Von: mk
Brüssel/Bozen – Nicht zuletzt auf Initiative des Südtiroler EU-Parlamentariers Herbert Dorfmann (SVP) hat sich das Europäische Parlament am Donnerstag mit neuen Forderungen zum Schutz der Nutztiere vor Wölfen und anderen großen Beutegreifern befasst. „Unsere Forderungen lösen das Problem zwar nicht, sie sorgen aber dafür, dass sich die EU-Kommission mit dem Thema befassen muss“, so Dorfmann, der ergänzt: „Dann kommt es hoffentlich endlich zu einem Umdenken.“
In ihrer Resolution geht es Dorfmann und seinen Parlamentskollegen vor allem darum, die EU-Organe – allen voran die Kommission – zu einer Neubewertung der EU-Wolfstrategie zu bewegen. „Dafür gilt es aufzuzeigen, dass der Wolf dank der Schutzmaßnahmen der letzten Jahrzehnte nicht mehr vom Aussterben bedroht ist“, so der Südtiroler EU-Parlamentarier. Die entsprechenden Zahlen soll ein grenzüberschreitendes Monitoring belegen, das eine der Forderungen der Parlamentarier ist.
Eine zweite Forderung ist, die besondere Situation der Berggebiete anzuerkennen. „Bei uns in den Bergen gibt es traditionelle Alm- und Weidesysteme, die besonders anfällig für Raubtierrisse sind“, erklärt Dorfmann. Solche traditionellen Besonderheiten müsse die EU anerkennen und entsprechende Ausnahmeregelungen zulassen. „Diese Ausnahmen müssen so weit reichen, dass auch Entnahmen möglich sind“, so Dorfmann. „Weil die Population großer Beutegreifer in Europa konstant wächst, dürfen Entnahmen kein Tabu mehr sein. Sie sind vielmehr sinnvoll und notwendig.“
Damit Entnahmen möglich sind, muss die EU-Kommission die Habitat-Richtlinie überarbeiten, mit der der Schutz bedrohter Arten geregelt ist. Auf Antrag von Herbert Dorfmann wurde diese Forderung in die Resolution aufgenommen. „Damit fordert das Parlament erstmals ein weitreichendes Umdenken im Umgang mit dem Wolf“, freut sich der Europaparlamentarier. „Die Kommission steht nun unter Druck, diese Forderung bei einer Neufassung der Wolfstrategie zu berücksichtigen.“
Nicht zuletzt fordert das EU-Parlament in seiner Resolution „angemessene und langfristige“ Finanzierungsmöglichkeiten von Maßnahmen zur Prävention von Wolfsrissen. Und sollte es trotzdem zu solchen Rissen kommen, müssten diese angemessen entschädigt werden. „Die notwendigen Gelder dürfen aber nicht aus dem Agrarhaushalt entnommen werden, weil dadurch die Bauern mit eigenen Mitteln für ihre Schäden aufkommen müssten“, erklärt Dorfmann. Er ergänzt: „Wenn die Allgemeinheit glaubt, es brauche in unserem Kultur- und Naturraum große Beutegreifer, dann muss sie auch für die daraus entstehenden Kosten aufkommen.“ Die Finanzierung des Beutegreifer-Managements, von Schutzmaßnahmen und Entschädigungen für Risse müssten daher aus dem allgemeinen Steuertopf kommen.
Das große Ziel, das das Parlament mit der Resolution verknüpfe, sei letztlich ein politisches, betont Herbert Dorfmann. Sie sorge dafür, dass die Kommission und die Mitgliedstaaten nun gezwungen seien, sich mit der Strategie rund um die großen Beutegreifer, also auch mit dem Thema Wolf, auseinanderzusetzen und sie neu zu bewerten. „Das unwürdige Spiel, dass sich die Institutionen gegenseitig die Verantwortung dafür zuschieben, ist damit zu Ende“, so der Südtiroler Europaparlamentarier.