Von: mk
Bozen – Wie Südtirol hat der Landkreis in Baden-Württemberg mit Ärztemangel zu kämpfen und damit, dass die angrenzende Schweiz sehr viel höhere Löhne zahlen kann.
Der Landkreis Waldshut im deutschen Bundesland Baden-Württemberg liegt an der Schweizer Grenze. Er hat 32 Gemeinden und ungefähr 170.000 Einwohner. Südtirol hat 116 Gemeinden und rund 530.000 Einwohner – dazu kommen noch rund 90.000 Touristen und 40.000 bis 60.000 Menschen, die täglich über die Autobahn fahren. “Auch wenn sich Südtirol und Waldshut in vielen Punkten unterscheiden, stehen wir im Bereich der Gesundheitsversorgung auch vor ähnlichen Herausforderungen”, sagte Gesundheitslandesrätin Martha Stocker kürzlich bei einem Treffen mit Vertretern des Landkreises. Zum einen treffe der Ärztemangel, mit dem ganz Europa zu kämpfen hat, Gebiete auf dem Land stärker als Großstädte, zum anderen grenzten sowohl Südtirol als auch Waldshut an die Schweiz, die Ärzte und Pflegepersonal mit sehr viel höheren Gehältern anwirbt. “Gerade vor diesem Hintergrund organisieren sich die Gesundheitssysteme neu und nutzen die medizinische Entwicklung wie auch wir in Südtirol. Wir versorgen die Patienten dort, wo sie die Dienste benötigen: die Grundversorgung mit den Hausärzten und den Sprengeln bis in alle Landesteile und Täler hinaus, die Notfallversorgung und die intensive stationäre Betreuung in unserem Netzwerk der sieben Krankenhäuser”, so Stocker.
Die Delegation rund um Landrat Martin Kistler zeigte großes Interesse am Südtiroler Sprengelsystem. “Unser Ziel ist es, dass die Krankenhäuser sich auf die Behandlungen im Akutbereich konzentrieren können”, erklärte Ressortdirektor Michael Mayr. Vor allem chronisch kranke und ältere Menschen sollten so lange wie möglich in ihrem gewohnten Umfeld betreut werden. Thomas Schael, Generaldirektor des Südtiroler Sanitätsbetriebes, bezeichnete es in diesem Zusammenhang als einen großen Vorteil, dass die Südtiroler Politik immer sehr zukunftsorientiert gehandelt habe. Man habe die Möglichkeiten der Autonomie genutzt. “Was die Einrichtungen betrifft, sind wir fast optimal ausgestattet, der nächste große Schritt, der nun erfolgen muss, ist die – auch digitale – Vernetzung der Angebote”, erklärte er.