Von: mk
Bozen – Derzeit wird – wie berichtet – in Deutschland das Zivilschutzkonzept überarbeitet und das Thema der Vorratshaltung ist auf einmal wieder hochaktuell. Für zehn Tage sollte man einen Vorrat von Lebensmitteln und Trinkwasser anlegen, empfiehlt die deutsche Bundesregierung. Doch auch die Südtiroler Landesregierung rät über den Brand- und Zivilschutz den Bürgern, einen Vorrat für rund eine Woche im Haus zu haben, wie das Tagblatt Dolomiten berichtet.
Es ist dunkel im Haus – und ein Blick aus dem Haus zeigt: Auch in der Nachbarschaft brennt kein Licht, kein Fernseher läuft, die Straßenbeleuchtung ist weg. Blackout. Doch dieser ist besonders, denn er ist flächendeckend und wurde von Cyberterroristen verursacht. So einfach lässt er sich nicht beheben. Es kann noch Tage dauern, bis der Strom wieder kommt. Das fehlende Licht am Abend ist noch das kleinste Problem. Denn ohne Strom kann man in vielen Haushalten nicht mehr kochen, Kühl- und Eisschrank fallen aus. Auch die Trinkwasserversorgung kann betroffen sein. In den Supermärkten funktionieren keine Registrierkassen, Lebensmittel können nicht mehr bestellt werden. Weil die Tankstellen schließen müssen, liefern auch Lkw bald keine Waren mehr. Das ist eines der Szenarien, die hinter den Empfehlungen der deutschen Bundesregierung steckt.
Auch der Südtiroler Brand- und Zivilschutz rät zu einem Vorrat im Haus, der für rund eine Woche reicht. „Diese Empfehlung ist international – und nichts Besonderes. Denn natürlich sind die Bürger aufgerufen, sich für Katastrophenfälle auch selbst zu schützen“, sagt Südtirols oberster Zivilschützer Rudolf Pollinger.
Gleichzeitig beruhigt er: „Es ist genau Aufgabe des Zivilschutzes, dass die Bürger in Katastrophenfällen nicht auf sich allein gestellt sind, sondern so rasch wie möglich die Gefahr behoben bzw. Hilfe gebracht wird. Gerade in solchen Situationen macht es die Gemeinschaft aus, Solidarität und Eigenhilfe müssen Hand in Hand gehen.“
Außerdem lassen sich Empfehlungen nicht pauschalisieren. Jeder Bürger sollte sich über eventuelle Gefahren an seinem Wohnort informieren, rät Pollinger. So sei die Trinkwasserproblematik „in den Städten sicher gewichtiger als auf dem Land, wo es vielfach Quellen und Brunnen gibt.“
Für Südtirol sieht Pollinger die größte Bedrohung in möglichen Überschwemmungen durch Wildbäche und Flüsse. In solchen Fällen könnte es durchaus vorkommen, dass Gebiete über längere Zeit hinweg nicht erreichbar sind. Auch Lawinen können bei uns Täler vorübergehend von der Außenwelt abschneiden. „Und natürlich sollte man die Gefahr eines länger anhaltenden Blackoutes nicht unterschätzen“, warnt Pollinger laut „Dolomiten“. Er empfiehlt bei der Vorratshaltung daher auch auf solche Speisen zu setzen, die ohne weitere Zubereitung gegessen werden können.
Nudeln seien zwar ein toller Vorrat, weil sie lange halten. Doch wenn der Strom weg ist, kann man sie nicht kochen. „Ein Kompott kann ich immer essen“, erklärt der Direktor der Agentur für Bevölkerungsschutz laut „Dolomiten“. Bei den in Deutschland empfohlenen Vorratsmengen ist er allerdings skeptisch: Immerhin kommt bei 28 Liter Trinkwasser pro Person in einer fünfköpfigen Familie ein ordentlicher Stapel an Kisten zusammen. Nimmt man noch die Lebensmittel dazu, brauche es schon fast einen eigenen Raum.
„Aber für mindestens 3 Tage sollte jeder Haushalt autonom überleben können – ohne Strom“, rät Pollinger. Dazu gehören neben Lebensmitteln und Wasser auch ein Vorrat an Kerzen, Taschenlampen und ausreichend Batterien – etwa für ein Radio. Zu den Dingen, die man ausreichend vorrätig haben sollte, gehören laut Pollinger insbesondere für chronisch Kranke die Medikamente. Zudem sollte man „seine wichtigsten Dokumente und Unterlagen beisammen haben, am besten wasserdicht verschlossen und gegen Hitze geschützt – und am besten an einem leicht erreichbaren Platz“, rät Pollinger.
BISHER (25.08.2016)
Die deutsche Regierung hat ein neues Zivlschutzkonzept vorgestellt, das den Bürgern einen Vorrat an Wasser, Bargeld und Lebensmitteln anzulegen. Laut SPD sei die deutsche Bevölkerung „aufgrund terroristischer Bedrohungen neuartigen Gefahren ausgesetzt“, wobei das Horten als sinnvoll bezeichnet wird. Die Opposition spricht dagegen von Panikmache.
Unter anderem wird im Zivilschutzkonzept der Bevölkerung empfohlen, sich für den Krisenfall auf eine umfangreiche Selbstversorgung einzustellen. Die Bürger sollten bei einer Katastrophe oder einem Angriff zum Selbstschutz fähig sein, bevor staatliche Maßnahmen anlaufen.
Konkret wird die Bevölkerung angehalten, einen individuellen Vorrat an Lebensmitteln für einen Zeitraum von zehn Tagen vorzuhalten. Für einen Zeitraum von fünf Tagen sollten die Bürger je zwei Liter Trinkwasser pro Person am Tag zur Verfügung haben. Als Grund wird ein zwar unwahrscheinlicher, aber doch möglicher kriegerischer Angriff auf Deutschland angeführt.
Die Opposition hält diese Warnung für überzogen. „Man kann die Menschen mit immer neuen Vorschlägen, so auch zu Hamsterkäufen, völlig verunsichern“, kritisierte etwa der Fraktionschef der Linken, Dietmar Bartsch.
In der Tat sorgten die Empfehlungen für viel Wirbel. Dabei sind die Ratschläge nicht unbedingt neu. Die letzte Zivilschutzstrategie des Bundes stammt aus dem Jahr 1995 und war von der sicherheitspolitischen Entspannung nach dem Ende des Kalten Krieges geprägt. Seitdem tauchten allerdings neue Bedrohungsszenarien auf, wie etwa die Verbreitung von Massenvernichtungswaffen, ein möglicher großer Terroranschlag oder Cyberattacken. Vor diesem Hintergrund arbeitete die Bundesregierung seit einigen Jahren an einer Neufassung des Zivilschutzkonzeptes.
Neben der Aufstockung von Arzneimittelvorräten soll der Entwurf des Konzepts Zivile Verteidigung (KZV) Deutschland auch für das digitale Zeitalter rüsten. Bei einem Zusammenbruch der Wasser- oder Stromversorgung oder bei chemischen, biologischen oder atomaren Krisenfällen die Bevölkerung neben herkömmlichen Kanälen wie Radio, TV, Lautsprecherdurchsagen, Sirenen auch über das Internet gewarnt werden.
Der Krisen-Plan der Bundesregierung hat jedoch in erster Linie viele Bürger in Deutschland verunsichert. Notfall-Ausrüster wie Trockennahrung, Einmaltoiletten, Kurbelradio oder Sturmlaternen verzeichnen seit einigen Tagen einen wahren Bestell-Boom.