Wölfe in Europa

„Ein Rudel pro 11.000 Quadratkilometer sind genug“

Sonntag, 18. August 2024 | 08:00 Uhr

Von: mk

Bozen – Wölfe stehen unter Naturschutz und dürfen nach einem kürzlich erlassenen Urteil des Europäischen Gerichtshofes nicht abgeschossen werden. Ende Juli, kurz nachdem das Urteil verkündet worden war, sind den Niederlanden in Wäldern eines großen Naturparks bei Utrecht Kinder von Wölfen angegriffen worden. Auch ein angeleinter kleiner Hund soll von einem Wolf verschleppt worden sein. Doch nicht erst seit diesen Vorfällen tobt eine heftige Debatte um das Zusammenleben von Mensch und Großraubtieren – auch in Südtirol.

Der „günstige Erhaltungszustand“ ist dabei zum geflügelten Wort geworden. Um die Deutungshoheit ist ein regelrechter Kampf ausgebrochen.

Die Initiative Wolfstop, die sich für eine Regulierung des Bestands von Großraubtieren einsetzt, beruft sich beim günstigen Erhaltungszustand auf eine Europäische Studie aus dem Jahre 2017, die mit Hilfe von Projektionen aus mathematischen oder Computermodellen (Beissinger & McCullough 2002, Morris & Doak 2002) berechnet wurde. Diese zeige auf, dass es einen Mindestbestand von 1.000 reproduktiven Wölfen braucht, um das Überleben der Art zu sichern. Für diese Sicherung ist eine Mindestzahl von 2.500 erwachsenen Individuen notwendig.

„Gemäß dieser Studie liegen einer austauschfähigen Population 1.000 reproduktionsfähige Individuen zu Grunde. Auf diese Studie hochgerechnet ergeben sich für den nachstehenden europäischen Managementplan folgende Eckdaten: Die Wolfsrudeldichte würde sich demnach mit einem Wolfsrudel pro 11.000 Quadratkilometer definieren“, erklärt die Initiative in einer Aussendung.

Bei dieser durchschnittlichen Wolfsrudeldichte von einem Wolfsrudel pro 11.000 Quadratkilometer ergebe sich im Betrachtungsgebiet (Kontinentaleuropa ohne Russland) eine Gesamtpopulation von 527 Rudeln.

Bei zwei reproduktionsfähigen Wölfen pro Rudel ergebe das eine Gesamtzahl von 1.054 reproduktionsfähigen Individuen. Dadurch wäre sichergestellt, dass bei 527 Rudeln zuzüglich erwachsener Paare und Einzeltieren mindestens 2.500 erwachsene Wölfe im Betrachtungsgebiet leben würden. Die Gesamtpopulation würde dann mindestens 5.000 Tiere umfassen. Damit wäre der „Günstige Erhaltungszustand“ laut der zugrundeliegenden und oben angeführten europäischen Studie aus 2017 erfüllt.

Gegenwärtig leben mehr als 20.000 Wölfe in Europa

Zurzeit leben mehr als 20.000 Wölfe in Europa. Damit sei laut Initiative der günstige Erhaltungszustand um ein Mehrfaches übererfüllt.

Wolfstop Europe Präsident Gerhard Fallent dazu: „Worauf warten die Nationalstaaten und Europa noch? Der hohe Schutzstatus war auch in Europa zu keiner Zeit gerechtfertigt. Die sofortige Regulierung auf einem Wolfsrudel pro 11.000 Quadratkilometer und die Schaffung von wolfsfreien Zonen ist durchzuführen!“

Wolfstop Europe

50 Tagesetappen reichen

Bei klarem Kopf erkenne man, was zur genetischen Vielfalt und zum ausreichenden genetischen Austausch erforderlich sei, so die Initiative. „Und zwar, eine Mindestanzahl untereinander fortpflanzungsfähiger Individuen. Da Wölfe an einem Tag bis zu 100 Kilometer zurücklegen können, ist die Durchmischung in Kontinentaleuropa kein Problem. Sie benötigen in jeder Richtung zirka 50 Tagesetappen.“

Mindestens 1.000 reproduktionsfähige Individuen?

Die Initiative habe sich bei ihren Überlegungen auf die erwähnte europäische Studie bezogen, um auf der sicheren Seite zu sein. Aber: „Benötigt ein günstiger Erhaltungszustand tatsächlich mindestens 1.000 reproduktionsfähige Individuen? Die Biologie und die Geschichte lehren uns etwas anderes. Ein Beispiel: Auf Gibraltar lebt seit zirka 1.000 Jahren eine völlig abgeschlossene Berberaffen-Population von 200 bis 250 Individuen.“ Sie befinde sich in einem stabilen und guten Zustand und das werde wohl auch die nächsten 1.000 Jahre sein.

Fallent betont abschließend: „Wolfstop hat mit seiner ‚Ausseer Deklaration‘ einen für Europa umsetzbaren Vorschlag zum Wolfsmanagement vorgelegt. Er stellt einen guten Kompromiss mit Hausverstand und Vernunft für alle Beteiligten dar!“

Bezirk: Bozen

Kommentare

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26 Kommentare auf "„Ein Rudel pro 11.000 Quadratkilometer sind genug“"


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N. G.
N. G.
Kinig
17 h 42 Min

20.000 Wölfe im dicht besiedelten Europa. Ein Hund wurde verschleppt und bei den Angriffen auf die Kinder es war genau genommen Einer, weiß man den Grund noch nicht.
Das war dann ALLES und darum macht man derart Wind?

Ach ja, die armen Schäfchen sind dann auch noch..!
Überspitzt gesagt, wäre schade wenns an Ostern keine Osterlämmer gäbe.!

Landschaftspfleger
Landschaftspfleger
Superredner
16 h 54 Min

Sie können froh sein dass der Herrgott ihnen keine Schamgefühle gegeben hat, denn wenn sie dann noch verstehen würden was sie hier von sich geben, hätten sie sehr Schlechtes !!!

N. G.
N. G.
Kinig
16 h 10 Min

@Landschaftspfleger Hab Schämgefühle aber eher in Bezug auf so manche Landsleute und ihre Ansichten. Wobei mir weltoffene Südtiroler und Ausländer durchaus zustimmen.

N. G.
N. G.
Kinig
16 h 10 Min

@Landschaftspfleger Ist es ein Unterschied wer das Lamm isst?

lumpi
lumpi
Tratscher
9 h 54 Min

N.G. Ich bin der Meinung du hast etwas vor ein paar Jahren verloren, und wenn du mal in den Gegenden wo es Bär und Wolf gibt hingehen würdest, villeicht findest du du es. Es müsste aus dem Kopf gefallen sein

Homelander
Homelander
Universalgelehrter
6 h 38 Min

NG@ saublöder Komentar, sag das mal den Bauern, die Almen bewirtschaften, dann wirst du schon draufkommen was sie dir zu sagen haben…

Fraser
Fraser
Tratscher
5 h 51 Min

@N.G. mag sein dass die Nutztiere so oder so gegessen werden (mit Ausahmen) aber es macht wohl einen Unterschied ob bzw wie diese Tiere zu Tode kommen..ob es kurz und schmerzlos ist oder ob sie stundenlang mit offenen,zerfetzten Bauch leiden müssen. Aber was weiß schon ein Stadltler wie du vom Almleben..

Homelander
Homelander
Universalgelehrter
3 h 46 Min

NG@Wer sind die Tierschützer ? DAS
SIND DIE BERGBAUERN DIE SICH 365 TAGE IM JAHR UM DIE TIERE KÜMMERN ! Aber das schnallst du eh nicht…

Apuleius
Apuleius
Tratscher
16 h 48 Min

Wenn sich um die ständigen Verkehrsinfarkte und zu langsam fahrenden Touristen und schlechten Strassen und ordentlichere Schneeräumung und ordentliches Waldmanagement und und und gleich viel gekümmert würd, wie um de (pardon) Drecksviecher, wos niemd nix nutzn, donn tat es oane und es obdre awin bessr laafn…

Doolin
Doolin
Kinig
16 h 34 Min

…do hosch iaz an Kas gschriebn…

🤪

info
info
Universalgelehrter
16 h 25 Min

Zumindest zum Waldmanagement können die Drecksviecher einiges beitragen: Sie halten das Wild in Bewegung und verringern dadurch die Verbissschäden. Gerade bei den jetzt nötigen großen Wiederaufforstungen könnte das eine große Hilfe sein

N. G.
N. G.
Kinig
16 h 8 Min

Na ja, Wölfe entnehmen durchaus kranke und alte Tiere in der Wildnis. Was Jäger ja nicht so machen… Grins
Also doch von Nutzen!

Apuleius
Apuleius
Tratscher
13 h 18 Min

@Doolin wenn du sel schreibsch, wersches schun so sann, lei isch mir sel gleich, ebm weil du es schreibsch.

Fraser
Fraser
Tratscher
5 h 48 Min

@N. G. die Wölfe erwischen hauptsächlich junge, noch schwache Lämmer nur zur Info..🤦🏻

magg
magg
Universalgelehrter
16 h 28 Min

Wolfsgegner und ihre absurden Rechnungen und Statistiken🙄.

Landschaftspfleger
Landschaftspfleger
Superredner
13 h 1 Min

….na auf eure praktischen Erfahrungen und eure praktischen Unterstützungen bei dem was ihr von uns forderts, können wir aber auch nicht zählen !

So sig holt is
9 h 21 Min

das kann man auch anders herum sagen: ihr wolfs befürworter mit euren absurden forderungen und realitäsfremden Vorstellungen welche in der praxis kaum umsetzbar sind.. geht doch raus auf die alm zum hüten und zeigt wies richtig geht.. sicher einfach ist es zu fordern und sagen man soll sich selbst um die tiere kümmern wenn man schon welche hat und keine Ahnung hat was hüten wirklich bedeutet! probierts mal aus und zeigts den bauern, beweist das Gegenteil und sagt nicht einfach wenn irgendwo anders auch funktioniert musses hier ja genauso klappen… beweist es selbst!

info
info
Universalgelehrter
17 h 50 Min

Komische Rechnung. Auch werden sich die Wölfe kaum daran halten, da sie mit einer Fläche von rund 300 km² pro Rudel auskommen. Angeblich sind sie auch leichter zu erziehen/kontrollieren, wenn ein Gebiet einmal fix besiedelt ist und die wandernden Jungwölfe (die am ehesten Probleme machen) rasch weitergetrieben werden.

Hustinettenbaer
13 h 9 Min

@info
Ja.
“In Mitteleuropa umfassen die Reviere einer Wolfsfamilie durchschnittlich 250 bis 300 km² (KALB 2007, JINDRICH & TRAUTTMANSDORFF 2017)”.

Wolfsfamilie = Rudel.

https://www.ooe-umweltanwaltschaft.at/Mediendateien/Wolf%20Rechtliche%20und%20fachliche%20Aspekte%20de.pdf
https://www.dbb-wolf.de/mehr/faq/faq-biologie-des-wolfes

Privatmeinung
Privatmeinung
Universalgelehrter
14 h 13 Min

Kann mir jemand sagen, wozu jetzt wieder Wölfe in bewohnten Gebieten notwendig sind? Es gab viele Jahre, wo es ohne Wölfe ging, und sie sind nicht ausgestorben.

nit verstondn
nit verstondn
Grünschnabel
15 h 24 Min

Das Misere um den Erhaltunszustand des Grossrauwildes zeigt das kurzfristige stmmenheischende Verhalten unserer Entscheidungsträger. Ein Grossraubwildmanagement wird seit Jahren nicht vorangebracht und wurde „absichtlich“ hinausgezögert. Der Schutz von Grossraubwild wird dann wohl von jenen gefordert die das Blöken eines Schafes nicht von Hilferufen unterscheiden kann und einen Notruf absetzt.

N. G.
N. G.
Kinig
11 h 26 Min

Das ist ein viel zitiertes Vorurteil aber ne glatte Lüge. Beweis deine These und sonst sei einfach still! Sag, wer sind die Befürworter, ZAHLEN UND FAKTEN,nicht nur Anschuldigungen!

So ist das
15 h 22 Min

Und wieder schlägt die Keule der Medien zu 🤔
Infos über Infos damit sich ja keine Beruhigung eintritt.

enkedu
enkedu
Kinig
14 h 6 Min

Europa ist schon eigenartig unterwegs. Drittklassig mit selberzeugten Pseudoproblemen.

Fraser
Fraser
Tratscher
5 h 55 Min

Das wird aber nicht so bleiben, wenn man nicht langsam anfängt den Bestand zu regulieren..

Oracle
Oracle
Kinig
4 h 17 Min

die zahlreichen Wolfsgruben sanieren und reaktivieren….

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