Von: mk
Bozen – Mit einer Delegation der Stipendiaten der Konrad-Adenauer-Stiftung hat Landeshauptmann Arno Kompatscher Themen von Autonomie bis Zuwanderung besprochen.
Nicht in einem Vortrag, sondern im Dialog, erklärte Landeshauptmann Arno Kompatscher zu Beginn des über einstündigen Treffens, wolle er die Themen vertiefen und dabei voneinander lernen. So schilderte etwa eine junge Tschechin ihre Erfahrungen in einem Gymnasium mit Tschechisch und Deutsch als Unterrichtssprache, und Landeshauptmann Kompatscher stellte das Südtiroler Schulsystem vor. Auf die Frage nach der Begegnung zwischen den verschiedenen Sprachgruppen antwortete der Landeshauptmann, man wolle mehr Möglichkeiten der Begegnung schaffen. So habe man etwa vor drei Jahren den Beschluss gefasst, die Bauten von Schulen mit deutscher und jenen mit italienischer Unterrichtssprache nicht mehr getrennt zu errichten und dadurch mehr Austauschmöglichkeiten zu geben. “Wir wollen”, wies er hin, “ein kleines Europa in Europa sein”. Durch Grenzverschiebungen, unterstrich er weiters, würden Minderheiten-Fragen nicht gelöst. Er hob zudem die Wichtigkeit des Spracherwerbs hervor. “Heimat”, erklärte er, “ist ein Haltegriff in einer globalisierten Welt – das sollte sich auch in der Gesetzgebung widerspiegeln”.
Auf Flüchtlinge, Migranten und Integration angesprochen, erwiderte Landeshauptmann Kompatscher, dieses relativ neue Phänomen stelle eine große Herausforderung dar, und zunächst gehe es um Spracherwerb und danach um Eingliederung in die Arbeitswelt. Es keine Lösung, auf Flüchtlingsströme mit der Errichtung von Zäunen zu reagieren, hob er hervor. Die Dreisprachigkeit der Freien Universität Bozen stellte er ebenso vor wie die Zusammensetzung des Südtiroler Landtags. “Wir wollen”, beantwortete er die letzte Frage der gut vorbereiteten Stipendiaten nach dem Autonomie-Konvent, “den Weg der Autonomie weiter gehen, weiter entwickeln und ausbauen und noch mehr Zuständigkeiten erhalten”.
Derzeit tagen 30 Stipendiatinnen und Stipendiaten der Konrad-Adenauer-Stiftung in Lichtenstern am Ritten; sie sind Teil der derzeit rund 3000 geförderten jungen Studierenden, die aufgrund ihrer fachlichen Leistungen und ihres ehrenamtlichen Engagements in das Förderprogramm aufgenommen wurden. Der Schwerpunkt des historisch-politischen Teils des Seminars liegt auf dem aktuellen Stand und auf den Perspektiven der Autonomie Südtirols. Es gehe, erklärt der Leiter der Abteilung Studienförderung Frank Müller, jedoch um mehr: Es geht um die Spurensuche nach dem, was eine Südtiroler Identität ausmacht oder ausmachen könnte. Am heutigen Vormittag stand ein Gespräch mit Senator Francesco Palermo über die Zukunft von repräsentativer Demokratie, Autonomie und Minderheitenrechten in Südtirol an der Europäischen Akademie auf dem Programm; nach dem Treffen mit Landeshauptmann Kompatscher ist eine Führung durch die Ausstellung unter dem Siegesdenkmal angesetzt. Für morgen ist unter anderem die Besichtigung von Schloss Tirol vorgesehen. Am Mittwoch stehen die Themenbereiche Populismus und Tourismus im Mittelpunkt mehrerer Referate. Am Donnerstag lernen die Stipendiaten bei einer landeskundlichen Wanderung und Vorträgen die Ladiner kennen.
Die Konrad-Adenauer-Stiftung ist eine politische Stiftung mit Sitz in Sankt Augustin bei Bonn und Berlin, deren Auslandsbüros weltweit mehr als 200 Projekte in über 120 Ländern betreuen. Die Stiftung folgt den Grundsätzen des ersten deutschen Bundeskanzlers und trägt seit 1964 dessen Namen; hervorgegangen ist sie aus der 1955 gegründeten “Gesellschaft für christlich-demokratische Bildungsarbeit”. Die Konrad-Adenauer-Stiftung fördert laut Eigenerklärung “begabte junge Menschen nicht nur aus Deutschland, sondern auch aus Mittel- und Osteuropa sowie aus den Entwicklungsländern ideell und materiell”; enger Kontakt wird zu nahezu 9000 ehemaligen Stipendiaten gehalten.