Von: luk
Marling – Am Wochenende ist in Marling im Südtiroler Burggrafenamt das Tiroltreffen der deutschen Burschenschaft über die Bühne gegangen. Die im Vorfeld stark kritisierte Veranstaltung fand im Vereinshaus statt.
Ursprünglich hätte das Treffen in Algund stattfinden sollen. Doch nach Protesten machte die dortigen Verantwortlichen einen Rückzieher. Die Burschenschafter suchten dann offenbar nach Alternativen und fanden diese in Marling. Aus der Gemeinde ist zu vernehmen, dass man bei der Anmietung hinters Licht geführt worden sei. Man sei von einem „deutsch-italienischen Kulturverein“ kontaktiert worden. Gekommen waren dann die Burschenschafter.
Antifa: “Schiffbruch im sonnigen Süden”
Für die Organisation gegen Rechtsextremismus “Antifa” Meran war das Burschenschafter-Treffen in Südtirol ein Reinfall. Sie schreibt in einer Aussendung:
Es sollte ein zweitägiges Fest im Zeichen von Nation und Vaterland werden, eine Vernetzungsfeier im „deutschen Süden“, eine unbeschwerte Fahrt zu stramm rechten, echten deutschen Freunden. Manchmal läuft nicht alles nach Plan. Und manchmal läuft alles aus dem Ruder: Die Deutsche Burschenschaft hat ein Debakel erlitten wie schon lange nicht mehr.
“Die Verbandstagung: zusammengekürzt, chaotisch, spärlich besucht. Nur rund einhundert Teilnehmer zog es nach Südtirol. Und dann wurde auch noch öffentlich bekannt, dass sich die Deutschnationalen als ‘deutsch-italienischer Kulturverein’ ausgeben mussten, um überhaupt an einen Raum zu kommen. Der Donnerstag begann für die Deutsche Burschenschaft miserabel mit einer Polizei-Razzia bei der Mitgliedsverbindung “Teutonia Prag” aus Würzburg, Bayern, wegen des Verdachts auf Volksverhetzung und das Verwenden verfassungswidriger Symbole. Die Suche nach Räumlichkeiten für das verkürzte Programm am Freitag und Samstag in Südtirol gestaltete sich schwierig, da mehrere Gaststätten im Meraner Raum Anfragen ablehnten und sich von der Gruppe distanzierten”, so die Antifa weiter.
“Mehr Glück hatte der von rechtsextremen dominierte Verband beim ‘Sandwirt’ im Passeiertal. Dort konnten sich die Burschen am Freitag fröhlich versammeln, obwohl die Betreiber Bescheid wussten, dass sie sich unter anderem Neonazis in die Stube holen. Auf Nachfrage galt: ‘Geschlossene Gesellschaft’. Beim Marlinger Vereinshaus mussten sich die Deutschnationalen am Samstag dann schon bis zur Lächerlichkeit verbiegen, um an den Raum zu kommen: Gebucht wurde dieser für die Gründungsfeier eines ‘deutsch-italienischen Kulturvereins’, so eine Verantwortliche des Hauses. Der große nationale Schulterschluss mit der deutschsprachigen Rechten in Südtirol bei der Tirol-Feier am Samstag war ausgeblieben. Mit dabei waren jene Politiker, die sich bereits im Vorfeld für die Burschenschafter stark gemacht hatten. Um nur einige zu nennen: Otto Mahlknecht (Freiheitliche), Melanie Mair (STF), Gudrun Kofler (STF und FPÖ)”, erklärt die Antifa.
“Nach der klaren Positionierung der Gemeinde Algund und ähnlichen Aussagen vonseiten SVP-Leitung wäre davon auszugehen gewesen, dass der Deutschen Burschenschaft keine öffentlichen Räume in Südtirol zur Verfügung gestellt werden. Letztlich konnten rechtsextreme Burschenschafter im Marlinger Vereinshaus feiern. Und auch wenn die Verantwortlichen in Marling beklagen, ‘getäuscht’ worden zu sein: Hier wurde von der Gemeinde und SVP-Bürgermeister Felix Lanpacher wohl bewusst weggesehen, da allen klar sein musste, dass die Burschenschafter für diesen Tag ein Ersatzlokal suchen. Festgehalten werden kann, dass die Deutschnationalen und Rechtsextremen bei ihrem Versuch, für ihre Sache im ‘deutschen Süden’ zu werben, eindeutig Schiffbruch erlitten haben. Gleichzeitig hat die Auseinandersetzung gezeigt, wie wichtig antifaschistisches Engagement, Bündnisarbeit und Vernetzung sind”, schließt die Antifa.