Von: ka
Bozen/Lodi – Während in Südtirol der Green Pass bei positivem Test nicht ausgesetzt wird, tut sich zwischen den Regionen ein anderer „bürokratischer Sumpf“ auf.
In einem Interview gegenüber der Mailänder Tageszeitung „Il giornale“ berichtet ein Lehrer aus der Lombardei, der die ersten zwei Dosen in seiner Heimatstadt Lodi und die dritte in Bozen erhalten hat, von seiner Odyssee. Da die digitalen Systeme Südtirols und der Lombardei untereinander nicht zu kommunizieren scheinen, kann Stefano keinen gültigen Grünen Pass erlangen. „Ich bin dreimal geimpft, aber für das System bin ich ein Impfgegner“, so das traurige Fazit Stefanos.
Am 22. Januar begab sich Stefano in ein Impfzentrum von Bozen, um sich die dritte Dosis verabreichen zu lassen. Allerdings musste er die bittere Erkenntnis machen, dass die beiden ersten Dosen, die er im Sommer in der Lombardei erhalten hatte, in der Südtiroler Datenbank nicht aufscheinen. „Im Bozener Zentrum sagte man mir, dass sie keine Aufzeichnungen über die beiden ersten Dosen hätten. Das liegt daran, dass die Computersysteme der verschiedenen Regionen nicht miteinander kommunizieren. Sie verabreichten mir die Impfung trotzdem und stellten mir die entsprechende Bescheinigung aus, wobei sie mir den Hinweis mitgaben, ich solle mich an die Region Lombardei wenden, um mir die im Sommer erfolgten Impfungen anerkennen zu lassen“, so Stefano gegenüber „Il giornale“.
Es folgte eine endlose Kette von Anrufen. Dabei erlebte Stefano die unangenehme Erfahrung, dass sich die verschiedenen Gesundheitsbehörden gegenseitig die Verantwortung zuschieben. „Ich wandte mich an die Region Lombardei. Die Region verwies mich an das Impfzentrum von Lodi, wo ich die ersten beiden Dosen erhalten hatte und wo mir die dritte Verabreichung anerkannt worden ist“, erklärt Stefano.
Aber damit begann erst die Odyssee. Obwohl in seiner Gesundheitsakte nun alle drei verabreichten Impfdosen aufscheinen, wurde Stefanos Grüner Pass nicht automatisch erstellt. Das Zentrum in Lodi wies Stefano an, sich an den Sanitätsbetrieb von Mailand zu wenden, wo angeblich ein Protokoll für das Herunterladen des Grünen Passes verfügbar sei. Der Mailänder Sanitätsbetrieb entgegnete aber, dass nicht sie, sondern das Impfzentrum in Bozen dafür zuständig sei. Das Bozner Impfzentrum erwiderte wiederum, dass diese Zuständigkeit bei der Lombardei liege.
Stefano wurde ein Opfer eines ständigen Hin- und Herschiebens von Zuständigkeiten, bei dem der einzige Verlierer der Bürger ist, der sich an die Regeln hält. „Obwohl ich alles befolgt habe, was sie mir gesagt haben, stehe ich jetzt ohne Grünem Pass da und kann nichts tun. Ich bin Gefangener eines bürokratischen Sumpfs ohne Ausweg. Ich werde noch verrückt“, beklagt sich der Lehrer, der seit September in Südtirol seinem Lehrberuf nachgeht.
Dann kam auch noch das Pech hinzu. Auch die letzte Möglichkeit, Stefanos Problem zu lösen, wurde durch eine bürokratische Haarspalterei zunichtegemacht. „Ich habe versucht, meinen Hausarzt zu kontaktieren, der durch den Zugriff auf meine Akte über das Gesundheitsinformationssystem in der Lage gewesen wäre, den Grünen Pass für mich herunterzuladen. Schade nur, dass er inzwischen in den Ruhestand gegangen war. Derjenige hingegen, den ich an seiner Stelle gewählt hatte, ist – wie ich herausfand – vom Dienst suspendiert worden. 30 Tage lang habe ich jetzt leider keine Möglichkeit, einen neuen Hausarzt zu wählen. Es ist absurd“, so der tieftraurige Lombarde.
Und nicht nur das. Der Grüne Pass für die einzige anerkannte Dosis in Bozen – die aber eigentlich seine dritte ist – wird erst 15 Tage nach der Verabreichung ausgestellt. Bis dahin ist Stefano ohne Grünen Pass. „Seit dem 1. Februar ist mein alter Grüner Pass abgelaufen. Ich kann daher nicht wie gewohnt mit dem Schnellzug nach Mailand fahren. Wie mir das Gesundheitsministerium mitgeteilt hat, reicht es für die Ausübung meines Berufs zum Glück aus, die vollständige Impfbescheinigung vorzulegen. Aus ihr geht hervor, dass ich die dritte Dosis erhalten habe. Für alles andere brauche ich hingegen den Grünen Pass, den ich aber noch nicht besitze“, erklärt der Lehrer.
Stefano ist mit seinem Leid bedauerlicherweise nicht allein. „Während meiner Odyssee und im Gespräch mit meinen Kollegen habe ich entdeckt, dass sich viele Menschen in meiner misslichen Lage befinden. Ich habe alle Anweisungen genau befolgt und alle drei Dosen erhalten, aber es ist so, als wäre ich ein Impfgegner. Und es gibt keinen Ausweg“, fasst Stefano seine Gefühlslage in Worte. Bedenklich ist vor allem, dass die verschiedenen Gesundheitsbehörden, die den Fehler im System zu kennen scheinen, sich gegenseitig die Verantwortung zuschieben.
„Wenn ich gewusst hätte, dass das Computersystem nicht zentralisiert ist und die verschiedenen Regionen nicht miteinander kommunizieren, hätte ich mir meine dritte Dosis direkt in der Lombardei verabreichen lassen. Dann besäße ich jetzt einen Grünen Pass. Stattdessen hat man mich in Bozen geimpft und erst dann über das Problem aufgeklärt. Alle scheinen es zu wissen, aber niemand unternimmt etwas. Es ist verrückt“, so Stefano.