Von: mk
Bruneck – Vertreter der Elterninitiativgruppe, die sich nach der einmonatigen Schließung der Kinderarztpraxis von Dr. Ewald Mair in Bruneck gebildet hat, wenden sich erneut an die Medien. Nach Ansicht von Gabriel Gabrielli, Dagmar Neumair und Sandra Mittermair ist das Ärzte-Problem noch immer nicht zufriedenstellend gelöst – auch nach den Protestaktionen, zu denen es im Pustertal kam.
Grund für die Schließung der Kinderarztpraxis waren bekanntlich eingestellte Gehaltszahlungen vonseiten des Sanitätsbetriebs. Nun haben die Eltern ein geharnischtes Schreiben verfasst, das Südtirol News vollinhaltlich wiedergibt:
“Ob Hausarzt, Kinderarzt oder Patient, alle haben in Südtirol kein leichtes Leben. Unser Sanitätssystem wird auf Kosten der Patienten auf eine harte Probe gestellt und es ähnelt einer sehr porösen Baustelle, wo man angefangen hat, an mehreren Seiten gleichzeitig die Wände zu versetzen und einzureißen. Ein instabiles Konstrukt ist das Resultat, das man gerade versucht, halbwegs aufrecht zu erhalten. Doch anstatt in Zusammenarbeit mit den Kinder- oder Hausärzten eine Lösung zu erarbeiten, wird über deren Köpfe hinweg beschlossen, ohne zu hinterfragen, was machbar ist und was nicht.
Wie in verschiedenen Medien bereits berichtet wurde, eskalierte die Situation mit der Schließung eines Brunecker und der angekündigten Schließung des Ahrntaler Kinderarztes. Daraufhin hat sich die Elterninitiative „Für die Gesundheit unserer Kinder“ in Bewegung gesetzt und es sich zur Aufgabe gemacht, die Missstände nicht nur im Bereich der Kinderärzte, sondern auch in anderen Bereichen des Sanitätswesens ans Tageslicht zu bringen. Durch verschiedene Termine mit Politik, Hausärzten und betroffenen Eltern war schnell klar, dass hier Handlungsbedarf besteht.
Viele Eltern haben für Ihre Kinder KEINEN Kinderarzt zugewiesen bekommen und werden auf Grund von nicht besetzter Kinderarztstellen an Hausärzte verwiesen, die allerdings auch nur mehr die wenigsten Patienten aufnehmen können. Zu allem Überfluss berichtete ein Hausarzt, dass Hausärzte für die Behandlung von Kleinkindern bis zu 6 Jahren gar nicht versichert sind, abgesehen davon, dass einem Hausarzt klarerweise auch die spezifische Ausbildung sowie die Instrumente im Bereich der Kinderbehandlung fehlen. Auch die langen Wartezeiten bei Hausärzten sind für Kinder oft unerträglich, ganz abgesehen davon, dass es keine räumliche Trennung für solche Kinder gibt, die z.T. aufgrund medizinischer Vorgeschichten manchmal infektionsgefährdet sind. Es soll wahrlich keine Kritik an die Hausärzte darstellen, denn diese fungieren derzeit, wie bereits des Öfteren angesprochen, als Lückenbüßer, jedoch sollen auch diese Punkte angesprochen werden, die bei solchen Entscheidungen wahrscheinlich bewusst oder unbewusst außer Acht gelassen wurden.
Obwohl es überall an Haus- und Kinderärzten fehlt und auch einige bereit wären, aus dem Ausland nach Südtirol zu kommen, ist es leider so, dass seit Jahren keine neuen Stellen diesbezüglich ausgeschrieben wurden. All dies sollte uns zum Nachdenken bringen und gleichzeitig in uns allen die Frage aufwerfen, wohin uns das bringt.
Wie es aus Deutschland bekannt ist, gibt es dort einerseits Kassenpatienten und andererseits Privatpatienten. Südtirol wird diesem System immer ähnlicher, nur ist es in Südtirol so, dass den Kassenpatienten die Kassenärzte langsam entzogen werden und diese auf der Strecke bleiben.
Wer sich also einen Privatarzt leisten kann, sucht sich den Arzt aus und alle anderen mögen sich doch bitte in Luft auflösen. Und sollte sich ein Paar entschließen Kinder zu bekommen, möge man doch bitte den Kinderarzt ein Jahr im Voraus auswählen, um evtl. eine Change zu haben, überhaupt einen zu erhalten.
Auch alt werden ist in Südtirol seit vielen Jahren nicht mehr erwünscht, denn braucht man ein künstliches Implantat, wird anhand des Alters der Patienten die Art von Material bestimmt, welches entsprechend der Lebenserwartung der Patienten halten soll. So wird wohl ein/e 80-Jährige/r in Zukunft eine holzgeschnitzte Hüfte oder ein ebensolches Implantat erhalten.
Hausärzte und Kinderärzte sollten der natürliche Filter zur Ersten Hilfe im Krankenhaus sein. Diese Aufgabe wird ihnen einerseits auch immer wieder auferlegt, andererseits wird ihnen aber die Möglichkeit genommen, diese auch bewerkstelligen zu können. Der Haus- oder Kinderarzt hat als einziges Instrument einen PC mit dem Programm, mit dem Rezepte ausgestellt werden können, zur Verfügung. Mehr Zeit und Mittel kann und soll er nicht verwenden. Die Bevölkerung ist den Verantwortlichen des Sanitätsbereiches derzeit ausgesetzt und muss dieses „kranke System“ er- und mittragen, ob sie will oder nicht. Somit drängt sich unmittelbar eine Frage auf: Liebe Verantwortliche des Südtiroler Sanitätswesens, wollen Sie unser Gesundheitssystem auf Druck ruinieren?“