Von: luk
Bozen – Die faschistischen Symbole an zwei Masten bei der Talferbrücke werden wieder aufgestellt.
Es handelt sich dabei um die beiden Holzstatuen der “Kapitolinischen Wölfin” und des “Markuslöwen”, die Ignaz Gabloner in den Dreißiger-Jahren geschaffen hatte und die im vergangenen Mai vom Standort, an zwei Säulen an der Talferbrücke, gehoben worden sind. Von den Skulpturen hatten sich Teile gelöst und sind zu Boden gefallen.
Nun hat sich der Stadtrat in seiner gestrigen Sitzung zu einer Entscheidung durchgerungen: Er hat die Restaurierung der alten Statuen und die Anfertigung von Kopien für eine Kostensumme von Euro 30.475 beschlossen.
Die beiden Originale werden im Museum eingelagert und die beiden Kopien werden auf den beiden Säulen, die im nächsten Jahr saniert werden, angebracht. Insgesamt sollen laut Medienberichten Kosten von rund 65.000 Euro entstehen.
“Betrachten wir die Geschichte als solche und schauen wir nach vorne” – sagt Bürgermeister Caramaschi. Er fügt hinzu “Dass dies nicht die Probleme sind, die Einfluss auf die Entwicklung unserer Stadt nehmen. Meine Vaterlandsliebe beruht nicht auf diesen Symbolen, aber wir haben eine juridische und moralische Verpflichtung diese Werke zu erhalten. Ob sie Gefallen finden, oder nicht, kann ich nicht beurteilen – aber diese Maßnahme wirkt sich sicher nicht auf die Entwicklungen unserer Stadt aus. Faszinierend ist hingegen die Maßnahme, die am Piffrader-Relief am Gerichtsplatz verwirklicht wird. Das Projekt verbirgt Tiefe und künstlerisches Feingefühl. Hannah Arendts Schriftzug mit der Aussage, dass niemand hat das Recht zu gehorchen hat, ergibt Sinn und nimmt Bezug auf die Geschichte unseres Landes.”
Die SVP zeigte sich enttäuscht und lehnt die Wiederaufstellung nach wie vor ab. Aufgrund des Beschlusses soll es jedoch keine Krise im Rathaus geben.
Blaas spricht von „Faschismus-Disneyland“
Der Freiheitliche Landesparteiobmann und Landtagsabgeordnete Walter Blaas kritisiert in einer Aussendung die Wiederrichtung der römischen Wölfin und des Markuslöwen am „Siegesplatz“ in Bozen. Auf Kosten der Steuerzahler sollen zwei Duplikate der angeschlagenen Statuen aufgestellt werden. Bei Blaas herrscht Unverständnis über das befremdende Verhalten der SVP im Gemeinderat und den seltsamen Umgang mit der Südtiroler Geschichte.
„Wäre die Anschaffung von Duplikaten zweier Statuen aus der Faschistenzeit auf Kosten der Steuerzahler durch eine linke Stadtregierung kein bitterer Ernst, so gliche dies einer Münchhausengeschichte“, hält Walter Blaas fest. „Mit etwa 44.000,00 Euro werden die beiden Duplikate der Wölfin und des Löwen zu Buche schlagen, um der faschistischen Symbolik Genüge zu tun. Rund um das Siegesdenkmal und die umliegenden Straßen erinnert bereits die gesamte Architektur an dieses Kapitel der Geschichte. Aus welchem Grund jedoch die einzelnen Elemente und Symbole mit Duplikaten aufgewertet werden, scheint schleierhaft, außer es besteht das unbedingte Bedürfnis einer künstlichen Geschichtserhaltung“, erklärt der Freiheitliche Landesparteiobmann.
„Die abgewetterte Wölfin und der angeschlagene Löwe hätten abgenommen und ohne Renovierung einem Dokumentationszentrum übergeben werden sollen“, ermahnt der Freiheitliche Landesparteiobmann. „Die Relikte aus dem Faschismus gehören nicht auf öffentliche Kosten renoviert und schon gar nicht reaktiviert in Form von Duplikaten. Damit wird nichts anderes als eine künstliche Erlebniswelt des Faschismus` in Bozen geschaffen“, erläutert Blaas.
„Mit besonderem Unverständnis ist dem Verhalten der SVP im Gemeinderat zu begegnen. Mit ihrem Vertretungsanspruch der deutschen und ladinischen Sprachgruppe in der der Landeshauptstadt hätte sie ihr politisches Gewicht zur Verhinderung dieser Maßnahmen einsetzen sollen“, betont der Freiheitliche Landesparteiobmann abschließend.
JG: Faschistische Symbole gehören ins Museum
Die Junge Generation in der SVP verurteilt die vom Bozner Bürgermeister Renzo Caramaschi vorangetriebene Entscheidung des Bozner Stadtrates, wonach die Restaurierung und die Anfertigung von Kopien der am Bozner Siegesplatz stehenden römischen Wölfin und des Markuslöwen beschlossen worden ist und bedauert, dass Caramaschi auf die Bedenken und Einlenkversuche der SVP-Vertreter keineswegs eingegangen ist.
Bei diesen beiden Statuen handelt es sich um Relikte aus der Zeit des Faschismus, die an die Italianità und die Zugehörigkeit zum römischen Reich erinnern sollen. Während derartige Symbole in ganz Europa verboten und abgebaut werden, werden in Südtirol von diesen faschistischen Symbolen entsprechende Kopien angefertigt, damit sie auch in Zukunft in schönstem Glanze erstrahlen mögen.
„Der absolute Supergau ist, dass für diese Arbeiten öffentliche Steuergelder eingesetzt werden. Steuergelder, die zu einem nicht unwesentlichen Teil auch von deutschsprachigen Boznerinnen und Boznern kommen. Aus unserer Sicht wäre es richtig gewesen, die beiden Statuen in ein Museum zu bringen, wo sie an die fürchterliche Zeit des Faschismus erinnern hätten. Die Anfertigung von Kopien und das Wiederaufstellen der beiden faschistischen Symbole sind aus unserer Sicht jedenfalls der falsche Weg und hinterlassen bei uns einen bitteren Nachgeschmack!“, so der SVP-Landesjugendreferent Stefan Premstaller und seine Stellvertreter Julian Stuffer, Sonja Plank und Manuel Raffin abschließend.