Von: mk
Meran/Trient/Bozen – Die mutmaßliche Dschihadistenzelle, die in Meran ausgehoben wurde, soll Terror-Anschläge geplant und über internationale Kontakte verfügt haben. Ziel sei es gewesen, die Herrschaft des islamischen Staats in einigen Regionen der Welt sicherzustellen. Dies geht aus der Anklageschrift der Staatsanwaltschaft der Bezirksdirektion der Antimafia-Polizei in Trient hervor, auf der der Prozess vor dem Schwurgericht in Bozen beruht.
Bekanntlich sitzen sechs mutmaßliche Dschihadisten auf der Anklagebank. Der Vorwurf lautet auf Bildung einer internationalen terroristischen Vereinigung. Die Ermittlungen sind beunruhigend, da sie auf die potentielle Gefährlichkeit des Netzwerks hinweisen.
Das Netzwerk, zu dem auch die Gruppe in Meran zählte, soll dabei auf zwei Ebenen vorgegangen sein: Einerseits präsentierte man sich nach außen hin als politisch-religiöse Bewegung, die sich für die Verbreitung und den Schutz einer radikalen islamische Kultur stark machte. Auf diese Weise konnten auch Strukturen genutzt werden, die es den Mitgliedern erlaubten, untereinander in Kontakt zu bleiben. Andererseits wurden im Hintergrund offenbar Terroranschläge in europäischen Staaten geplant – darunter auch in Italien.
Laut Anklageschrift sei die Organisation in der Lage gewesen, die europäischen Kontrollen zu umgehen. Ziel sei es gewesen, radikale Ideen über ein kapillares Netzwerk zu verbreiten und den Dschihad in Syrien – und auf lange Sicht auch in Kurdistan – zu verfechten.
Sofern es um den Austausch von geheimen Informationen ging, sei die Organisation äußerst vorsichtig vorgegangen. Bestimmte Informationen waren nur dem mutmaßlichen Anführer Mullah Krekar und den direkt Beteiligten bekannt. Die Zellen waren zudem äußerst genau, was die Wahl ihrer Kommunikationsmittel anbelangte. Statt über Telefon sollen wichtige Botschaften verschlüsselt auf telematischem Weg verbreitet worden sein. Brisante Inhalte seien zudem mit Codewörtern umschrieben worden.
Um ihre Verbindung mit dem radikalen Islamismus zu stärken, soll auch die Meraner Terrorzelle Zugang zu einer „Online-Universität der Sharia“ Zugang gehabt haben. Diese wurde von Mullah Krekar persönlich geleitet und soll das primäre Werkzeug gewesen sein, um eine gemeinsame ideologische Basis zu schaffen.
Im Rahmen der Ermittlungen soll auch bekannt worden sein, wer von den Verdächtigen zum „Militärkommandanten“ ernannt worden war und wer damit zukünftigen Terroristen in Kurdistan vorstehen sollte.