Von: luk
Franzensfeste – Der Bau des Brennerbasistunnels ist zunehmend auf Schiene. Planungs- und Baufortschritte wurden heute bei einem Treffen in der Franzensfeste analysiert.
Die BBT-Zulaufstrecke Waidbruck-Franzensfeste soll 2017 ausgeschrieben werden. Um das Projekt, dessen Optimierung und das Verfahren der Dienststellenkonferenz ging es heute in der Franzensfeste bei einem Treffen von Landeshauptmann Arno Kompatscher, dem Regierungskommissar für den BBT, Ezio Facchin, Vertretern des Schienennetzbetreibers RFI und Italfer, dem Präsidenten der Bezirksgemeinschaft Eisacktal, Walter Baumgartner, dem Direktor der BBT-Beobachtungsstelle, Martin Ausserdorfer, sowie den Bürgermeisterinnen und Bürgermeistern der Anrainergemeinden und Vertretern der zuständigen Landesämter.
BBT-Regierungskommissar Facchin bezeichnete das Projekt Brennerbasistunnel als ein “großes Bauvorhaben, das die Zukunft der heranwachsenden Generationen verändern und das Territorium aufwerten” werde. “Am BBT wird mit Verantwortung, Ernsthaftigkeit und im Bewusstsein der Chancen gearbeitet, die das Vorhaben eröffnet”, so Facchin.
Für das gute Gelingen des Jahrhundertprojekts sei die Zusammenarbeit mit den Gemeinden eine Notwendigkeit, erklärte Landeshauptmann Arno Kompatscher einleitend. “Wir haben ein gutes Zwischenergebnis erzielt”, gab der Präsident der Bezirksgemeinschaft Eisacktal den Standpunkt der Gemeinden wider. Noch offene Fragen und entsprechende Lösungsvorschläge sollen nun in ein Dokument einfließen, das im Zuge der Ausführungsplanung Berücksichtigung finden kann.
Besprochen wurden dann die Ergebnisse des Projektprüfungsverfahrens im Rahmen der so genannten Dienststellenkonferenz, das vor rund einem Jahr angelaufen ist. Es dient dazu, Anliegen und Verbesserungswünsche der Gemeinden und des Landes gemeinsam mit RFI in das Projekt einzuarbeiten. Dieser Prozess steht nun vor dem Abschluss, nachdem zahlreiche Verbesserungen vorgenommen wurden. Nun können Land und Gemeinden grünes Licht für die weiteren Schritte bis hin zur Ausschreibung im Jahr 2017 geben.
Kritische Punkte waren vor allem der Fensterstollen bei Albeins, die Villnösser Brücke und die Lärmbelastung in Waidbruck. „Für alle drei Punkte konnten signifikante Verbesserungen erzielt werden“, berichtete beim heutigen Treffen Martin Ausserdorfer von der BBT-Beobachtungsstelle.
Was den Fensterstollen bei Albeins angeht, so konnte dieser zwar nicht vollständig aus dem Projekt gestrichen werden, jedoch wurde seine Größe auf ein Minimum reduziert. Alle technischen Anlagen werden in den Berg verlegt. Sofort nach seiner Realisierung erfolgt ein Rückbau bis zum Portal, so dass lediglich eine einfache Zufahrt übrigbleiben.
Bei der Villnösser Brücke einigte man sich darauf, die Lärmschutzwände zu erhöhen. Der Lärm soll zudem durch Installationen an den Portalen sowie einem Massefedersystem beim Gleisbett weiter gedämpft werden. Durch eine Simulation, die im Auftrag des Landesamtes für Luft und Lärm durchgeführt wurde, konnte festgestellt werden, dass die Anwohner dadurch keinen zusätzlichen Lärm ausgesetzt sind. Vielmehr wird es eine deutliche Verringerung der Lärmbelastung entlang der gesamten Strecke geben. Um das Ausmaß der Bauarbeiten bei der Einfahrt nach Villnöß so gering wie möglich zu halten, wurde beschlossen, einen kleinen Fensterstollen – ausgehend von der Fläche Prader Holz in Richtung Süden – zu verwirklichen. So können die Bauarbeiten in den Berg verlegt werden.
Auch im Bereich von Waidbruck konnten das Projekt verbessert und die Lärmbelästigung für die Bevölkerung im Vergleich zur derzeitigen Situation deutlich heruntergeschraubt werden. Nach den Umbauarbeiten beim Bahnhof wird das Dorf dem Eisenbahnlärm weniger ausgesetzt sein, als es heute der Fall ist.
Landeshauptmann Arno Kompatscher zeigte sich über den Fortschritt der Planungsarbeiten, die Optimierung des Projektes und die Zusammenarbeit aller Seiten äußerst zufrieden: “Man darf nie vergessen, dass ein solcher Abstimmungsprozess zwischen dem Land, den Gemeinden und RFI nicht gesetzlich festgelegt ist. Es ist auch den Bemühungen unserer Vertreter in Rom und der letzthin guten Zusammenarbeit mit RFI zu danken, dass es möglich war, dieses anspruchsvolle Genehmigungsverfahren des interministerielle Ausschuss für Wirtschaftsplanung CIPE beispielhaft umzusetzen.” Den Bürgermeistern und der Bezirksgemeinschaft Eisacktal sprach der Landeshauptmann ein Lob für deren Einsatz im Sinne der Anrainer aus: “Die Hartnäckigkeit der Gemeinden und die Unterstützung der Beobachtungsstelle für den BBT haben es ermöglicht, das Projekt für die Zulaufstrecke weitreichend und nachhaltig zu verbessern.”
Der Landeshauptmann verwies darauf, dass im Zuge der Ausführungsplanung einige Details noch definiert werden müssten: “Hier gilt es am Ball zu bleiben und weiter die Interessen des Landes, der Gemeinden und damit der lokalen Bevölkerung gegenüber RFI zu vertreten.”
Die Bürgermeister wurden zudem aufgerufen, ihre Vorschläge für die ökologischen Ausgleichsprojekte vorzulegen, die mit den Umweltgeldern finanziert werden sollen. Diese belaufen sich auf 32 Millionen Euro. BBT-Kommissar Facchin erklärte, dass diesbezügliche Projekte dem interministerielle Ausschuss für Wirtschaftsprogrogrammierung CIPE bereits am 17. Oktober 2016 unterbreitet werden könnten. Landeshauptmann Kompatscher sagte den Gemeinden die Unterstützung des Landes zu.
Die Ausschreibung des Projekts für die BBT-Zulaufstrecke wird im kommenden Jahre 2017 vorgenommen werden. Dies würde einen Baubeginn im Jahre 2018 bedeuten. “Unter diesen Voraussetzungen wird die Zulaufstrecke gleichzeitig mit dem BBT fertiggestellt”, so der Tenor des heutigen Treffens.
Alfreider: Realisierung des Brennerkorridors von strategischer nationaler Bedeutung
Die Nachricht des bevorstehenden Abschlusses des CIPE-Prozesses rund um das Projekt der BBT-Zulaufstrecke zwischen Franzensfeste und Waidbruck ist ein positives Signal weit über die Landesgrenzen hinaus. Durch die Sicherung der Finanzierung durch den CIPE-Beschluss vom 10. August 2016 hat die Regierung in Rom zum wiederholten Male die strategische Wichtigkeit des Brennerkorridors unterstrichen. Gerade in der jetzigen politischen Lage Europas sind Investitionen in grenzüberschreitende Infrastrukturprojekte weit mehr als ein bloßes Bauwerk, so SVP-Parlamentarier Alfreider.
Unter der Leitung der beiden Vorstände der BBT SE, Raffaele Zurlo und Konrad Bergmeister, konnte in den Monaten Juli und September bereits mit der Realisierung der letzten beiden Baulose des BBT in Südtirol begonnen werden. Von daher war es an der Zeit, nun auch bei den Zulaufstrecken zu handeln, was sich nun eindrücklich belegen lässt. Bereits 2017 kann das Projekt ausgeschrieben werden, um 2018 dann mit den Arbeiten zu beginnen. Somit wird eine gleichzeitige Fertigstellung beider Infrastrukturen ermöglicht.
Weiterer Meilenstein Zusammenarbeit zwischen Italien, Österreich und Deutschland
“Als Vorsitzender des parlamentarischen Zusammenschlusses „Amici del TEN-T“ freut es mich umso mehr, dass durch diese beiden Projekte europäischer Dimension, Italien seinen Teil dazu beiträgt, den von der Europäischen Kommission definierten Skandinavien-Mediterranen Korridor zu verwirklichen. Es ist dies auch ein Zeichen an Brüssel und die Nachbarländer Österreich und Deutschland, dass man seinen Teil dazu beiträgt, die drei Länder noch besser zu vernetzen und um den Austausch von Waren und Personen zu verbessern”.
Vor einigen Tagen wurde diesbezüglich ein weiterer Meilenstein erreicht. Nach mehreren Verhandlungen haben alle drei Staaten durch ihre Infrastrukturminister Delrio, Dobrindt, Leichtfried eine von mir vorgebrachte Initiative unterschrieben wonach auch die Zulaufstrecken grenzüberschreitenden und internationalen Charakter bekommen sollen. Dadurchwürden auch die Chancen für eine höhere EU Ko-Finanzierung steigen. Der Brenner Basistunnel alleine reicht nicht, denn nur durch die Realisierung der Zulaufstrecken kann der gesamte TEN-T Verkehrskorridor eine funktionierende, umweltfreundliche, E-mobilität der Zukunft garantieren”, so Daniel Alfreider.
Gute und Professionelle Zusammenarbeit vor Ort
“In zahlreichen Treffen mit dem Europäischen Koordinator und Minister Delrio wurde auf den fruchtbaren Dialog, welchen es rund um dieses Projekt zwischen RFI, dem Land und den Anrainergemeinden gegeben hat, hingewiesen. Der Erfolg dieses Modells, die lokalen Bedürfnisse bei einem Großprojekt dieser Dimension zu berücksichtigen, wird nachfolgenden Projekten sowohl in Italien als auch in Europa als Beispiel dienen. Hier gilt es allen Beteiligten einen Dank auszusprechen, dass in relativ kurzer Zeit eine solche Optimierung des Projekts im Sinne der Bevölkerung erzielt werden konnte.
Nun gilt es die Anstrengungen und Investitionen der italienischen Regierung auf südtiroler Boden bestmöglich für die einheimische Wirtschaft zu nutzen. Langfristig werden wir auch im Bereich des Tourismus noch mehr Möglichkeiten haben. Einerseits da Südtirol immer besser vernetzt wird und andererseits da die Lebensqualität im Eisacktal und Wipptal, und somit auch jene der Touristen, durch viel weniger Lärm ungleich höher sein wird”, sagt Daniel Alfreider abschließend.
Grüne: Terminplan und Finanzierung sind bei weitem zu optimistisch.
Landeshauptmann Kompatscher und BBT-Koordinator Ezio Facchin haben mit Martin Außerdorfer, Direktor der BBT-Beobachtungsstelle, den Bürgermeistern des Eisacktals gestern die Trassenführung der BBT-Zulaufstrecke Franzensfeste-Waidbruck vorgestellt, die von RFI realisiert werden soll. Dabei wurde festgestellt, dass die Wünsche von Bürgermeistern und Anwohnern weitgehend berücksichtigt wurden, bis auf die offenen Fragen der Talüberquerung in der Klamm vor Villnöss, des Fensters Albeins und des Lärmschutzes in Waidbruck.
“Bei aller Zufriedenheit der Bürgermeister und des Bezirkspräsidenten Baumgartner ist aber mit Nachdruck auf zwei Aspekte hinzuweisen, so die Grünen.
“Die Bauzeiten für die Zulaufstrecke, deren Baubeginn auf Anfang 2019 anberaumt wurde, sind bei weitem zu optimistisch. Während der BBT nach Stotterstart nun plangemäß voranschreitet, ist der Zulauf heillos verspätet, wohl zu sehr, um bis 2026 zeitgleich mit dem BBT fertig gestellt zu werden. Die im Juni 2011 vom damaligen Landeshauptmann Durnwalder getroffenen Aussagen „Wir haben den Eindruck, dass die Projektierung viel zu langsam verläuft“ wurde seitens des damaligen Koordinators Fabris mit der Aussage begegnet: „Das Projekt der Trasse wird innerhalb 2013 abgeschlossen.“, die Arbeiten bis 2015 zugewiesen. Davon war keine Rede, vielmehr wächst das Risiko, dass nach BBT-Fertigstellung das wachsende Aufkommen an Güterzügen offen durch das Tal donnert.
Die bisherigen Finanzierungszusagen von 1,6 Mrd. € für die Zulaufstrecke sind kaum ausreichend: Wenn der Tunnel selbst mit rund 60 km Strecke niedrig geschätzte 9 Mrd. € kosten wird, sind die Kosten für die 22 km lange Zulaufstrecke (1/3 des BBT) erstaunlich tief angesetzt. Auch wenn die Bauweise vereinfacht sein wird, ist schwer vorstellbar, dass die Baukosten für den Zulauf nur auf 50% des BBT liegen werden”, heißt es weiter.
Zusagen über schonende Trassenführung seien zwar erfreulich, blieben aber inhaltsleer, wenn Bauzeiten nicht eingehalten werden und die Finanzierungsgrundlage dünn ist. Die Grünen als BBT-Skeptiker, die andere Lösungen bei weitem bevorzugt hätten, bleiben weiter wachsam, heißt es abschließend.