Von: ka
Bozen – Landesrätin Maria Hochgruber Kuenzer antwortete am Freitag auf die Landtagsanfrage(Landtagsanfrage Nr. 734/2020) des Team K bezüglich der geplanten Erweiterung des Biotops Millander Au(„Biotop Millander Au – geplante Erweiterung“).
1. Wer übernimmt die Planung dieses neugeschaffenen Biotops und überwacht die Umwidmung?
Zunächst muss die Entscheidung der Bauleitplanänderung abgewartet werden. Falls dem Antrag um Bauleitplanänderung stattgegeben wird und als Ausgleichsmaßnahme angrenzend an das Biotop Millander Au Flächen zur Renaturierung zur Verfügung stehen, wird die Ausweisung der Fläche als Biotop von Amts wegen durch die Abteilung Natur, Landschaft und Raumentwicklung erfolgen. Planung und Durchführung der Arbeiten sind in enger Zusammenarbeit und auf Anweisung des Amtes für Natur durchzuführen.
Wird dieses neugeschaffene Biotop in den Landschaftsschutzplan aufgenommen? Wird das Land Besitzer dieses neugeschaffenen Auwald-Biotops?
Das erweiterte Biotop wird durch eine Abänderung des Landschaftsplanes unter Schutz gestellt. Besitzer des erweiterten Biotops bleibt der Käufer der Flächen (Firma Progress).
Werden die Schuttmaterialien, die sich im Biotop der Millander Au befinden, entsorgt und wer kommt für diese Kosten auf?
Zur Renaturierung der Obstbaufläche sind umfangreiche Renaturierungsarbeiten erforderlich, das Gelände wird abgesenkt und das Erdmaterial ist wegzuführen. Ob sich auch Bauschutt unter der oberen Erdschicht befinden, entzieht sich unserer Kenntnis. Eventuell anfallende Kosten für eine fachgerechte Entsorgung sind bei den Kosten für die Renaturierungsarbeiten vorzusehen.
In welcher Nähe befindet sich die Terrassenführung der geplante Südspange von Brixen? Gibt es hierzu bereits eine Machbarkeitsstudie und wie werden dann die Abstände zum Biotop Millander Au und zum sensiblen Gebiet des Köstentalele eingehalten?
Laut Auskunft des Ressorts Infrastruktur und Mobilität wird im Bauvorhaben Südspange Brixen derzeit die Beauftragung des Planungsteams vorbereitet, aktuell gilt die Trasse laut Bauleitplan. In der ersten Projektierungsphase, welche für Frühjahr 2020 eingeplant ist, muss das Planungsteam verschiedene Trassenvarianten unter Berücksichtigung aller Rahmenbedingungen studieren. Auf Grundlage der sensiblen Situation entlang des Biotopes und im Köstentalele wurde in der Ausschreibung sowohl ein Landschaftsarchitekt als auch ein Biologe gefordert.
Stellungnahme der SOS Auwald Brixen
“Die Mitglieder von SOS Auwald Brixen erklären hiermit erneut, dass sie nicht gegen die Erweiterung der Millander Au sind. Es darf dafür aber auf keinen Fall der sehr wertvolle Auwald, Brutplatz von 29 verschiedenen Vogelarten, darunter auch sieben vom Aussterben bedrohte Arten, geopfert werden”, so Franz Pattis, Sprecher SOS Auwald Brixen.
“In der Anlage finden Sie ein Foto, wo man im Norden gleich südlich des weißen hohen Turmes der Fa. Durst, die hohen Bäume der Millander Au sieht. Daran angrenzend südlich des Biotops die grüne immer mit Gülle behandelte Wiese, die auch noch zum geschützten Bereich des Biotops gehört. Und wiederum südlich davon die große Obstplantage (ca. 1,6 Hektar) welche die Firma Progress bereits gekauft hat. Diese soll auch in das Biotop Millander Au integriert werden und ist auch Teil der Anfrage von Franz Ploner. Laut Antwort der Landesrätin Maria Hochgruber Kuenzer bleibt dieses Grundstück auch in Zukunft Eigentum der Firma Progress”, so Franz Pattis.
“Die ganze Fläche im Bild südlich der Millander Au wurde über einige Jahrzehnte mit Bauschutt bis zu 2 Meter hoch aufgefüllt und mit Obstplantagen ausgestattet. Aufgefüllt, weil die Fläche früher auf Flussniveau war. Unter Punkt 3 der Anfrage antwortet die Landesrätin Maria Hochgruber Kuenzer auf die Frage der Schuttmaterialien: „ob sich auch Bauschutt unter der oberen Erdschicht befindet, entzieht sich unserer Kenntnis“. Da scheint die Landesrätin allerdings nicht auf dem Laufenden zu sein. Tatsache ist aber, dass ältere Bewohner von Brixen bzw. von Milland davon berichten, dass über Jahrzehnte in den Feldern südlich der Millander Au Bauschutt abgelagert wurde wie z. B. auch die alte Millander Betonbrücke und die Dachziegel der Brixner Pfarrkirche”, fährt SOS Auwald Brixen fort.
“Ich habe heuer im Februar anlässlich der Renaturierungsarbeiten am Südrand des Biotops Millander Au, bzw. beim Ausheben eines neuen Sees, an deren nördlichen Böschungsmauer jede Menge von Müll gefunden und auch fotographisch festgehalten: unter anderem Materialien wie Teerklumpen, Gummischläuche, Styropor, Alu- und Nylonfolien, Eisendrähte, Eisenstangen, Plastik, Fliesen, rote Backsteinziegel usw. kamen da zum Vorschein! Auch Asbest, das bis vor ein paar Jahrzehnten sehr häufig im Bau verwendet wurde, kann natürlich nicht ausgeschlossen werden. Man muss daher kein Experte sein um zu verstehen, dass die Erweiterung der Millander Au niemals den absolut unbelasteten und dazu noch pestizidfreien Auwald „ersetzen“ kann”, meint Franz Pattis.
“Der bekannte Umweltaktivist Gregor Beikircher aus Vahrn und früherer Gemeinderat in Brixen, hat mir jedenfalls unlängst mal davon berichtet, dass dort unten auch reiner Müll abgelagert wurde. Sobald er das mitbekommen hatte, ließ er veranlassen, dass das Material wieder abtransportiert wurde. Es wird aber vermutet, dass trotzdem unten den Obstwiesen noch Müll lagert. Wo dieses Material nach dem Abtransport (siehe Punkt 3 der Antwort) abgelagert werden soll, ist eine andere Frage. Zwischen der grünen Wiese beim Biotop Millander Au und der Brixsana Klinik im Süden (weißer Kasten) wird wahrscheinlich dann auch die Südtangente von Brixen durch die Obstfelder führen. Laut Antwort auf die Landtagsanfrage erfolgt derzeit die Beauftragung eines Planungsteams. Im gültigen Bauleitplan ist die Südtangente derzeit viel weiter nördlich bzw. direkt am Südrand der Millander Sportplätze eingetragen. Das wäre natürlich die umweltschonenste Variante, da die Straße dort an die 300 Meter nördlich der Millander Au verlaufen würde und auf das Biotop nicht so gravierende Auswirkungen hätte”, so Franz Pattis weiter.
“Da aber die Firma Durst Bedenken angemeldet hat, dass ihre empfindlichen Messinstrumente längs der vielbefahrenen Umfahrungsstraße dann Erschütterungen zu erdulden hätten, scheint die Tendenz dahin zu gehen, dass die neue Trasse nun südlich der Millander Au verlaufen dürfte. Die Firma Progress hat auf jeden Fall schon vor längerer Zeit angekündigt, noch eine weitere Fläche im Süden der Millander Au anzukaufen. Ein Schelm, wer Böses dabei denkt!? Nähere Details in Bezug auf die Trassenführung im Bauleitplan finden Sie in der Antwort auf die Landtagsanfrage unter Punkt 4”, abschließend Franz Pattis, Sprecher SOS Auwald Brixen.