Israels Ministerpräsident Benjamin Netanyahu in der Kritik

Demos in Israel für Geiselabkommen mit Kritik an Netanyahu

Samstag, 03. August 2024 | 23:03 Uhr

Von: APA/dpa/AFP/Reuters

Tausende Menschen haben in Tel Aviv, Jerusalem, Haifa und anderen israelischen Städten für ein Abkommen zur Freilassung der noch rund 100 Geiseln in der Gewalt der islamistischen Hamas demonstriert. Redner auf verschiedenen Kundgebungen warfen Israels Ministerpräsidenten Benjamin Netanyahu vor, durch seine Blockadehaltung einen Deal zu verhindern. Dieser liege auf dem Tisch, Netanyahu würde ihn lediglich “aus politischen, persönlichen und strafrechtlichen Gründen” blockieren.

Tausende Israelis marschierten vor die Residenz Netanyahus in Jerusalem. “Die Zeit für einen Deal ist gekommen, und die Zeit ist gekommen für (vorgezogene) Wahlen”, rief der ehemalige Diplomat Eran Etzion in die Menge, wie die “Times of Israel” berichtete.

Am 7. Oktober 2023 hatten Terroristen der Hamas und anderer Gruppen aus dem Gazastreifen im Süden Israels rund 1200 Menschen ermordet und weitere 250 entführt. Mehr als 100 von ihnen kamen während einer kurzen Waffenruhe im November frei. Viele der noch im Gazastreifen gut 100 verbliebenen Geiseln dürften nicht mehr am Leben sein.

Netanyahu regiert seit Ende 2022 in einer Koalition mit ultrareligiösen und rechtsextremen Partnern. Diese sind strikt gegen Zugeständnisse an die Hamas. Seine Gegner werfen Netanyahu vor, sich an seine Koalitionspartner zu klammern, weil er bei Neuwahlen unterliegen könnte. Der Verlust des höchsten Regierungsamtes würde wiederum die strafrechtliche Verfolgung von Korruptionsfällen beschleunigen, in die Netanyahu verwickelt sein soll.

Von den USA, Ägypten und Katar vermittelte indirekte Gespräche über eine Freilassung der Geiseln und eine Waffenruhe im Gaza-Krieg treten seit Monaten auf der Stelle. Eine letzte Verhandlungsrunde in Kairo brachte am Samstag keine Fortschritte, wie israelische Medien berichteten.

In Istanbul wiederum fand am Samstag eine pro-palästinensische und gegen Israel gerichtete Kundgebung statt. Die Menschen versammelten sich mit türkischen und palästinensischen Flaggen sowie Porträts des getöteten Politbüro-Chefs der radikalislamischen Hamas, Ismail Haniyeh, vor der berühmten Hagia Sophia. Der Sohn des türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan, Bilal Erdogan, der an der Demonstration teilnahm, sagte dem Sender CNN Türk: “Israel hat einen bedeutenden Helden auf eine Art und Weise ermordet, die ihm passt: heimtückisch.”

Präsident Erdogan hatte am Mittwoch von einem “perfiden Attentat” auf seinen “Bruder” Haniyeh gesprochen. Erdogan bezeichnet die islamistische Hamas als “Befreiungsorganisation”. Nach der Tötung von Hisbollah-Militärchef Fuad Shukr in Beirut, zu der das israelische Militär sich offiziell bekannt hatte, war am Mittwoch in Teheran Haniyeh getötet worden. Dessen Tötung hat Israel nicht kommentiert, der Iran macht das Land aber dafür verantwortlich.

Seit dem beispiellosen Großangriff der islamistischen Hamas am 7. Oktober, bei dem israelischen Angaben zufolge 1197 Menschen getötet worden waren, geht Israel massiv gegen Ziele im Gazastreifen vor. Nach Angaben der Hamas, die sich nicht unabhängig überprüfen lassen, wurden dabei bisher mehr als 39.550 Menschen getötet. Ob es sich dabei um Zivilisten oder Hamas-Kämpfer handelt, wird nicht mitgeteilt.

Kommentare

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13 Kommentare auf "Demos in Israel für Geiselabkommen mit Kritik an Netanyahu"


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Ninni
Ninni
Kinig
11 h 1 Min

Leute, fangen wir mal von vo
rne an :

Wer hat diesen Krieg angezündelt ?

Doolin
Doolin
Kinig
10 h 35 Min

…das war die eklige Schlächterei vom 7. Oktober…

magg
magg
Superredner
9 h 54 Min

Und wer schießt massiv dem Ziel vorbei und verletzt massiv gegen Menschenrechte?
Verteidigung ok, Verhandlungen wegen den Geiseln hat Priorität, aber was jetzt Israel angezettelt hat, war nicht das Ziel!
Wenn du das so gutheißt, dann brauchst du danach auch nicht jammern, wenn noch mehr Flüchtlinge zu uns kommen.

N. G.
N. G.
Kinig
9 h 47 Min

Wenn Isreals, also Menschen aus der eigenen Bevölkerung, genau die die die von der Hamas angegriffen wurden für einen Deal sind dann sagt das eigentlich alles was zu tun wäre. Dich würde das als Außenstehenden so gesehen NICHTS angehen. Da demonstriert nicht irgend jemand sondern ISRAELS und damit Betroffene!

6079_Smith_W
7 h 51 Min

Da könnten wir mal 70 Jahre Geschichte (wenn nicht mehr) der Gegend dort aufarbeiten… 🙄

Hustinettenbaer
7 h 35 Min

@Ninni
Wenn seit Monaten tausende Ukrainer gegen Selenski demonstrieren würden, dann zählte die Ursachenfrage “Wer hat diesen Krieg angezündelt” nicht mehr.

Es scheint, dass Netanyahu alles tut, um seinen politischen Hals zu retten.

https://en.idi.org.il/articles/54052

https://www.haaretz.com/israel-news/2024-08-02/ty-article/.premium/haniyehs-assassination-made-it-clear-israeli-hostages-are-not-top-of-netanyahus-agenda/00000191-0f51-dba6-a59d-0f5b3e970000

OrtlerNord
OrtlerNord
Universalgelehrter
6 h 49 Min

Die Israeli haben Netanjahu mit den Radikalen Siedler in faßt freien Wahl gewählt und wachen langsam auf wenn sie gewählt haben und nur ein Traumtänzer glaubt das für Netanjahu die Geiseln eine auch nur eine kleine Rolle spielen. Nein er braucht die Geiseln bei der Hamas zum politischen Überleben.
Die Hamas wurden vor rund 20 Jahren in nicht freien Wahlen gewählt!

N. G.
N. G.
Kinig
5 h 41 Min

@Doolin Doolin, das wissen wir.

info
info
Universalgelehrter
4 h 38 Min

@Ninni
Keine Ahnung, wer ihn begonnen hat, aber es sind Leute mit einfachen Antworten auf komplexe Fragen, die ihn weiterführen

N. G.
N. G.
Kinig
4 h 14 Min

@info So in etwa! Um auf deren Götter zurück zu kommen, was würden die jeweiligen Götter wohl dazu sagen? Grins

info
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Universalgelehrter
3 h 57 Min

@ng
also ganz ehrlich: wäre ich ein Gott, würde ich mich ziemlich angeekelt von diesen ganzen Rechthabern abwenden und gelegentlich einen Blitz werfen, damit sie sich zumindest ein bisschen zusammenreißen.
Mehr scheint da ja gar nicht mehr möglich sein

N. G.
N. G.
Kinig
1 h 50 Min

@info Hab mal ein Buch gelesen…, “Gespräche mit Gott”. Gott ist ein Scherzkeks. Grins

Im Christentum und Judentum hält man sich ja gerne für etwas Besseres denn im Koran wird legitimiert unter Umständen auch zur Waffe greifen zu dürfen. Recht gläubig scheinen wir dann ja nicht zu sein, wenn wir regelmäßig Krieg führen.

Pasta Madre
Pasta Madre
Universalgelehrter
1 h 32 Min

Für Netanyahu zählt nur mehr. Wie rette ich meinen eigenen Kopf.
Ich denke es ist Zeit für ihn abzudanken.
Sonst artet dieser Krieg in ein Desaster für den nahen Osten aus.

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