könnten sich in den Auen heute aber keine dynamischen Lebensräume mehr bilden. Dies sei auch in der Millander Au der Fall, einem geschützten Biotop am Eisack. „Die Fläche dieses Feuchtgebietes soll erweitert werden und dabei müsste der Damm des Eisacks zurückverlegt werden, damit die Millander Au wieder vom Eisack überschwemmt werden kann. Heute ist die Millander Au keine lebendige dynamische Au und sie wird es auch in Zukunft nicht sein, wenn sie nicht von den Hochwässern des Eisacks überflutet wird. Nur mit dem vollständigen Rückbau des Dammes, können solche Auen renaturiert werden. Der Damm müsste um die erweiterte Millander Au heraumgebaut werden“, erklärt die Gesellschaft.
Auch durch das Biotop Falschauer führe ein Damm, der vollkommen überflüssig sei. Große Teile des geschützten Feuchtgebietes seien durch Dämme von den Hochwässern der Falschauer getrennt.
Petra Steiner von der Gesellschaft für Biodiversität appelliert: „Ein lebendiger Fluss braucht den Kontakt zu seinem Umland. Die vielen Uferverbauungen verhindern dies aber und Auen trocknen aus. Damit geht auch die Artenvielfalt der Feuchtgebiete verloren. Diese Verbrechen gegen die Natur müssen ein Ende finden und Auen müssen wieder überflutet werden!“