Von: luk
Mals – In der Podiumsdiskussion “Südtiroler für Südtiroler?!“ wollte der Südtiroler Schützenbund einmal mehr der Frage auf den Grund gehen, ob Südtiroler Sportler unter eigener Fahne bei sportlichen Ereignissen an den Start gehen sollten oder nicht.
Thomas Sinha, der die Veranstaltung moderierte, hat die verschiedenen Sichtweisen zum Spannungsfeld zwischen Sport. Medien und Politik und neue Ansätze in der Sportförderung gesammelt. Zum Thema wurde kontrovers diskutiert. Eine Reihe von Persönlichkeiten lud der Südtiroler Schützenbund in Zusammenarbeit mit der Schützenkompanie Mals ein, die kürzlich im Kulturhaus von Mals stattgefunden hatte.
Laut Sportjournalist Andreas Vieider nehme die Tageszeitung Dolomiten, das Tagblatt der Südtiroler im Südtiroler Sportbereich eine Vorreiterrolle ein. Die Sportler aus allen Landesteilen Tirols würden in den Presseberichten mit ihrem Herkunftsort genannt. Die vom Land Südtirol unterstützte Sportlergala sei eine Erfindung der Dolomiten. Kritik äußerte er an jenen, welche bei Großveranstaltungen den Südtiroler Sportlern besonders gern die italienische Fahne in die Hand drücken. Widerwillig würden sie das über sich ergehen lassen. Im Rest der Welt – ausgenommen Bayern und Österreich – kenne das Land Südtirol niemand.
Wenig diplomatisch zeigte sich Michael Pichler vom Verband Südtiroler Sportvereine (VSS). Laut ihm habe der VSS bereits heute nicht ausreichende Geldmittel zur Verfügung. Eine zusätzliche Finanzierung Südtiroler Spitzensportler würde 500 Millionen Euro kosten. Man solle den Sport nicht allzu sehr instrumentalisieren. In seinem familiären Umfeld stellt Herr Pichler fest, dass viele stolze Italiener seien und mit vollem Stolz die italienische Nationalhymne singen würden. Aus organisatorischen Gründen könne Südtirol kein Olympisches Komitee gründen, da Südtirol kein souveräner Staat sei und somit nicht bei internationalen Wettbewerben an den Start gehen könne.
Deutlich äußerte sich dazu Jürgen Wirth Anderlan: „Sehr wohl können Südtiroler Sportler bei internationalen Wettbewerben, Welt- und Europameisterschaften teilnehmen, die Färöer Inseln haben es vorgemacht, diese haben sich die Sportautonomie erkämpft.“ Er ist der Meinung, dass eine Finanzierung für eine Südtiroler Mannschaft leicht möglich sei. Laut Daten des FISI Wintersportverbandes Südtirol würde das dem Land Südtirol rund 15 Millionen Euro kosten. Wenn man bedenkt, dass die Landesbediensteten dem Land 1,8 Milliarden kosten, bestünde hier die Möglichkeit unsere Sportler vom Staatsdienst in den Landesdienst zu überstellen. „Südtirol hätte hier nicht nur Kosten sondern auch einen enormen Werbeeffekt, wenn unsere Sportler die Marke Südtirol in die Welt hinaus tragen. Der Sport schafft Identität, der Sport schafft ein Wir-Gefühl und der Sport schafft Heimat“, so ein überzeugter Wirth Anderlan.
Angeregt ging die Diskussion mit Hans Heiss von den Südtiroler Grünen weiter. Einer Südtiroler Nationalmannschaft könne er wenig abgewinnen. Laut ihm würde dieser Schritt – ähnlich wie die doppelte Staatsbürgerschaft – Südtirol spalten. Auch habe dies eine negative Auswirkungen auf das Zusammenleben der Sprachgruppen Südtirols.
Für den Glurnser Benjamin Pircher, Teilnehmer an der Karate-WM zähle für einen Sportler in erster Linie der persönliche Erfolg. Die Nationalität sei zweitrangig. Trotzdem sei es für ihn eine große Ehre gewesen, für Deutschland an den Start zu gehen. Weil er sich, aufgrund seiner Muttersprache und seines Namens, als Deutscher fühle.
Laut Martha Stocker, Landesrätin für Sport, würden Südtiroler Sportler bereits für Südtirol starten. Denn in allen deutschen Fernsehsendern werde immer von Südtirolern gesprochen. Auch trage das Land Südtirol dazu bei, indem es die Sportlergala, das Sportjahresbuch und die Europeada unterstütze. Italien sei im Sport bestens organisiert. Finanziell wäre eine Südtiroler Mannschaft für Südtirol nicht tragbar. Jedoch bemühe sich Stocker, um die primären Zuständigkeiten nach Südtirol zu holen. Derzeit habe Südtirol im Sport nur sekundäre Zuständigkeiten.
Für Sven Knoll, den Landtagsabgeordneten der Süd-Tiroler Freiheit sei im Südtiroler Landtag eine eigenständige Südtiroler Mannschaft des Öfteren angesprochen worden. Jedoch wurde sie von der Mehrheit immer wieder versenkt. Wieder einmal zeige sich, wie italienverliebt die SVP sei, die Aufgrund des friedlichen Zusammenlebens, gegenüber den Italiener, auch den Schritt in die sportliche Eigenständigkeit nicht wage. Wenigstens solle sie die Zusammenarbeit im Bereich Sport mit Tirol fördern. „Wo bleibt die vielgepriesene Europaregion Tirol“, stellte er die Frage in den Raum.