Von: mk
Bozen – Als „absolut unverständlich“ bezeichnet der Landtagsabgeordnete der BürgerUnion, Andreas Pöder, die Ernennung eines Direktors der italienischen Eisenbahnen aus Rom zum Verwaltungsrat der landeseigenen Südtiroler Transportstrukturen AG STA durch die Landesregierung.
„Die Südtiroler Transportstrukturen Gesellschaft STA ist eine Landesgesellschaft, eine Inhouse-Gesellschaft noch dazu, und ein wichtiger Player im Südtiroler öffentlichen Personennahverkehr. Die STA ist sozusagen der verlängerte Arm von Landeshauptmann Arno Kompatscher und Mobilitätslandesrat Florian Mussner im Bereich des öffentlichen Personennahverkehr. Die STA hat nicht nur strukturelle Aufgaben sondern verwaltet enorme Summen im öffenlichen Verkehrsbereich. Vor wenigen Tagen hat die Landesregierung ohne größere öffentliche Aufmerksamkeit zwei der drei Verwaltungsratsmitglieder der STA neu ernannt. Neben dem bisherigen STA-Präsidenten, Martin Ausserdorfer sitzen künftig Giampiero Striscuglio von den italienischen Eisenbahnen (RFI) und Rechtsanwältin Gabriela Wieser neu im Verwaltungsrat. Striscuglios Arbeitssitz ist bei den italienischen Eisenbahnen in Rom, er ist ein leitender Angestellter der Tochtergesellschaft der italienischen Eisenbahnen, RFI. Striscuglio spricht eher dürftig deutsch, was nebenbei die Frage aufkommen lässt, welche Sprache künftig bei STA-Verwaltungsratssitzungen gesprochen wird und in welcher Sprache die Protokolle verfasst werden“, erklärt Pöder.
„Offensichtlich hat die Landesregierung, und allen voran Landeshauptmann Arno Kompatscher, ihre neue Liebe zu den italienischen Eisenbahnen entdeckt. Erst vor wenigen Tagen hatte die Landesregierung beschlossen, das künftige Streckennetz der elektrifizierten Vinschgauer Bahn und den damit verbundenen Zugdienst nicht mehr exklusiv an die SAD zu vergeben sondern die Hälfte des Kuchens an Trenitalia zu übertragen“, so Pöder. Wie er informell vernommen habe, „will künftig auch einer weiteren Tochtergesellschaft der italienischen Eisenbahnen, Busitalia, im Südtiroler Nahverkehrsmarkt mitmischen und somit nicht nur den größeren Südtiroler Linienkonzessionären Konkurrenz machen sondern vor allem die vielen Kleinen aus dem Feld schlagen,“
Der Neuzugang im STA-Verwaltungsrat, Giampiero Striscuglio, sei unzweifelhaft ein Fachmann im Bereich Personennahverkehr. Vergleiche man ihn mit den beiden anderen Verwaltungsräten, sei er wohl der einzige „gelernte“ Fachmann im künftigen Verwaltungsrat der Südtiroler Transportstrukturen AG. „Dass dies ausgerechnet ein leitender Angestellter der italienischen Eisenbahnen sein musste, ist nur schwer nachvollziehbar”, so Pöder.
STA-Präsident Martin Ausserdorfer ist neben seiner Funktion als SVP-Bürgermeister Kommunikationsexperte und Politikwissenschaftler sowie an vorderster Stelle beim Brennerbasistunnel tätig.
„Die neue Verwaltungsrätin Gabriela Wieser ist unzweifelhaft eine fähige Rechtsanwältin, allerdings in den Bereichen Arbeitsrecht, Handelsrecht und Sportrecht und nicht wie man aufgrund ihrer Ernennung zur Verwaltungsrätin in der STA vermuten möchte, in den Bereichen Transportrecht, Infrastrukturrecht sowie Vergaberecht“, fügt Pöder hinzu.
In einer Landtagsanfrage will Pöder unter anderem wissen, was die Landesregierung dazu bewegt hat, die italienische Eisenbahn in den STA-Verwaltungsrat zu holen, und wie sie die neue Zusammensetzung des Verwaltungsrates erklärt.