Von: mk
Wien – Tiertransporte werden in Österreich laut Tierschützern weiter abgefertigt, obwohl bekannt ist, dass diese stunden- oder gar tagelang an den Grenzen feststecken können. Ob sie ihre Zieldestination erreichen werden, ist ebenso ungewiss, denn die Ein- und Durchfuhrbedingungen der Länder können sich wegen der Corona-Krise stündlich ändern, Grenzen sogar geschlossen werden. Der Verein gegen Tierfabriken (VGT) fordert aufgrund der prekären Lage einen sofortigen Export-Stopp.
Nicht nur Menschen, auch Tiere würden in den kilometerlangen Staus an den Grenzen leiden – Transportfahrzeuge heizen sich in der prallen Sonne schnell auf, eine Versorgung auf den Lkw sei oft unmöglich. „In Deutschland musste die Feuerwehr bereits ausrücken, um Tiere in Transportern mit Wasser zu versorgen. Auch werden in der Nähe von Grenzen Bauernhöfe für Notabladungen gesucht, wo Tiere versorgt werden können. Die Situation ist an vielen Grenzübergängen katastrophal“, erklärt der VGT.
„Es ist für uns unbegreiflich, dass weiterhin Tiertransporte starten dürfen, obwohl stundenlange Wartezeiten vorprogrammiert sind und die Versorgung der Tiere nicht sichergestellt werden kann“, sagt Tobias Giesinger, Kampagnenleiter des Vereins gegen Tierfabriken (VGT).
Dabei sei die EU-Verordnung unmissverständlich: Es dürfe kein Transport durchgeführt werden, wenn das Wohlbefinden der Tiere nicht sichergestellt werden kann. Zusätzlich seien die Beförderungsdauer so kurz wie möglich zu halten und der Transport ohne Verzögerungen durchzuführen. „Trotzdem werden aus Österreich Tiertransporte abgefertigt. Kilometerlange Staus an den Grenzen und unvorhersehbare Entwicklungen in den Ziel- und Transitländern werden ignoriert“, erklären die Tierschützer
„Exportstopp als einzige Lösung“
Die Behörden sind verpflichtet, einen Transport zu untersagen, wenn eine berechtigte Annahme besteht, dass den Tieren dabei unnötiges Leid zugefügt werden könnte. Der VGT fordert einen sofortigen Stopp von Tiertransporten aus Österreich hinaus.
„Unermessliches Tierleid durch stundenlange Verzögerungen an den Grenzen und unvorhersehbare Entwicklungen fordern einen sofortigen Exportstopp von lebenden Tieren. Wir appellieren an das Ministerium und die zuständigen Behörden aller Bundesländer, aufgrund der akuten Notsituation keine Transporte mehr von Tieren ins Ausland zuzulassen“, fährt Giesinger fort.
Die EU habe kürzlich in einem Schreiben an alle Ministerien der Mitgliedstaaten nicht an die Tiere gedacht – so sollen die Transporte während der Corona-Krise aufgrund der Infektionsgefahr von Fahrern und Veterinären auch ohne die Begutachtung eines Amtstierarztes abgefertigt werden können. Wie die Tiere geschützt werden könnten, werde nicht thematisiert, kritisieren die Tierschützer.
Der VGT hat gemeinsam mit weiteren Tierschutzorganisationen einen Brief der Eurogroup for Animals an die EU unterzeichnet, in dem ein sofortiger Transportstopp aller grenzüberschreitenden Transporte gefordert wird – dieser richtet sich zusätzlich auch an das österreichische Ministerium.
„Das Martyrium, dem die Tiere auf Transporten ausgesetzt sind, wird jetzt wegen Corona noch zusätzlich verschlimmert. Wir fordern das Ministerium auf, unverzüglich zu handeln, um das maßlose Leid der Tiere zu stoppen“, endet Tobias Giesinger verärgert.