Das sind die Gründe für den kontinuierlichen Stimmenverlust

“Die SVP – Opfer ihres eigenen Erfolgs”

Mittwoch, 18. Oktober 2023 | 08:28 Uhr

Von: luk

Bozen – Die Südtiroler Volkspartei wird bei den Landtagswahlen am Sonntag voraussichtlich weitere Verluste einfahren. Von knapp 42 Prozent bei den Wahlen vor fünf Jahren wird die SVP laut einer Umfrage bei um die 35 Prozent landen. Auch der Südtiroler Politikwissenschaftler Günther Pallaver hält das für einen realistischen Wert.

Die Gründe für die konstanten Verluste seien vielschichtig, wie der Kenner der politischen Landschaft in Südtirol im Gespräch mit Südtirol News verdeutlicht: “Zum einen sind da die Skandale und parteiinternen Streitigkeiten, die nach außen getragen wurden. So wurde etwa in der vergangenen Legislaturperiode deutlich, dass es innerhalb der Partei Grabenkämpfe gibt und nicht jeder die Linie von Landeshauptmann Arno Kompatscher mitgehen möchte.”

Photo Eurac

Auch der Faktor Thomas Widmann koste der Partei in der Bozner Brennerstraße wertvolle Prozentpunkte, erläutert Pallaver und nennt gleich darauf einen weiteren Grund: die Fragmentierung des Parteiensystems. Es gebe bei den anstehenden Landtagswahlen nun ein großes Angebot für die deutschsprachigen Wählerinnen und Wähler. Sie haben sozusagen die Qual der Wahl. Dieses Mal kämpfen bekanntermaßen 16 Listen um 35 Sitze im Südtiroler Landtag. Zuletzt sei dies vor 30 Jahren der Fall gewesen, erinnerte Pallaver.

An politischem Angebot hat es also auch schon früher nicht gemangelt. Für den langjährigen Wissenschaftler an der Universität Innsbruck ist daher auf lange Sicht eine Ursache für den kontinuierlichen Wählerverlust ganz besonders eklatant, und zwar das Wegfallen des “ethnischen Kits”.

Die SVP sei zum Opfer ihres eigenen Erfolgs geworden, so Pallaver. Die Südtiroler seien es gewohnt, gut zu leben. Die Angst, unter die Räder von Rom zu geraten, sei nicht mehr präsent. Die mittlerweile abgesicherte Autonomie, der Minderheitenschutz und die damit verbundenen Vorteile würden als selbstverständlich wahrgenommen.

Wenn sich diese Bedingungen nicht unerwarteterweise radikal ändern würden, sei dieser Prozess “mittelfristig nicht mehr reversibel”, prognostizierte der Südtiroler Politikwissenschafter.

Am Sonntag finden nicht nur Wahlen in Südtirol statt: Auch in Argentinien, der Schweiz und im Trentino wird gewählt.

Bezirk: Bozen