Innovation und Kontinuität

Die Euregio ist jung – das Motto der Trentiner Euregio-Präsidentschaft

Freitag, 04. Februar 2022 | 19:00 Uhr

Von: mk

Bozen/Trient/Innsbruck – Bis 2023 hat das Trentino den Vorsitz der Europaregion Tirol-Südtirol-Trentino inne, den das Land im vergangenen Jahr von Tirol übernommen hatte. Mit coronabedingter Verspätung hat heute Nachmittag der neue Präsident der Euregio, Maurizio Fugatti, das Programm der Trentiner Präsidentschaft bis 2023 dem Vorstand und der Versammlung des Europäischen Verbunds territorialer Zusammenarbeit EVTZ vorgestellt. Die Sitzungen gingen in hybrider Form am neuen Trentiner Euregio-Sitz, der Casa Moggioli in der Grazioli-Straße in Trient über die Bühne. Die Annahme des Programms bildet den Startschuss für dessen Umsetzung und somit der zweijährigen Trentiner Präsidentschaft, die – aufbauend auf Ziele und Maßnahmen der vorangegangenen Präsidentschaften – die Innovation durch eine Reihe von Projekten voranbringen will.

“Die Euregio ist jung” als Leitmotiv

“Die Trentiner Präsidentschaft baut auf die hervorragende Arbeit der Tiroler Präsidentschaft auf”, betonte Präsident Fugatti, die unter Landeshauptmann Platter die Euregio in einer sehr schwierigen, von der Pandemie geprägten Phase verwaltet, weitergeführt und entwickelt habe. “Wir haben ‘Die Euregio ist jung” zum Leitmotiv unserer Präsidentschaft gewählt”, sagte Fugatti: “Damit soll unterstrichen werden, dass die jungen Generationen im Mittelpunkt sämtlicher Aktionen stehen, zumal das Jahr 2022 das europäische Jahr der Jugend ist. Die Euregio selbst ist aber auch eine junge Institution, wenn man bedenkt, dass sie im vorigen Jahr erst ihr zehnjähriges Bestehen gefeiert hat – unter anderem mit einer Reform der Gründungsakte.”

Der Trentiner Landeshauptmann verwies darauf, dass die durch die Pandemie veränderten politischen, wirtschaftlichen und sozialen Rahmenbedingungen Ausgangspunkt der Trentiner Präsidentschaft seien, sowie der Wunsch, Projektergebnisse zu nutzen und weiterzuentwickeln und die kulturellen und sozialen Verbindungen der Euregio-Gebiete weiter zu stärken. Gleichzeitig wolle man sich auf neue Projekte konzentrieren, die in erster Linie Jugendliche, Ausbildung und Arbeitsmarkt, Kultur und Chancengleichheit betreffen.

Mehr Bürgernähe

Fugatti kündigte auch mehr Bürgernähe an, durch Initiativen, welche die Gemeinden stärker einbeziehen. Der unter Tiroler Präsidentschaft eingeführte Rat der Gemeinden gehe in diese Richtung. Die Trentiner Präsidentschaft werde somit die grundlegenden Themen der Euregio weiterführen, darunter die Umsetzung der institutionellen Reform: die Stärkung der demokratischen Legitimation der Euregio, die Aktivierung von Euregio-Fachräten, die Stärkung der Euregio-Versammlung, die bessere Koordinierung mit dem Dreierlandtag und die verstärkte Einbeziehung der Gemeinden durch die Aktivierung des Rates der Gemeinden.

Südtirols Landeshauptmann Arno Kompatscher wünschte der neuen Präsidentschaft eine glückliche Hand für die anstehenden Aufgaben und gratuliert zur bereits geleisteten Arbeit, “dank der unsere junge Euregio bereits zu einer festen Größe geworden ist und viel zu einer positiven und nachhaltigen Zukunftsgestaltung beitragen kann”. Kompatscher betonte Südtirols Zustimmung zum Trentiner Programm, das auf Kontinuität setze und erfolgreiche Projekte weiterführe. “Wichtig sind die Neuerungen, die wir in unserem Statut vorgesehen haben, um Bürger, Gemeinden und Landesparlamente stärker einzubeziehen”, sagte Kompatscher, “und auch in den Bereichen Jugend und Gleichstellung von Mann und Frau gibt es noch viel zu tun.”

Euregio-Gemeindenrat wird eingesetzt

“Heute haben wir gemeinsam das Euregio-Arbeitsprogramm der Trentiner Präsidentschaft für die kommenden zwei Jahre beschlossen. Es ist sehr wichtig, dass wir nach der erfolgreichen Frischzellenkur der Euregio nun mit konkreten Projekten unseren Spielraum zur grenzüberschreitenden Zusammenarbeit ausnützen”, erklärte der Tiroler Landeshauptmann Günther Platter. “Im europäischen Jahr der Jugend setzen wir auch in der Euregio ganz gezielt einen Schwerpunkt, um Jugendprogramme zu forcieren. Durch die Schaffung des Euregio-Gemeindenrates haben wir nun auch die Möglichkeit, interessante Initiativen, die direkt aus den Gemeinden kommen, stärker in unser Euregio-Programm einzubinden. Denn nur, wenn Ideen von der Basis kommen, werden wir auch das Ziel erreichen, die Euregio in den Herzen und Köpfen der Bürgerinnen und Bürger zu verankern.”

Jugend und Ausbildung

Die Jugend, die Ausbildung und eine wirtschaftlich, sozial und ökologisch nachhaltige Entwicklung werden im Mittelpunkt neuer Projekte stehen. Ein Ziel ist es, auch vor dem Hintergrund der Pandemie den Übergang von der Schule in das Berufsleben zu beleuchten und bei den Ausbildungsangeboten die Bedürfnisse des Arbeitmarkts stärker zu berücksichtigen, um Schulabbrüchen, Ausbildungsdefiziten oder Arbeitslosigkeit vorzubeugen. Dazu sollen Möglichkeiten zur Verbesserung der Beschäftigungsfähigkeit junger Menschen in den Euregio-Ländern  auch grenzüberschreitend entwickelt werden, darunter die Stärkung des kontinuierlichen Beratungsangebots, auch um den Zugang junger Menschen zur kontinuierlichen Weiterbildung zu verbessern. Auch will die Trentiner Präsidentschaft jungen Menschen eine musikalische Grundausbildung bieten, das bürgerkundliche Wissen stärken und die Schulwelt näher an die Euregio heranführen, beispielsweise durch die Entwicklung von Fernunterrichtsinhalten und von Videos für Schulen.

Kultur und Geschichte

Zu den geplanten Projekten gehören der digitale Geschichtsatlas, mit dem eine Art digitales Museum für die Geschichte und Kultur der Euregio geschaffen wird. Außerdem soll alle zwei Jahre ein Festival für Kultur und Geschichte der Euregio stattfinden. Weiters soll ein Forschungsprojekt zur europäischen Integration und grenzüberschreitenden Politik der drei Gebiete auf den Weg gebracht werden.

Chancengleichheit

Da Pandemie und Wirtschaftskrise schwerwiegende Auswirkungen auf die Beschäftigung, insbesondere von Frauen, nach sich gezogen hat, beabsichtigt die Trentiner Euregio-Präsidentschaft, Wirtschaftswachstum und territoriale Entwicklung unter dem Gesichtspunkt der Chancengleichheit zu betrachten. Eine Arbeitsgruppe soll Möglichkeiten und Instrumente vorschlagen, um Ausbildung, Vernetzung und Entwicklung von Unternehmertum und Innovation für Frauen zu fördern.

Bezirk: Bozen