Wartende Autos am Wachposten Tayasir

Drei Tote bei Anschlag im Westjordanland

Dienstag, 04. Februar 2025 | 13:34 Uhr

Von: APA/dpa/Reuters

Bei einer Schießerei an einer Militärsperre im von Israel besetzten Westjordanland hat es nach Angaben des israelischen Militärs mehrere Opfer gegeben. Ein Bewaffneter eröffnete das Feuer auf Soldaten, bevor er von diesen getötet wurde. Zwei Soldaten starben bei dem Anschlag auf den Militärposten nahe Tayasir, acht Reservisten wurden laut Armeeangaben verletzt. Ein Reuters-Fotograf berichtete von drei Leichen, die mit einem Krankenwagen vom Tatort weggebracht wurden.

Israelische Medien meldeten mindestens zehn Verletzte. Das Online-Portal Ynet berichtete, ein mit einem M-16-Sturmgewehr bewaffneter palästinensischer Angreifer habe aus nächster Nähe das Feuer auf einen aus einem Bunker kommenden Soldaten eröffnet. Daraus habe sich eine mehrere Minuten dauernde Schießerei ergeben. Die Armee sprach von einem “Terroristen”.

Spannungen im Westjordanland immens

Die Spannungen im Westjordanland sind immens. Seit Beginn des Krieges im Gazastreifen kommt es auch in diesem Palästinensergebiet immer wieder zu Gewalt zwischen militanten Palästinensern einerseits und radikalen israelischen Siedlern beziehungsweise Sicherheitskräften andererseits. Die israelische Armee führt seit Jänner im nördlichen Westjordanland verstärkt Razzien gegen militante Palästinenser durch. Dabei wurden Dutzende von Palästinensern getötet, darunter auch Minderjährige.

Israel hatte im Sechstagekrieg 1967 unter anderem das Westjordanland und Ost-Jerusalem erobert. Dort leben heute inmitten von drei Millionen Palästinensern rund 700.000 israelische Siedler. Die Palästinenser beanspruchen die Gebiete für einen eigenen Staat mit Ost-Jerusalem als Hauptstadt. Die israelischen Siedlungen werden von den meisten Ländern und den Vereinten Nationen als illegal angesehen – aber dennoch immer weiter ausgebaut.

UNRWA: Massenflucht aus Flüchtlingsviertel in Jenin

Nach heftigen Angriffen Israels verließen unterdessen nahezu alle Bewohner das Flüchtlingsviertel in Jenin im nördlichen Westjordanland. Das Palästinenserhilfswerk UNRWA sprach von rund 30.000 Menschen, die in der Umgebung Zuflucht gesucht hätten. Anrainer nannten allerdings geringere Zahlen geflohener Bewohner und schätzten die Zahl der dort verbliebenen Menschen auf rund 1.000. Die israelische Armee äußerte sich zunächst nicht dazu.

Nach Angaben der UNRWA-Sprecherin wurden bei heftigen Detonationen am Sonntag rund 100 Gebäude in dem Viertel zerstört oder schwer beschädigt.

Wieder Angriff radikaler Siedler

Radikale jüdische Siedler haben unterdessen palästinensischen Angaben zufolge die Ortschaft Susya im Westjordanland angegriffen. Sie hätten Steine auf mehrere Häuser geschleudert, Wassertanks zerstört und Autos beschädigt, berichtete die palästinensische Nachrichtenagentur WAFA unter Berufung auf die örtlichen Behörden des in der Region Masafer Yatta südlich von Hebron gelegenen Dorfes.

Der Filmemacher Basel Adra, der im vergangenen Jahr mit “No Other Land” den Dokumentarfilmpreis bei der Berlinale gewann, veröffentlichte auf der Nachrichtenplattform X mehrere Videos, die die Angreifer und Schäden zeigen sollen. “Während ich dies schreibe, bin ich von bewaffneten und maskierten Siedlern umzingelt, die einen Terrorangriff auf Masafer Yatta ausführen”, schrieb er.

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