Von: mk
Meran/Schenna – Die Standseilbahn Meran-Schenna, geplant von der Talstation am KarlWolf-Parkplatz in Meran über die Haltestellen in der Handwerkerzone Dorf Tirol und am Sportplatz in Schenna bis zur Bergstation beim Vereinshaus in Schenna, bleibt auch nach dem Meinungsaustausch beim Infotag umstritten. Das Bürger-Komitee „Standseilbahn Meran Schenna – SO NICHT!“ schreibt in einer Pressemitteilung von einem „sehr teuren, aufwändigen Nischenprojekt mit schlechten Ergebnissen in Bezug auf Lebensqualität und Nachhaltigkeit“.
Viele Meraner Stadtteile und beliebte Tourismusorte wie das Zentrum von Dorf Tirol, die Gärten von Schloss Trauttmansdorff und die Talstation der Seilbahn Meran 2000 würden nicht angebunden. Darüber hinaus würden Techniker bestätigen, dass die Zufahrt von Schenna nach Meran eigentlich ein sekundäres Problem darstelle. Laut der im Januar vorgelegten Verkehrserhebung für den Plan für nachhaltigen städtischen Verkehr (PUMS) entfalle die größte Zahl der täglichen Autozufahrten auf die Strecke Lana-Meran (13.400), gefolgt vom Autoverkehr aus Algund (6.000), Marling (4.100), Tscherms (3.200), Dorf Tirol (3.100) und schließlich Schenna (2.800).
Für diese “Nebenstrecke Schenna”, auf die weniger als zehn Prozent aller Autozufahrten nach Meran fallen, wolle das Land 110 Millionen Euro investieren. 37,5 Millionen Euro (Fixbetrag) kommen aus dem PNRR-Fonds. Der Rest der Kosten (zuzüglich noch nicht absehbarer Steigerungen) soll von der Provinz oder von möglichen privaten Investoren getragen werden.
„Nach Ansicht der Techniker würde die Standseilbahn allein das Problem der zunehmenden Verkehrsströme aus Schenna nicht lösen. Zusätzlich müsste eine neue Express-Buslinie mit zwölf neuen, 18 Meter langen Elektrofahrzeugen für insgesamt 360 Fahrten pro Tag durch die Stadt eingerichtet werden. Dieser Verkehr wird in Richtung der Talstation am Karl-Wolf-Parkplatz fließen und das Chaos in diesem Viertel vergrößern“, so das Komitee. Die Standseilbahn scheine ein Fremdkörper zu sein, der weder in die bestehende Verkehrsinfrastruktur der Stadt noch in wichtige Ziele wie den Bahnhof, das Karl-WolfSchulzentrum und das Krankenhaus integriert sei.
Die Standseilbahn soll nach Schätzungen der Ingenieure täglich 6.700 Personen befördern – hauptsächlich Touristen aus Schenna, die zum Einkaufen oder zur Stadtbesichtigung nach Meran fahren. „Wir fragen uns jedoch, was passiert, wenn die Nebensaison in Schenna (3.000 Einwohner inklusive sämtlicher Fraktionen) beginnt und die Touristen ausbleiben. Wird die Standseilbahn von November bis Februar ihren Betrieb einstellen? Ingenieur Ebner (Projektant des Küchelbergtunnels) hat in Anwesenheit von Ingenieur Vallazza die Lösung vorgeschlagen, die Talstation der Standseilbahn in die Kavernen-Garage zu verlegen und sie mit den Ausgängen der Garage in die Stadt und direkt mit den Bussen in der Galilei Straße zu verbinden, um so einen direkten Zugang zum Stadtzentrum zu ermöglichen. Unser Eindruck vom Infotag ist, dass man bereit ist zuzuhören, aber wenig geneigt ist, unsere Vorschläge zu akzeptieren, als ob das Projekt nie wirklich zur Diskussion stehen würde“, erklärt das Komitee.
So werde das ruhige Wohnviertel, das die Meraner liebevoll “Musikerviertel” nennen, zu einem überdimensionierten Bahnhof, der die Gäste von Schenna auf die Stadt und das Umland verteile. „Wir haben darauf hingewiesen, dass die Straßen des Viertels eng und für die geplanten 18 Meter Gelenkbusse ungeeignet sind, da diese an Kreuzungen nur schwer wenden können. Wir sind nach wie vor der Meinung, dass die Annahme, Gäste aus Schenna würden für den Weg nach Meran bevorzugt die Standseilbahn nutzen (inklusive ‚Expressbus‘, Zug und eventuell einen zweiten Bus) nicht sehr realistisch ist. Das eigene Auto wird immer noch die erste Wahl sein. Wir haben die Techniker daran erinnert, dass frühere Erhebungen des Züricher Mobilitätsplaners Willi Hüsler ergeben haben, dass 77 Prozent der Gäste, die in Meran ankommen, in der Stadt bleiben“, so das Komitee.
Nur sieben Prozent davon würden nach Schenna hinauffahren, während 51 Prozent der Gäste aus Schenna hinunter nach Meran fahren. Es sei daher sehr zweifelhaft, ob diese Infrastruktur den Meraner Bürgerinnen und Bürgern wirklich diene. Erklärt das Komitee.
Nach der Tunnelfahrt durch den Küchelberg überquert die Standseilbahn die Passer beim Naherholungsgebiet Lazag über ein Viadukt. „Dieses Viadukt ist schon von weitem sichtbar und verschandelt die Kulturlandschaft und das Naherholungsgebiet, um das uns viele Gäste – auch aus Schenna – zweifelsohne beneiden. Auch hier haben wir auf unsere wiederholten Anfragen zur Verringerung dieser Umweltbelastung keine konkreten Antworten erhalten“, so das Komitee.
Das Fazit des Komitees lautet: „Das Projekt war schon vorher nicht gut – und ist jetzt kein bisschen besser! Die meisten Bürgerinnen und Bürger, die am 15. Februar zum Infotag kamen, hatten wohl den gleichen Eindruck wie wir: gute Bereitschaft zuzuhören, aber wenig Bereitschaft, unsere Vorschläge zu akzeptieren.“