Von: mk
Bozen – Das polnische Institut für Nationales Gedenken (IPN) hat nun die Liste der Personen im Internet veröffentlicht, die im Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau für das NS-Regime tätig waren. Unter den mehr als 8.500 Einträgen finden sich auch Südtiroler Namen, berichtet die Sonntagszeitung Zett.
Die Daten wurden in einem aufwendigen Forschungsprojekt gesammelt. Wie der bekannte Historiker Rolf Steininger laut Zett erklärt, sei es bislang untergegangen, dass Südtiroler in Konzentrationslagern tätig waren.
Die Einträge von Hans alias Johann Pichler (*1901 in Bozen), Anton Hager (*1912 in Bozen), Hans Gufler (*1915 in Meran) und Ernst Kaufmann (*1920 in Bozen) weisen die Betroffenen eindeutig als Südtiroler aus. Sie waren je nach Rang als SS-Schütze, SS-Sturmmann, SS-Rottenführer oder SS-Unterscharführer im Lager tätig.
Die drei Täter waren allerdings bereits bekannt und sind in der von Thomas Casagrande veröffentlichen Studie „Südtiroler in der Waffen-SS. Vorbildliche Haltung, fanatische Überzeugung“ (Raetia 2015, zweite Auflage 2016) ausführlich dargestellt.
Bei der Auswertung mehrerer Archivbestände, insbesondere der militärischen Suchkarten im Tiroler Landesarchiv, konnte Thomas Casagrande insgesamt 2.036 Südtiroler ermitteln. Darunter befinden sich auch die Namen Johann Pichler, Hans Gufler und Ernst Kaufmann.
Sowohl gegen Johann Pichler und Hans Gufler als auch gegen weitere Südtiroler wurde im Rahmen des Auschwitz-Prozesses am Landesgericht Wien ermittelt. Das Verfahren wurde jedoch eingestellt, da sie offensichtlich nicht vor Gericht erschienen und nicht aufzufinden waren. Zur Person Ernst Kaufmann sagte am 23. November 1946 die Zeugin Berta Weiss vor der Polizeidirektion in Wien aus: „Es waren sogar im Lager einige SS-Männer nur als Schläger abgestellt, sie hatten nichts anders zu tun, als die Häftlinge zu schinden und zu schlagen.“ Für Hans Gufler ist während seiner Zeit in Auschwitz auch seine Teilnahme an einem Exekutionskommando am 22. November 1940 belegt, das vom Wachsturmbann des Konzentrationslagers Auschwitz gestellt wurde. Das entsprechende Kommando, datiert mit „Auschwitz, 22. November 1940“, ist im Buch „Südtiroler in der Waffen-SS“ abgedruckt.
Ernst Kaufmann stellt Anfang 1942 einen Antrag auf Heimaturlaub, in dem er auch auf die anderen „Südtiroler Kameraden […] im hiesigen Standort Auschwitz“ verweist, die ebenso wie er an einer Aufklärung über etwaige neue Urlaubsbestimmungen interessiert seien.
„Es kann also durchaus sein, dass noch weitere Südtiroler über die nun zugängliche polnische Datenbank ermittelt werden können“, zeigt sich Thomas Casagrande überzeugt. Ihm stehen für eine nähere Untersuchung die von ihm ermittelten 2.036 Südtiroler Namen zur Verfügung.