Von: luk
Bozen – Im Landtag wurden heute Anträge zu Covid-Abwassertests und der Tourismusstrategie behandelt.
Beschlussantrag Nr. 373/21: Covid-19-Frühwarnsystem – Abwasseranalysen zur Erfassung von SARS-Cov2-Infektionen (eingebracht von den Abg. Ploner F., Köllensperger, Faistnauer, Ploner A. und Rieder am 08.01.2021). Der Landtag möge die Landesregierung verpflichten, 1. ein abwasserbasiertes epidemiologisches Frühwarnsystem zur Erkennung der SARS-CoV-2 Infektion bei der Landesagentur für Umwelt und Klimaschutz – Sektion Biologisches Landeslabor einzurichten und mit den nötigen Materialien und Personal auszustatten, um ein Monitoring großer Bevölkerungsgruppen auf die SARS-CoV-2-Infektionsherden zu ermöglichen; 2. der Landesagentur für Umwelt und Klimaschutz die Möglichkeit zu geben, sich dem Netzwerk „Coron-A“, welche Expertise und Ressourcen in der Abwasserepidemiologie, Abwassermikrobiologie und Abwassermolekularbiologie in Österreich bündelt, und/oder dem Istituto Superiore di Sanità anzuschließen, um umfassende Informationen zur räumlichen Verteilung und des zeitlichen Verlaufes der COVID-19- Pandemie zu haben; 3. die Landesabteilung Europa in Zusammenarbeit mit der Landesagentur für Umwelt und Klimaschutz und mit den Landesabteilungen im Bundesland Tirol und in der Autonomen Provinz Trient für die Europaregion zu beauftragen, ein Projekt zur COVID-19- Abwasserinfektionsepidemiologi e zu formulieren, um EU-Mitteln für den Aufbau eines infektiologischen Abwasserfrühwarnsystems zu erhalten; 4. für die unmittelbare Deckung der Kosten zur Anbringung von Messgeräten bei den Kläranlagen und den Hauptsammlern die entsprechenden Mittel im Nachtragshaushalt bereits vorzusehen.
Der Sanitätsbetrieb habe bereits ein Pilotprojekt in diesem Sinne gestartet, erklärte Franz Ploner (Team K). “Abwassertests machenor allem bei niedrigen Fallzahlen Sinn. Südtirol hat ein bestens ausgebautes Kläranlagenetzwerk, wodurch alle Gebiete des Landes gut abgedeckt sind. Abwassertests benötigen einen Bruchteil der Ressourcen von Massentests. Eine steigende und sinkende Virenbelastung ist fast zeitgleich mit dem „wahren“ Infektionsgeschehen zu beobachten und nicht erst um eine Inkubationszeit von 7-8 Tagen verzögert. Die 44 Kläranlagen decken beinahe die gesamte Südtiroler Bevölkerung ab. Die Abwassertests könnten somit als Suchtest bezeichnet werden, die mit einem relativ geringen zeitlichen und materiellen Aufwand Infektionsherde erkennen lassen und somit ein wichtiges Monitoringsystem in der Überwachung der SARS-Cov-2-Pandemie des Landes darstellen.” Eine Abwasseruntersuchung sei wichtig, da vor allem Asymptomatische kaum getestet würden, sie sei ein gutes Frühwarnsystem, um rechtzeitig geeignete Maßnahmen zur Epidemieeindämmung zu setzen, und sie sei kostengünstiger.
Der Vorschlag mache durchaus Sinn, meinte Sven Knoll (Süd-Tiroler Freiheit) und fragte, ob diese Untersuchung bereits gemacht werde. Er befürchte, dass die Untersuchung nun zu spät komme, laut den heutigen Zahlen bewege man sich mit Vollgas um Richtung Lockdown. Er fragte auch, ob sich der Verdacht auf eine Mutation bestätigt habe und ob auch die Einführung des neuen Schnelltests erwogen werde, bei dem der Tampon nur in den vorderen Nasenflügel eindringen müsse. Dies wäre nützlich, wenn man den Leuten einfache Tests anbieten wolle.
Der Antrag fordere das, was anderswo bereits gemacht werde, erklärte Paul Köllensperger (Team K). Er beantragte eine getrennte Abstimmung zu den Punkten 1 und 2.
Risikomanagement bestehe aus mehreren Abschnitten, meinte Hanspeter Staffler (Grüne), eines davon sei das Frühwarnsystem. Daneben gebe es auch die Vorsorge und den Einsatz. Ein gutes Frühwarnsystem sei viel wert. Die Landesagentur für Umwelt habe ein gutes Labor, daher wäre dieses Frühwarnsystem mit begrenzten Mitteln machbar.
Magdalena Amhof (SVP) sah ein solches System ebenfalls als sinnvoll. Es sei bereits angewendet worden, z.B. in Mals, und sollte weiter verwendet werden. Um eine Bereitschaft zum Testen zu erreichen, brauche es einfache und schmerzfreie Tests, auch in diese Richtung sollte man weitergehen.
LR Giuliano Vettorato berichtete, dass diese Methode bereits angewandt werde, seit April 2020. Es gebe eine Reihe von Entnahmestellen, mit denen man 75 Prozent des Landesgebiets überwachen könne. Man wolle dies weiter ausbauen, um auf 90 Prozent zu kommen. Dafür brauche es einen weiteren Biologen und einen Labortechniker. Die Landesregierung teile das Anliegen des Antrags, könne aber nur die beiden ersten Punkte annehmen, die anderen zwei enthielten Fehler und seien nicht notwendig.
Es gehe darum, das Frühwarnsystem zu institutionalisieren und eine Vernetzung innerhalb der Euregio zu erreichen, erklärte Franz Ploner. Letzteres könne man auch mit einer späteren Bestimmung erreichen. Ziel sollte es sein, durch frühe Erkenntnisse harte Lockdowns für das ganze Land zu vermeiden.
Die Punkte 1 und 2 des Antrags wurden mit 33 Ja und einem Nein angenommen, die Punkte 3 und 4 mit 15 Ja, 18 Nein und einer Enthaltungen abgelehnt.
Beschlussantrag Nr. 375/21: Urlaubsziel Südtirol. Strategieplan für den nachhaltigen, sicheren und digitalen Tourismus der Zukunft. (eingebracht vom Abg. Nicolini am 14.01.2021). Der Landtag möge die Landesregierung verpflichten, 1. die Rolle von IDM und Verkehrsämtern als Koordinierungsstellen auszubauen, um das Tourismusangebot entsprechend dem Vorbild der DMOs zu differenzieren; 2. im Sinne eines Digitalisierungsschubs weitere kostenlose Instrumente für in der Tourismusbranche tätige Unternehmen zur Verfügung zu stellen; 3. einen Arbeitstisch für Interessensvertreter einzurichten, um ein neues, saisonunabhängiges Tourismusangebot für Kunststädte, Landgemeinden und Thermen aufzubauen.
Irgendwann würden die Gastbetriebe wieder öffnen, und dafür brauche es eine Strategie, meinte Diego Nicolini (5 Sterne Bewegung). Analysen würden zeigen, dass man auf die historischen Touristen setzen sollte, die unser Land bereits kennen würden. Andererseits scheine Südtirol auf den Karten derzeit rot auf, daher müsse man den Aspekt der Sicherheit besonders beachten. Die Zeit scheine geeignet, mehr auf langsameren Tourismus zu setzen, auf neue Trends wie Altstädte, Thermen usw. In dieser Zeit brauche es Angebotspakete, die auch der aktuellen Pandemiesituation Rechnung tragen. Um Interesse zu wecken würden sich auch 3D-Modelle als Voransicht anbieten. Das Web-Marketing biete verschiedenste Möglichkeiten, dafür brauche es auch die entsprechende Ausbildung.
Helmut Tauber (SVP) schätzte die detaillierte Analyse des Antrags, wies jedoch darauf hin, dass es das geforderte Netzwerk bereits gebe. Man arbeite konstant zusammen, um auf diese schwierige Situation einzugehen. Es seien auch Arbeitsgruppen mit Landesressort, Uni und Eurac eingerichtet worden, um neue Strategien und Angebote auszuarbeiten. Das IDM arbeite bereits an verschiedenen digitalen Strategien.
Der Tourismus habe in Südtirol ein großes Gewicht, wirtschaftlich, ökologisch und soziokulturell, meinte Brigitte Foppa (Grüne). Es zeige sich der Bedarf nach einer Neuorientierung, auch der Dreier-Landtag habe sich z.B. für eine nachhaltigere Erreichbarkeit ausgesprochen. Foppa verwies auf den Grünen-Antrag zum Kongresstourismus, der auch in diese Richtung gehe. Ihre Fraktion werde die Punkte 1 und 2 des Antrags unterstützen. Was es am meisten brauche sei eine Debatte darüber, welchen Tourismus man in Zukunft haben wolle.
Im Antrag stehe nichts wirklich Neues, meinte Paul Köllensperger (Team K). Es habe im Sektor eine Verbeamtung stattgefunden, mit IDM, DMO usw., die dem Tourismus nicht wirklich nütze. Der Tourismus sei der einzige Sektor, für den die öffentliche Hand das Marketing zahle. Was wirklich funktioniere, sei das Booking-System, das der HGV ins Leben gerufen habe, nicht das Land. Es gehe nun darum, wie man nicht mehr Touristen hole, sondern wie man den Südtirolurlaub zum Erlebnis mache.
Der Tourismus sei nicht erst seit Corona im Umbruch, bemerkte LR Arnold Schuler. Noch vor einem Jahr sei Overtourism das Thema gewesen. Nicolini habe viele Fragen richtig erkannt. Die Mundwerbung werde weiter eine große Rolle spielen, aber man sei auch auf neue Gästegruppen angewiesen. Die Angst vor dem Verlust junger Gäste habe sich als unbegründet erwiesen, das Angebot sei auch für diese attraktiv. Im vergangenen Sommer habe Südtirol, auch durch verstärkte Werbung, viele neue Gäste angelockt. Die Sicherheit werde auch nach Corona eine wesentliche Rolle spielen, auch die Nachhaltigkeit. Die Tourismusreform erfahre nun eine Fortsetzung, wobei die Basisarbeit erhalten bleiben und die Kräfte mehr gebündelt werden sollten – derzeit gebe es noch 74 Tourismusvereine. Die Dachmarke werde mehr Gewicht erhalten. Sehr vieles sei derzeit in Arbeit.
Wenngleich er vieles im Antrag teile, könne er ihn in dieser Form nicht mittragen.
Die Debatte zum Antrag wird am Nachmittag fortgesetzt.