Von: mk
Bozen – Die Betreuung von Mutter und Kind vor, während und nach der Geburt soll landesweit vereinheitlicht werden. Heute wurde das Konzept vorgestellt.
In den vergangenen Wochen und Monaten hat eine etwa 30-köpfige Arbeitsgruppe aus Gynäkologen, Hebammen, Pädiatern, Anästhesisten, Krankenpflegern, Kinderkrankenpflegern und Sanitätsassistenten an einem Konzept für eine vereinheitlichte Versorgung von Mutter und Kind vor, während und nach der Geburt gearbeitet. Bei einem Mediengespräch am heutigen Montagnachmittag (3. Oktober) wurde das Arbeitsergebnis vorgestellt.
Bestmögliches Angebot für Mutter und Kind
“Bei einer Erhebung im Laufe des Jahres 2015 haben wir festgestellt, dass die Betreuung rund um die Geburt in Südtirol unterschiedlich organisiert wird”, führte Gesundheitslandesrätin Martha Stocker beim heutigen Mediengespräch in das Thema ein. Gerade in diesem Bereich sei jedoch ein landesweit einheitliches Vorgehen wichtig, um im ganzen Land das bestmögliche Angebot für Mutter und Kind anzubieten, erklärte Stocker. Auf die Erhebung folgte eine Tagung mit mehr als 130 Teilnehmern, in der Folge wurden die Themen der Definition eines neuen Organisationsmodells, der Risikostratifizierung, der Betreuungspfade und der Sensibilisierung der Bevölkerung als prioritär eingestuft, im Entwurf des Landesgesundheitsplans verankert und von der Arbeitsgruppe “Rund um die Geburt” bearbeitet. “Im Mittelpunkt unserer Konzeptarbeit standen respektierte, informierte, gut betreute und zufriedene Frauen und Familien unter Berücksichtigung ihrer Wünsche und Bedürfnisse, die Gesundheit des Neugeborenen, die Sicherheit in der Betreuung und die rechtlichen Rahmenbedingungen”, erklärte Projektleiterin Veronika Rabensteiner. Neben einem landesweit einheitlichen Angebotsmodell sei ein besonderes Augenmerk auf eine gute Zusammenarbeit zwischen Krankenhaus und Territorium, öffentlichen und privaten Angeboten sowie unter den verschiedenen Berufsgruppen gelegt worden. “Was nötig ist, soll auch weiterhin im Krankenhaus gemacht werden, was möglich ist jedoch in den Sprengeln vor Ort und zuhause”, erklärte Rabensteiner das Konzept.
Neuerungen für Schwangerschaften mit niedrigem Risiko
Die Arbeitsgruppe hat sich in der Erarbeitung des Konzeptes zunächst auf die Betreuung von Müttern und Kindern mit niedrigem Risiko konzentriert und klar definiert, wer wann was und wo macht. Dabei konnte die Arbeitsgruppe auf bestehende Konzepte aufbauen und die Betreuung rund um die Geburt weiterentwickeln. Zukünftig soll daher die Nachbetreuung durch Hausbesuche landesweit ermöglicht werden. Für Geburten mit niedrigem Risiko soll weiters ein hebammengeführter Kreissaal in den Krankenhäusern mit Geburtenstationen eingeführt werden, wobei alle weiteren Fachkräfte (Gynäkologe, Pädiater, Anästhesist) für den Notfall anwesend sind. Der Primar der Neonatologie Hubert Messner, die Präsidentin des Hebammenkollegiums Astrid di Bella, der Primar der Gynäkologie des Gesundheitsbezirkes Bozen Sergio Messini, der Pflegedienstleiter des Territoriums im Gesundheitsbezirk Brixen Harald Frena, die Hebammenkoordinatorin im Gesundheitsbezirk Bruneck Isabella Obojes, der Koordinator des Landeskomitees für die Betreuung rund um die Geburt Horand Meier, die Kinderkrankenpflegerin im Gesundheitsbezirk Bruneck Manuela Haspinger und die Mitarbeiterin des Landesamtes für die Ausbildung des Gesundheitspersonals Evi Schenk berichteten von einer intensiven Diskussion und einem konstruktiven Arbeitsklima, bei dem “nicht ein Kompromiss im Sinne des kleinsten gemeinsamen Nenners, sondern eine Betreuung der Mütter und Kinder auf höchstem Niveau erreicht wurde.” Primar Sergio Messini bezeichnete die neuen Leitlinien als eines der nutzerorientiertesten und zukunftsweisendsten Betreuungsmodelle in Mitteleuropa.
Die Leitlinien werden nach ihrer formellen Verabschiedung und der einweisenden Schulung aller Mitarbeiter im gesamten Südtiroler Sanitätsbetrieb umgesetzt.