Strategiewechsel in der Ukraine

„Die Krim unhaltbar machen“

Montag, 12. Februar 2024 | 08:11 Uhr

Von: mk

Blockierte US-Hilfen, Verzögerungen bei den Waffenlieferungen und Mangel an Munition – all das erschwert den Ukrainern im Moment ihre Bemühungen, sich gegen die russischen Invasoren zu verteidigen. Neue Strategien könnten deshalb für die Ukraine entscheidend sein. Gleichzeitig setzt Russland seine Angriffswellen in der Luft und am Boden weiter fort.

Nicht nur das Interview mit Tucker Carlson beweist, dass sich Kreml-Despot Wladimir Putin im Wahlkampf befindet. Auch auf dem Schlachtfeld will er Erfolge vorweisen, bevor er erneut im März zum Präsidenten gekürt wird. Wie der ukrainische Generalstab in seinem Lagebericht am Samstag mitteilte, hat die Armee der Ukraine 79 Attacken der russischen Truppen abgewehrt – die meisten davon im Raum Awdijiwka und Marjinka im Osten des Landes.

Trotzdem ist in Awdijiwka die Lage aus ukrainischer Sicht besorgniserregend. Dort haben die Russen vor Kurzem die ukrainische Verteidigung durchbrochen und sind von Norden her in die Stadt eingedrungen. Nach Angaben des Institute for the Study of War bereiten sich die russischen Streitkräfte offenbar darauf vor, sich durch Awdijiwka durchzukämpfen.

Das Gesamttempo der russischen Offensivoperationen deutet darauf hin, dass die russischen Streitkräfte vorrangig versuchen, sich Block für Block durch das Gebiet zu kämpfen. Die russischen Soldaten könnten versuchen, Frontalangriffe der leichten Infanterie zu wiederholen, um taktische Gewinne mit roher Gewalt zu erzielen, wie es etwa während der Schlacht von Bachmut geschah.

Nach Einschätzung des Institute for the Study of War würde ein ukrainischer Rückzug aus dem südlichen Teil der Stadt die ukrainische Verteidigung in der gesamten Region nicht ins Wanken bringen. Zusätzlich errichten die Ukrainer seit Ende 2023 eine umfassende Verteidigungslinie hinter Awdijiwka.

Dennoch muss sich die Ukraine weiter zur Wehr setzen, wenn sie das Vorankommen der russischen Truppen verhindern will. In Anbetracht der Tatsache, dass sich die Ukraine auf eine strategische Verteidigung umstellt, macht auch die Ablöse von Oberbefehlshaber General Walerij Saluschnyj durch General Oleksandr Syrsky Sinn. Bekanntlich ist er erst kürzlich zum neuen Chef der ukrainischen Streitkräfte ernannt worden.

Zu seinen Hauptprioritäten gehören derzeit die Verbesserung der Truppenrotation an der Front und die Integration neuer Technologien in die militärischen Strategien der Ukraine. Obwohl Drohnen sowohl von Russen als auch von Ukrainern in diesem Krieg bereits intensiv genutzt wurden, könnte den Geräten vor allem aus ukrainischer Sicht noch eine weitaus wichtigere Bedeutung zukommen.

Die Ukrainer haben ihre Drohnen oft tief in russisches Territorium vorgeschickt, um dem Angreifer empfindliche Nadelstiche zu versetzen und Ölraffinerien oder gar Kriegsschiffe zu zerstören. Wie Orysia Lutsevych, die Chefin vom Ukraine Forum in der Londoner Denkfabrik Chatham House, erklärt, könnte die neue Strategie darüber hinausgehen.

„Die Idee besteht, sogenannte Präzisionsdrohnen zu ganzen Drohnenschwärmen auszubauen und eine Vielzahl unterschiedlicher Drohnen einzusetzen, die ernsthaften Schaden verursachen“, betonte Lutsevych in einem Interview. Ziel sei es, durch beständige Attacken solch größerer Drohnenschwärme die Krim unhaltbar für Russland zu machen.