Von: luk
Bozen – Dass die Grünen den Umweg über eine Landtagsanfrage und damit die Landesregierung nehmen, wenn es um seine Aussagen geht, wundert den Südtiroler Europaparlamentarier Herbert Dorfmann. „Normalerweise fragt man denjenigen, der die Aussagen tätigt, nicht einen unbeteiligten Dritten“, so Dorfmann, der ergänzt: „Dass man das in diesem Fall nicht getan hat, lässt für mich nur zwei Erklärungen zu: Entweder die Grünen können die verschiedenen politischen Institutionen nicht auseinanderhalten oder es geht ihnen nur um Polemik.“
Gegenstand der grünen Landtagsanfrage waren Aussagen, die Dorfmann vor wenigen Wochen bei der großen Verkehrskundgebung in Gossensaß getätigt hat. „Ich habe davor gewarnt, dass in den nächsten Jahren der Kollaps auf der Brennerautobahn droht, wenn sich der Verkehr so weiterentwickelt wie bisher“, so der EU-Abgeordnete. „Mit entsprechenden Auswirkungen in erster Linie für die Anrainer, aber auch für alle Bürger und Unternehmen, die die Autobahn nutzen müssen.“
Die Rechnung, die hinter dieser Aussage stecke, sei eine einfache, erklärt Dorfmann. Wenn man die Pandemiejahre ausnehme, sei der Verkehr Jahr für Jahr um drei bis vier Prozent gewachsen. „Wenn man annimmt, dass dieser Trend anhält, müssen wir mit einer Zunahme von rund 50 Prozent rechnen, bis der Brennerbasistunnel und seine Zukaufstrecken in etwa zehn Jahren in Betrieb genommen werden“, so der Südtiroler Europaabgeordnete. Treffe die Hochrechnung zu, werde es auf der Brennerautobahn zu täglichen Verkehrsinfarkten kommen, so Dorfmann. „Immer sofern keine einschneidenden Maßnahmen zur Reduzierung des Verkehrs ergriffen werden.“
Klar ist: Herbert Dorfmanns Vorhersage ruht auf einer rechnerischen Prognose, die davon ausgeht, dass die Entwicklung linear erfolgt. „Wenn sich nun die wirtschaftliche Entwicklung drastisch ändert, wenn die Treibstoffpreise weiter steigen oder alternative Angebote etwa in Form guter Zugverbindungen geschaffen werden, ändern sich die Rahmenbedingungen natürlich“, so der EU-Abgeordnete. „Insofern hoffe ich, dass meine Vorhersage nicht wahr wird.“
Dorfmann betont zudem, dass es nicht um einzelne Prozentpunkte gehe, sondern um die Tatsache, dass wir sehenden Auges in einen Verkehrskollaps schlitterten. „Deshalb ist es ja so wichtig, dass möglichst umgehend Maßnahmen zur Reduzierung des Verkehrs ergriffen werden“, so der Europaparlamentarier. „Und das dürften die Grünen doch wohl hoffentlich ähnlich sehen.“
Gebe es dagegen ein Weiter-so, sei die Gefahr groß, dass sich der Verkehr von der völlig überlasteten Autobahn auf die Staatsstraßen verlagere – „und damit mitten hinein in unsere Dörfer und Städte“, so Dorfmann. „Das ist endlich zu verbieten, und zwar möglichst sofort.“ Zudem brauche es dringend auch eine koordinierte Korridorpolitik von Verona bis München.
Nur gemeinsam werde es gelingen, einen Zusammenbruch auf der Brennerautobahn mit all seinen Folgen zu verhindern, erklärt der EU-Abgeordnete. „Anstatt also billige Polemiken vom Zaun zu brechen, täten die Grünen gut daran, kooperativ an solchen Lösungen zu arbeiten“, so Dorfmann. „Das würden ihnen Anrainer und Nutzer der Autobahn danken – und die Landesregierung wohl auch, die Besseres zu tun hat, als über Aussagen Rechenschaft ablegen zu müssen, die ich getroffen habe.“