Von: mk
Bozen – Hat Landeshauptmann Maurizio Fugatti mit dem Abschuss von Bärin KJ1 voreilig Fakten geschaffen? Vermutlich ja. Doch gerade weil die Debatte so emotional aufgeladen ist, braucht es ein hartes Durchgreifen.
In Südtirols Nachbarprovinz dürfen 2024 und 2025 je acht Bären getötet werden, die zuvor Menschen oder Ortschaften zu nahe gekommen sind. Nachdem Bärin Gaia am 5. April 2023 in den Wäldern oberhalb von Caldes im Val di Sole den 26-jährigen Bergläufer Andrea Papi getötet hatte, verabschiedete der Landtag in Trient ein entsprechendes Gesetz.
Noch vor 25 Jahren galten Braunbären im Trentino als nahezu ausgestorben. Gezielt wurden im Rahmen des Projekts „Life Ursus“ Bären aus Slowenien nach Italien gebracht und ausgewildert. Bei der Wiederansiedelung wurde ursprünglich mit einer Population von 40 bis 60 Exemplaren gerechnet. Mittlerweile leben allerdings rund 100 Bären im Trentino.
Das Zusammenleben zwischen Mensch und Großraubtieren sorgt in einem dicht besiedelten Gebiet zwangsläufig für Probleme. Neben gerissenen Haustieren und geplünderten Bienenstöcken sind auch mehrfach Personen attackiert worden. Der tragische Tod von Andrea Papi hat die Sorgen noch einmal erhöht.
Während Tierschützer oft in schrillem Ton die Bemühungen der Trientner Landesverwaltung torpedieren, Problembären zu entfernen, wirft die Landbevölkerung den Tierschützern wiederum vor, dass Menschen aus der Stadt die Situation verkennen und das Leben von Wildtieren über die Existenz von Menschen stellen. Auch jetzt wird Fugatti wieder mit Klagedrohungen überhäuft.
„Life Ursus“ galt jahrelang als europäisches Modellprojekt. Doch offenbar hat man die Rechnung ohne den Bären gemacht, denn dieser fühlt sich im Trentino wohler als erhofft. Will man an einer Umsetzung festhalten, die auch zum Erfolg führt, muss das Projekt jedoch von der gesamten Bevölkerung mitgetragen werden, und nicht nur von einem Teil. Das schließt auch die Möglichkeit mit ein, die Bärenpopulation zu reduzieren und in Grenzen zu halten.