Von: mk
Bozen – Die Corona-Krise hat bestehende Ungleichheiten verstärkt. Dies trifft auch auf die Chancengleichheit am Arbeitsplatz zu. Expertinnen und Experten warnen seit Beginn der Krise, dass diese sich stark auf weibliche Erwerbsbiografien auswirken wird. Gleichstellungsrätin Michela Morandini bestätigt dies: „Diese Krise hat gezeigt, auf welch wackligen Beinen die berufliche Chancengleichheit steht. Als Beispiel dient hier das Thema der Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Durch das Wegfallen von Betreuungs- und Bildungsstrukturen sind es mehrheitlich die Frauen, die beruflich kürzertreten.“
Die vor kurzem veröffentlichten Zahlen des Landesinstitutes für Statistik bestätigen dies und sprechen eine klare Sprache: Insgesamt waren die Auswirkungen des Covid-19-Notstands auf dem Arbeitsmarkt im Zeitraum April bis Juni 2020 deutlich zu spüren, Frauen sind davon stärker betroffen. Insgesamt 13.000 Menschen weniger gingen in Südtirol einer Arbeit nach, als noch im ersten Quartal – davon waren 11.700 Frauen.
Die weibliche Erwerbstätigkeit ist eklatant auf 61,9 Prozent gesunken. Im gleichen Zeitraum des Vorjahres waren 66,5 Prozent der Frauen erwerbstätig, das ist ein Verlust von fünf Prozent. Jene der Männer ist nur um ein Prozent gesunken. Südtirol stellt dabei keine Ausnahme dar. Laut der europäischen Statistikbehörde Eurostat stieg die weibliche Arbeitslosenrate von 6,9 Prozent im April auf 7,5 Prozent im Juni, während die männliche Arbeitslosenrate in diesen Monaten unverändert bei 7,0 Prozent lag.
„Diese Zahlen bestätigen die Befürchtungen, die bereits während des Lockdowns geäußert wurden“, so die Gleichstellungsrätin. „Die verstärkte Notwendigkeit an unbezahlter Familienarbeit auf Grund der Schließung von Schulen und Betreuungseinrichtungen wurde fast ausschließlich von Frauen getragen. Dies hat Arbeitgeber verunsichert und das Risiko erhöht, dass Frauen für den Arbeitsmarkt unattraktiv werden“. Zudem, vermutet die Gleichstellungsrätin, schieben viele Frauen aufgrund der derzeitigen unsicheren Situation die aktive Arbeit zugunsten der Familienarbeit auf.
Das sind nur die ersten konkreten Auswirkungen einer Reihe von negativen Folgen für erwerbstätige Frauen oder jene, die Arbeit suchen, ist die Gleichstellungsrätin sicher.
Sie ruft dazu auf, den Bemühungen und Maßnahmen zur Stärkung der Vereinbarkeit von Familie und Beruf gerade in dieser herausfordernden Zeit besondere Aufmerksamkeit zu schenken, um langfristigen negativen Folgen entgegenzuwirken. Dabei müssten alle Bereiche – von der Wirtschaft bis hin zur Bildung – an gemeinsamen Maßnahmen arbeiten.