Von: mk
Bozen – Über Tote soll man nichts Schlechtes sagen. Durchforstet man den italienischen Blätterwald, scheint man sich bei der Berichterstattung über Silvio Berlusconi streng daran zu halten. Dabei hat kaum ein anderer Premier so polarisiert wie er.
Berlusconi galt als charmant und unterhaltsam, aber auch als beinharter Verhandler und Staatsmann. Seinen Witz und seine Doppeldeutigkeiten setzte er oft kalkuliert als Waffe ein – auch in der Außenpolitik: Unvergessen bleibt sein „Guggu“-Ruf hinter dem Brunnen in Richtung Angela Merkel oder sein Spruch, Barack Obama sei „braungebraunt“. Aktionen, die freilich ein zweifelhaftes Licht auf Italien warfen.
Sein Aufstieg zum Medienzar bleibt geheimnisumwittert. Ob Mafia-Gelder im Spiel waren, konnte nie geklärt werden. Sein Einstieg in die Politik versprach hingegen einen hoffnungsvollen Neuanfang.
Selbst Gegner sahen in ihm anfangs einen Reformer mit dem Potenzial, das Land neu zu gestalten und althergebrachte Strukturprobleme anzupacken. Dass der „Cavaliere“ mit 17 Regierungsjahren zum langlebigsten Ministerpräsidenten Italiens wurde, lag allerdings weniger an seiner politischen Innovationskraft, sondern vielmehr an einer zerstrittenen Linken.
Denn: Obwohl er über bequeme Mehrheiten verfügte, kümmerte sich Berlusconi nicht so sehr um Reformen, sondern vielmehr um sich selbst und um seine Scharmützel mit der Justiz.
Doch trotz Sex-Partys, seiner Verurteilung wegen Steuerbetrugs und Ämterverbots blieb Berlusconi ein Faktor, mit dem in der italienischen Politik zu rechnen war. Selbst das Amt als Staatspräsident schien nicht völlig außer Reichweite.
Auch unter der Regierung von Giorgia Meloni hatte Berlusconi immer noch Gewicht, obwohl seine Partei „Forza Italia“ bei den Parlamentswahlen die Zehn-Prozentmarke klar verfehlt hatte.
Berlusconi verkörperte den schlauen Fuchs, der immer davonkommt und den andere dafür bewundern. Er hatte zweifelsohne aber auch Talent und Knowhow. Schade, dass er damit nicht mehr für sein Land herausgeholt hat.