Von: luk
Bozen – Eine Initiativgruppe einen Nachhaltigkeitsplan, um in Südtirol “das wirtschaftliche und gesellschaftliche Leben neu aufzubauen”.
“Lust auf Zukunft machen und alle zu ihrer aktiven Gestaltung ermuntern”: Unter diesem Motto hat eine Initiativgruppe heute in der Gärtnerei Schullian in Bozen ein Manifest zur Zukunft Südtirols präsentiert, das von allen Interessierten unterzeichnet werden kann. Die Gruppe will dabei nichts weniger, als “das wirtschaftliche und gesellschaftliche Leben neu aufzubauen”, und das innerhalb weniger Jahre.
“Das aufgesetzte Manifest skizziert die Vision zu einer lebenswerten und nachhaltigen Zukunft, die dank gemeinsamer Anstrengungen gesichert werden kann. Im Kern ist es ein Aufruf zu einem Schulterschluss zwischen Politik, Wirtschaft und Bevölkerung, den Wandel konsensorientiert herbeizuführen, der notwendig ist, um auf lokaler Ebene die von der UNO und der EU angepeilten Klimaziele zu erreichen. Wir haben es in der Hand, diesen Wandel erfolgreich zu gestalten“, betonte die Initiativgruppe.
Von der Förderung der regionalen Kreislaufwirtschaft über den Schutz der Artenvielfalt bis hin zum Ziel der Klimaneutralität bis 2035 benennt das Manifest eine Reihe von Maßnahmen für das “notwendige Umdenken” in den Versorgungssystemen, im Konsum und im Umgang mit der Natur. Landesregierung und Landtag werden dazu eingeladen, einen Zukunftspakt mit der Bevölkerung und den Interessenvertretern abzuschließen. Die Bevölkerung soll dabei die Möglichkeit erhalten, ihre Ideen einzubringen und die politischen Weichenstellungen mitzubestimmen. Ungefähr 250 Bürgerinnen und Bürger mit unterschiedlichem sozialem Hintergrund haben mit ihrer Unterschrift bekundet, dass sie eine Entwicklungsplanung unterstützen, die auf wissenschaftliche Expertise, Interessenausgleich und Bürgerbeteiligung aufbaut.
„Wir können und müssen auf lokaler Ebene dazu beitragen, das Ziel der Klimaneutralität bis 2050 zu erreichen,“ ergänzt der Klimaforscher Georg Kaser. “Die Voraussetzungen für eine Reduzierung der Treibhausgasemissionen um 60 bis 70 Prozent bereits bis 2030 sind in Südtirol gut, sofern wir in Politik, in Wirtschaft und im Konsum die richtigen Entscheidungen treffen.”
„Wir waren erstaunt, wie viele, aus unterschiedlichsten Kreisen, unser Manifest spontan unterzeichnet haben, um auf die dringende Notwendigkeit des Umdenkens hinzuweisen. Südtirol hat großes Potential, im Bereich Nachhaltigkeit eine wegweisende Rolle einzunehmen,“ erklärt der Unternehmer Johannes Engl, einer der Initiatoren.
Kris Krois von der Freien Universität Bozen betont die Dringlichkeit, jetzt den notwendigen Wandel schnell und wirksam anzugehen: „Noch ist es möglich, für unsere Kinder und Enkelkinder intakte Lebensräume und nachhaltige Versorgungssysteme zu schaffen. Dieser Verantwortung müssen wir uns stellen.“ Das Manifest fordert dazu einen langfristigen, gemeinsam erarbeiteten Nachhaltigkeitsplan.
„Dieser Plan soll Bestehendes stärken. Ich halte das im Manifest ausgewiesene Ziel der Klimaneutralität innerhalb 2035 für ehrgeizig, aber machbar“, erklärt Emilio Vettori, „Es braucht aber noch viel Informationsarbeit und Bewusstseinsbildung, damit ökologische und soziale Nachhaltigkeit unsere Gesellschaft neu ausrichten.“
Dass ein Umdenken auch Werte der Gesellschaft und Organisationsstrukturen tiefgreifend verändern muss, ist den Initiatoren bewusst. Die Sozialwissenschaftlerin Sabina Frei spricht das damit verbundene Konfliktpotenzial deutlich an: „Wir müssen Verteilungs- und Zielkonflikte in den Blick nehmen. Denn ein Nachhaltigkeitsplan muss neben der Sicherung der wirtschaftlichen Entwicklung und der Rücksicht auf ökologische Belange auch auf Fragen der sozialen Gerechtigkeit und Inklusion als wesentliche Säulen eine Antwort geben.“
Deshalb sei die Einbindung von Bürgerinnen und Bürgern, Interessenverbänden und Fachleuten zu einem Prozess der Meinungsbildung auf Augenhöhe unumgänglich. „Das Erfolgsrezept ist, Politik nicht für, sondern mit den Menschen als Protagonisten zu gestalten!“
Der Wortlaut des Manifests und die Liste der Unterzeichner ist auf der www.zukunftspakt-pattofuturo.org in beiden Landessprachen veröffentlicht.
Interessierte sind dazu aufgerufen, durch ihre eigene Unterschrift die Initiative zu stärken.