19-Jähriger wurde am 7. August 2024 in Ternitz festgenommen

Brisante Ermittlungen gegen Verdächtigen im Swift-Verfahren

Sonntag, 19. Januar 2025 | 13:45 Uhr

Von: apa

Die Staatsanwaltschaft Wien hat ihre Ermittlungen gegen den Hauptverdächtigen im Zusammenhang mit einem mutmaßlich vereitelten Terror-Anschlag auf ein am 9. August 2024 geplantes Konzert von Taylor Swift im Ernst-Happel-Stadion ausgeweitet. Das bestätigte Behördensprecherin Nina Bussek am Sonntag der APA. Laut “Kronen Zeitung” (Sonntag-Ausgabe) wollte der 19-Jährige aus Ternitz (Bezirk Neunkirchen) bereits im März 2024 in Dubai einen Terror-Anschlag begehen.

Wie die “Krone” ausführlich berichtet, soll der 19-Jährige gemeinsam mit zwei weiteren jungen, in Ostösterreich ansässigen bzw. vermuteten Anhängern der radikalislamistischen Terror-Miliz “Islamischer Staat” (IS) vorgehabt haben, am 11. März des Vorjahrs – zu Beginn des Fastenmonats Ramadan – zeitgleich an drei unterschiedlichen Orten jeweils ein Attentat zu begehen. Beran A. flog nach Dubai und hatte demnach im Sinn, vor einer Moschee einen Soldaten niederzustechen und anschließend mit dessen Revolver “auf Menschen in der Umgebung zu schießen”, wie er später gestanden haben soll. Dann habe ihn aber der Mut verlassen. Er habe sich “im letzten Moment” gegen einen Angriff entschieden, weil er befürchtete, “im Kugelhagel der Polizei zu sterben und davor leiden zu müssen”, zitiert die “Krone” aus einer verschriftlichten Einvernahme des Beschuldigten.

Bekannter von Beran A. soll Anschlag in Mekka verübt haben

Einer der beiden Glaubensbrüder, mit denen Beran A. Anfang 2024 zunächst auf Snapchat einen Treueschwur auf den IS veröffentlicht und seit Februar blutige Terror-Pläne verfolgt haben soll, schreckte dagegen vor der Umsetzung offenbar nicht zurück. Zunächst bestätigten Sicherheitskreise der APA am Sonntag den “Krone”-Bericht, demzufolge ein 20-jähriger Niederösterreicher in Saudi Arabien in Haft sitzt. Er soll zum vereinbarten Zeitpunkt vor der Al-Haram-Moschee in Mekka einen Sicherheitsbeamten niedergestochen und schwer verletzt haben. Danach soll er drei weitere Männer und eine Frau angegriffen und verletzt haben, eher er von Einsatzkräften überwältigt und festgenommen werden konnte.

Die Al-Haram-Moschee ist die größte Moschee der Welt. In ihrem Hof befinden sich die Kaaba, das zentrale Heiligtum des Islam. Der 20-Jährige aus Niederösterreich soll nach Mekka geflogen sein und sich dort die Tatwaffe besorgt haben. Dem ersten Sicherheitsbeamten soll er vor der Moschee das Messer in den Hals gestochen haben, bei den anderen Opfern handelte es sich ebenfalls um Sicherheitskräfte, die auf den bewaffneten Angreifer losgingen und die dieser mit Hieben und Stichen mit dem Messer abwehren wollte.

Außenministerium bestätigt Inhaftierung in Saudi Arabien

Seitens des Außenministeriums hieß es dazu Sonntagmittag, man könne diesen Fall bestätigen. Der 20-Jährige sei in Saudi Arabien in Haft und werde konsularisch betreut. Man sei auch in Kontakt mit dessen Angehörigen, teilte ein Sprecher der APA mit. Weitere Fragen – etwa in welchem Gefängnis sich der Mann befindet oder zu den Haftbedingungen – blieben mit dem Hinweis auf Datenschutzbestimmungen unbeantwortet.

Nach APA-Informationen war der 20-Jährige mutmaßliche IS-Anhänger der Direktion Staatsschutz und Nachrichtendienst (DSN) bereits bekannt. Die Identität des Dritten im Bunde – dieser war nach Istanbul geflogen, um dort einen Anschlag durchzuführen – soll nach Darstellung der “Krone” noch nicht endgültig geklärt sein. Er dürfte sich demnach noch auf freiem Fuß befinden – insofern kommt aus Sicht der Strafverfolgungsbehörden die nunmehrige mediale Berichterstattung ungelegen. Hinweise, dass es um den 11. März 2024 in Istanbul einen terroristischen Akt gegeben hat, liegen laut “Krone” den heimischen Ermittlern derzeit nicht vor.

U-Haft für 19-Jährigen in Wien verlängert

Gegen den 19-Jährigen, der am 7. August 2024 in Ternitz festgenommen wurde und der sich seither in der Justizanstalt Wien-Josefstadt befindet, wird mittlerweile auch wegen terroristischer Straftaten (§ 278c StGB) in Verbindung mit Vorsatzdelikten wie versuchtem Mord ermittelt, wobei die endgültige Beurteilung nach Abschluss der Ermittlungen erfolgen wird. Das Wiener Landesgericht hat erst vor wenigen Tagen – am 13. Jänner – die U-Haft verlängert, teilte Gerichtssprecherin Christina Salzborn auf Anfrage der APA mit.

Hinsichtlich des Anschlags in Mekka wird dem 19-Jährigen ein “psychischer Tatbeitrag” vorgeworfen. Er soll den 20-Jährigen bestärkt haben, den Terrorakt vor der Al-Haram-Moschee durchzuziehen. Der Anwalt des 19-Jährigen war am Sonntag für die APA vorerst nicht erreichbar.

Auf einschlägigem Kanal “Opferung” angekündigt

Der junge Ternitzer dürfte sich seit 2023 radikalisiert haben. Er konsumierte auf sozialen Netzwerken Videos so genannter Hassprediger. Über TikTok, Telegram und Signal wurde er Teil eines Netzwerks, das Anschlagspläne im Namen des IS wälzte. Anfang 2024 kündigten er und seine Komplizen dann auf einem einschlägigen Kanal eine “Opferung” an, die arabischen Länder müssten “von Mohammeds Feinden befreit” und “die ganze Welt von den Muslimen, den gläubigen Muslimen erobert werden”, wobei eine Herrschaft nach den Regeln der Scharia angestrebt wurde.

Nach seiner Rückkehr aus Dubai rückte der 19-Jährige von seinen Terror-Absichten nicht ab. Laut jüngsten Ermittlungsergebnissen, aus denen die “Krone” zitiert”, zog er zunächst einen Anschlag auf die Regenbogenparade der LGBTIQ+-Community oder in einer Sehenswürdigkeit in Betracht, entschied sich Ende Juli bei der Lektüre eines Zeitungsberichts über die bevorstehenden Auftritte von Taylor Swift in Wien jedoch um.

Zur Vorbereitung auf den mutmaßlich geplanten Anschlag aufs Happel-Stadion soll sich der 19-Jährige Dokus über den Charlie-Hebdo-Anschlag und über die verheerenden Terrorakte in Amerika vom 11. September 2001 angeschaut und teilweise mehrmals täglich in einem Fitnessstudio trainiert haben. Die Strafverfolgungsbehörden gehen davon aus, dass er möglichst viele vor dem Stadion versammelte “Swifties”, wie die Fans der Sängerin genannt werden, entweder mit einem selbst gebastelten Sprengsatz oder bereits in seinem Besitz befindlichen Hieb- und Stichwaffen töten wollte.

Dank eines Hinweises des FBI kam man dem 19-Jährigen rechtzeitig auf die Spur. Bei einer Hausdurchsuchung des am 7. August Festgenommenen wurden neben in jedem Baumarkt erhältlichen Chemikalien und der TATP-haltigen Flüssigkeit elektronische Zündvorrichtungen, ein Zwölf-Kanal-Sender, eine Zündkapsel, ein 60 Zentimeter langes Metallrohr, ein 30 Zentimeter langes Kampfmesser, eine 46 Zentimeter lange Machete und ein Butterfly-Messer sichergestellt.

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