Von: mk
Bozen – Landeshauptmann Arno Kompatscher plädiert dafür, auch in Südtirol mit der Corona-App Immuni so bald wie möglich zu starten – vorausgesetzt, die Privatsphäre der Teilnehmer wird geschützt. Die App soll dazu dienen, die Ausbreitung des Coronavirus im Land zu überwachen, berichtet die Tageszeitung Alto Adige.
Kompatscher hat an einer Videokonferenz mit Gesundheitsminister Roberto Speranza, mit Regionenminister Francesco Boccia sowie den Ministern für Infrastruktur und Digitales teilgenommen. „Wir wollen bei den ersten mit dabei sein, die mit der App starten – unter Berücksichtigung aller Vorsichtsmaßnahmen“, erklärt Kompatscher laut Alto Adige.
Nutzer können sich die App auf freiwilliger Basis herunterladen. Im Wesentlichen besteht sie aus zwei Funktionen: Einmal registriert sie über Bluetooth sämtliche Kontakte mit anderen Personen, die näher als einen Meter an einen herankommen. Zum zweiten wird der Nutzer aufgefordert, sämtliche klinische Daten wie Alter, Geschlecht, Vorerkrankungen oder Einnahme von Medikamenten einzugeben. Die Liste sollte ständig aktualisiert werden. Kommt es zu Symptomen einer Erkrankung, sind die Nutzer dazu aufgefordert, dies ebenfalls zu vermerken.
Die Antikörpertests
Unterdessen ist Südtirol mit den ersten Antikörper-Tests gestartet. Die Tests gelten als wesentlicher Schritt zur Vorbereitung für Phase zwei. Unter anderem sollen damit symptomlose Träger des Virus herausgefiltert werden. Anhand der Blutprobe lässt sich feststellen, ob jemand mit dem Coronavirus in Kontakt gekommen ist, oder nicht. Doch Kompatscher warnt: „Nur weil jemand Antikörper hat, heißt das noch lange nicht, dass man geschützt ist.“ Das Testergebnis sei keine Immunitätsbescheinigung.
Die Tests in St. Ulrich wertet Kompatscher zwar als aufschlussreich, doch seiner Ansicht könne man keine definitiven Schlüsse ziehen. Der Sanitätsbetrieb will deshalb privaten Anbietern mit Antikörper-Tests zur Seite stehen, die im Labor des Bozner Krankenhauses validiert wurden.
Am Montag wurden 3.500 Mitarbeiter des Weißen Kreuzes getestet. Ab 24. April will man drei Wochen lang das Personal aller sieben Krankenhäuser im Land einem Antikörper-Test unterziehen.
Keine Neunsteckungen mehr
Das Nationale Beobachtungszentrum zur Gesundheit in Italiens Regionen geht unterdessen davon aus, dass es ab 28. Mai in Südtirol die Ansteckungsquote bei null liegt. Die Gesamtzahl der Ansteckungen ist in Südtirol bereits insgesamt niedrig. Nun zeichnet sich ein langsamer Abwärtstrend ab.
Gesundheitslandesrat Thomas Widmann hofft allerdings, dass es bereits vor dem 28. Mai keine Neuansteckungen mehr in Südtirol gibt.
Der Koordinator des Beobachtungszentrums, Walter Ricciardi, prognostiziert jeweils unterschiedliche zeitliche Abläufe in den einzelnen Regionen. Demnach sollen es die Basilicata und Umbrien zuerst schaffen, die die Kette der Neuansteckungen vollständig zu unterbrechen. Die beiden Regionen zählten am 17. April lediglich eine bzw. acht neu infizierte Personen.
Die Regionen im mittleren Norden, wo die Lungenkrankheit Covid-19 am meisten gewütet hat, dürften hingegen die letzten sein. In der Lombardei, wo die erste Infektion stattgefunden hat, gehen die Experten von einem Abbruch der Ansteckungen erst am 28. Juni aus, in den Marken am 27. Juni. In beiden Regionen flacht die Infektionskurve nur sehr langsam ab.
Während für das Latium der 12. Mai angegeben wird, rechnet man damit, dass im Süden bereits Anfang Mai die Ansteckungsquote bei null liegt. Insgesamt zeigen die Daten, dass sich die Epidemie nur sehr langsam in ihre Grenzen verweisen lässt.
Außerdem legen die Zahlen einen nach Regionen unterschiedlich gestaffelten Eintritt in die Phase zwei nahe. Generell warnen die Experten vor einem vorschnellen Ende des Lockdowns und einer zu raschen Rückkehr zur Normalität. Ihnen zufolge könnte dies die in den letzten Wochen unternommenen Anstrengungen zunichtemachen.