Von: mk
Bozen – Eine 25-köpfige Delegation aus der Steiermark mit Vize-Landeshauptmann Michael Schickhofer an der Spitze ist am 28. Juni in Bozen mit Landeshauptmann Arno Kompatscher zusammengetroffen. „Wir wollen die besten Ideen Europas in die Steiermark holen und deshalb suchen wir den Austausch mit Südtirol“, beschrieb Schickhofer, in der Steirischen Landesregierung zuständig für Regionen, Gemeinden, Umwelt, Klima und Energie, das Ansinnen des Besuchs.
Kompatscher berichtete über die Situation in Südtirol. Er verwies dabei auf die Südtiroler Finanzregelung, „bei der das Steueraufkommen im Land bleibt und der Staat nicht noch mehr Geld holen kann“. „Südtirol ist vor allem ländlicher Raum, deshalb gibt es Straßen zu allen Orten und Wohn- und Gewerbezonen sowie Kulturhäuser in den Dörfern, um Lebensqualität und Arbeitsplätze vor Ort zu halten – ein Prinzip, das wir weiter verfolgen etwa mit Kitas, Breitband oder den De-Minimis-Beiträgen für die Nahversorgung“, unterstrich Kompatscher. Durch das neue Landesgesetz Raum und Landschaft, so Kompatscher, wolle das Land Zersiedelung vermeiden, Verfahren vereinfachen, die Bestandsnutzung freier gestalten und einen Baudialog einführen.
Die 116 Gemeinden würden sich aus Transfers seitens des Landes finanzieren, wobei letzthin dabei auch die Einnahmen der Gemeinden, wie etwa durch die Immobiliensteuer, beachtet würden, erklärte der Landeshauptmann.
„In der Steiermark gibt es seit kurzem ein Regionalentwicklungsgesetz, welches gemeinsam mit Städtebund und Gemeindebund eingeführt wurde und das Land in sieben Entwicklungsregionen einteilt, die jeweils ein eigenes Budget und eine Entwicklungsstrategie haben und nun Zukunftsbilder für die kommenden 15 Jahre entwickeln“, berichtete Schickhofer über die Situation in der Steiermark.
Ein gemeinsames Thema war die Mobilität, vor allem die großen Korridore wie die Brennerachse mit dem Brenner Basistunnel oder der baltisch-adriatische Korridor mit dem Semmering-Tunnel und die Verbindungen zwischen diesen. In Südtirol würde regional vor allem in den Schienenverkehr investiert, so Kompatscher.
In punkto Wirtschaft ging es um den Facharbeitermangel. „Trotz guter dualer Ausbildung und Durchlässigkeit der Schulsysteme müssen wir verstärkt Facharbeiter anwerben und auch Hochqualifizierte zurückholen etwa durch Beiträge an Betriebe“, sagte Kompatscher.
„Mit sieben Millionen Ankünften und 33 Millionen Nächtigungen ist der Tourismus Anschub für alle regionalen Kreisläufe und schafft Arbeitsplätze vor Ort“, berichtete Kompatscher. Nun gelte es, die erfolgreiche Dachmarke als Gütesiegel weiter zu entwickeln, so der Landeshauptmann. Laut Kompatscher konnte die Forschungs-und Entwicklungsquote in den vergangenen Jahren leicht gesteigert werden.
Interesse zeigte die steirische Delegation auch an Gesundheitswesen und Pflege in Südtirol. Kompatscher erklärte dazu die Pflegesicherung und das Vorhaben, eine Zusatzversicherung durch Gesundheitsfonds ähnlich dem Modell derZusatzrente aufzubauen, um Pflege längerfristig zu finanzieren. Im Gesundheitsbereich sei es zudem wichtig, künftig die Facharzttitelanerkennung zu verbessern und die Facharztausbildung nach dem österreichischen Modell zu ermöglichen, so der Landeshauptmann.
Die steirische Delegation mit Politikern aus den sieben steirischen Regionen, Steakholdern und Journalisten hat in Südtirol verschiedene Betriebe und die Baustelle für den Brenner Basistunnel besucht.