Von: APA/dpa/Reuters/AFP
Israel hat am Donnerstag eine Schule im Gazastreifen angegriffen, in der sich nach israelischen Angaben eine Stellung der militanten Palästinenser-Organisation Hamas befand. Der Hamas zufolge wurden mindestens 27 Menschen getötet, die Schutz gesucht hatten. Eine Sprecherin des Palästinenser-Hilfswerks der Vereinten Nationen (UNRWA) sagte sogar, es habe 35 bis 45 Todesopfer gegeben. Der EU-Außenbeauftragte Josep Borrell forderte eine unabhängige Untersuchung.
Laut israelischen Angaben wurden Kämpfer getötet, die bei den Angriffen auf Israel am 7. Oktober beteiligt gewesen seien. Etwa 20 bis 30 Kämpfer hätten sich in der Schule befunden, hieß es. Von zivilen Opfern wisse man nichts. Die genaue Zahl sei aber nicht bestätigt.
Der Pressesprecher der Hamas-Regierung wies die israelische Darstellung zurück, dass sich in der UNO-Schule in Nuseirat im zentralen Gazastreifen ein Kommandoposten der Hamas befunden habe. “Die Besatzungsmacht belügt die Öffentlichkeit mit erfundenen Geschichten, um das brutale Verbrechen zu rechtfertigen, das sie an Dutzenden von Vertriebenen begangen hat”, sagte Ismail Al-Thawabta der Nachrichtenagentur Reuters. Das israelische Militär erklärte, vor dem Angriff mit Kampfjets habe man Maßnahmen ergriffen, um die Auswirkungen auf Zivilisten zu verringern.
Der EU-Außenbeauftragte Josep Borrell erklärte am Donnerstag im Onlinedienst X: “Diese fürchterliche Nachricht muss unabhängig untersucht werden.” Berichte aus dem Gazastreifen zeigten “wieder und wieder, dass Gewalt und Leid weiterhin die einzige Realität für hunderttausende unschuldige Zivilisten” seien, so Borrell.
In den acht Monaten seit Beginn des Krieges hat die Hamas nach Aussagen von Vertretern der USA und Israel rund die Hälfte ihrer Kämpfer verloren. US-Insider schätzen die Zahl der Hamas-Kämpfer auf nun etwa 9.000 bis 12.000 nach 20.000 bis 25.000 vor dem Krieg. Das führe dazu, dass die Hamas inzwischen längere Gefechte mit den israelischen Streitkräften vermeide und stattdessen auf Überraschungsangriffe und Hinterhalte umschwenke, sagte ein US-Vertreter. Israel hat eigenen Angaben zufolge fast 300 Soldaten verloren.
Der Sprecher des israelischen Militärs, Peter Lerner, sagte, man sei noch weit davon entfernt die Hamas zu vernichten. Israel passe sich der veränderten Taktik der Gruppe an. Aber man könne nicht jeden Hamas-Kämpfer ausschalten oder jeden Tunnel zerstören. Das sei kein realistisches Ziel. “Die Zerstörung der Hamas als Regierung ist ein erreichbares militärisches Ziel.”
Derzeit wird über die Vereinbarung einer Feuerpause im Gaza-Krieg gesprochen. Israel will auch während der Verhandlungen die Kämpfe nicht einstellen. Ein von den USA unterstützter Vorschlag, den US-Präsident Joe Biden in der vergangenen Woche vorgestellt hatte, gilt gegenwärtig als bester Ansatz, um die seit fast acht Monaten anhaltenden Kämpfe zu beenden. Katar erklärte zuletzt, ihn der Hamas unterbreitet zu haben. Allerdings fordert Israel die völlige Zerschlagung der Organisation auf politischer und militärischer Ebene. Die Islamisten haben ihrerseits keinerlei Bereitschaft zur Aufgabe signalisiert und wollen ein Ende der israelischen Offensive. Einzig im November hatte es eine einwöchige Feuerpause gegeben.
Die israelische Armee hat unterdessen nach eigenen Angaben drei bewaffnete Verdächtige getötet, die versucht haben sollen, vom Gazastreifen aus nach Israel vorzudringen. Israelische Soldaten im Südosten des Gazastreifens hätten in der Nacht auf Donnerstag zunächst verdächtige Bewegungen dort entdeckt, teilte ein Sprecher des Militärs mit. Bodentruppen seien dann in die Nähe des Grenzübergangs Kerem Shalom im Süden geschickt worden und dort unter Beschuss geraten. Sie hätten auf den Angriff reagiert. Zwei der verdächtigen Personen seien aus der Luft, eine dritte kurze Zeit später durch Panzerfeuer getötet worden. Laut dem Armeesprecher wird derzeit untersucht, ob noch eine vierte Person beteiligt gewesen sein könnte und wie die Gruppe überhaupt so nah an die Grenze gelangen konnte. Die Verdächtigen seien 300 Meter von der Grenze entfernt aufgegriffen worden. Ihnen sei es nicht gelungen, die Grenzzaun nach Israel zu überqueren.