Mehr als 30 Häuser beschädigt

Drohnenattacke der Ukraine in Südrussland in der Nähe strategischer Atombomben

Donnerstag, 20. März 2025 | 09:11 Uhr

Von: APA/dpa/Reuters

Die südrussischen Städte Saratow und Engels sind nach Angaben der Regionalverwaltung Ziel des bisher größten Drohnenangriffs seit Beginn des Ukraine-Kriegs geworden. Bei den Attacken in der Nacht auf Donnerstag seien mehr als 30 Häuser beschädigt worden, teilte der Gouverneur der Region Saratow, Roman Busargin, auf Telegram mit. Alle Rettungsdienste seien mobilisiert worden. Es gab demnach mindestens eine verletzte Frau.

Laut Busargin brennt es 700 Kilometer von der Front entfernt auf einem Flugplatz in Engels nahe einem russischen Stützpunkt für strategische Bomber. Demnach wurden wegen Bränden auf dem Militärflugplatz Bewohner des Gebiets in Sicherheit gebracht. Auf dem Stützpunkt in Engels sind schwere strategische Tupolew Tu-160-Atombomber stationiert. Nach offiziellen Angaben wurde zudem der Verkehr auf den zivilen Flughäfen Saratow und Engels vorübergehend eingestellt. Für den Landkreis Engels wurde der Katastrophenfall ausgerufen, wie Kreischef Maxim Leonow mitteilte.

Russland wirft Ukraine Bruch von Vereinbarung vor

Russland wirft der Ukraine vor, die mit US-Präsident Donald Trump vereinbarte Aussetzung der Angriffe auf Energieanlagen zu unterlaufen. “Es ist völlig klar, dass es sich um eine weitere Provokation handelt, die speziell vom Kiewer Regime vorbereitet wurde und darauf abzielt, Friedensinitiativen zu stören”, sagt die Sprecherin des russischen Außenministeriums, Maria Sacharowa, mit Blick auf den Brand eines Öldepots in der südrussischen Region Krasnodar. Nach russischer Darstellung ist das Öllager durch einen Angriff ukrainischer Drohnen in Brand gesteckt worden.

Unter Vermittlung von US-Präsident Trump haben Russland und die Ukraine zwar zugesagt, vorübergehend die gegenseitigen Angriffe auf Energieanlagen einzustellen. Der Minimalkompromiss soll aber auf Ziele dieser Art begrenzt sein; der Zeitpunkt des Inkrafttretens ist unklar. US-Vertreten führen dazu weitere Gespräche mit den Kriegsparteien. Beide Länder überziehen sich immer wieder mit Attacken von Kampfdrohnen, wobei die Opfer in der Zivilbevölkerung und die Schäden an der Infrastruktur in der Ukraine ungleich größer sind als in Russland.

Das russische Verteidigungsministerium hatte zuvor mitgeteilt, dass im Verlauf der Nacht in verschiedenen Regionen des Landes mehr als 130 ukrainische Drohnen abgeschossen worden seien – mehr als 50 davon in Saratow, 40 in Woronesch sowie Dutzende weitere in den Regionen Belgorod, Rostow, Kursk, Lipezk. Betroffen war demnach auch die von Moskau schon 2014 annektierte Schwarzmeer-Halbinsel Krim.

Massive Drohnenschläge auch gegen Ukraine

Die Ukraine meldete in der Früh zehn Verletzte, darunter vier Kinder, in der Stadt Kropywnyzkyj im Gebiet Kirowohrad im Zentrum des Landes. Einsatzkräfte des Zivilschutzes berichteten von Schäden an Wohnhäusern. Nach Angaben der ukrainischen Flugabwehr gab es insgesamt gegen das Land 171 Drohnenangriffe. 75 unbemannte Flugobjekte seien abgeschossen worden, 63 hätten ihr Ziel nicht erreicht.

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj verurteilte die neuen Luftschläge. Sie zeigten auch, welche Einstellung Russland zu einem Frieden habe, schrieb er im Kurznachrichtendienst X. Selenskyj wirft Kremlchef Wladimir Putin immer wieder vor, kein Interesse an einer Beendigung des Krieges zu haben.

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