Von: mk
Bozen – Eine Landtagsabgeordnete nimmt ihren Säugling mit in eine Kommissionssitzung und löst einen Skandal aus. Dabei hat gerade das letzte Jahr hat uns allen und selbst den härtesten Unternehmensbossen und den traditionellsten Politikern klar vor Augen geführt, dass Kinder zum Leben und ebenso zum politischen Alltag gehören. In vielen Onlinesitzungen huschte ein Kind über den Bildschirm oder im Hintergrund waren Kinderlachen und -weinen zu hören. Darauf macht das Netzwerk der Eltern-Kind-Zentren Südtirols aufmerksam.
Kinder zu haben sei keine Ausnahme, sondern für viele Menschen die Regel. Daran sollten sich Rahmenbedingungen orientieren. „Unser Landtag nimmt leider bis heute keine Rücksicht auf die Angewohnheit von Frauen, Kinder zu gebären. Es gibt keine Elternzeit, ja nicht mal Mutterschutz für Abgeordnete“, erklärt das Netzerk. Würden sich Abgeordnete für eine längere Pause entscheiden, hafte ihnen alsbald der Ruf der „faulsten Abgeordneten“ an.
„Vereinbarkeit wird häufig immer noch auf eine persönliche, weibliche Ebene gedrückt. Eigentlich müsste Vereinbarkeit von Männern und Vätern mindestens gleichsam thematisiert werden. Denn auch ihnen hat jemand die Windeln gewechselt, sie wurden gestillt und werden irgendwann hoffentlich gepflegt. Unser gesamtes Wirtschaftssystem basiert auf unbezahlter weiblicher Fürsorgearbeit. Das ist nicht mehr zeitgemäß. Damit wird ein starres patriarchales System aufrechterhalten. Frauen und besonders Mütter werden verdrängt und jene, die sich am meisten um das Fortbestehen der Gesellschaft kümmern, diskriminiert. Ja, sehr schade, dass bisher keine Landtagsabgeordnete und kein Landtagsabgeordneter seine Nachkommen mitgenommen hat“, so das Netzwerk.
Vielleicht sei es an der Zeit, den Babys in die Augen zu sehen und sich zu besinnen, was es heißt, Politik zu machen, die nachhaltig und enkelkindertauglich ist. Wie das Netzwerk der Elkis betont, sei Familie ein Querschnittsthema. „Oberste Priorität sollte eine gesunde Gesellschaft sein, dementsprechend müssen die Rahmenbedingungen gestaltet werden. Vereinbarkeit ist ein gesamtgesellschaftliches Thema: Zeit für Fürsorge ist Zeit für Lebensqualität.“