Von: mk
Rabland – Für die Umfahrung von Rabland gibt es grundsätzlich zwei mögliche Trassen: eine, die das Problem des Durchzugsverkehrs dank eines Tunnels löst, und eine zweite, die es verlagert. Kein Wunder, dass sich der Großteil der Rablander für eine Tunnellösung ausspricht, nur die Gemeinde Partschins scheint paradoxerweise die oberirdische Variante zu bevorzugen. Den aktuellen Stand der Diskussion um die Rablander Umfahrung aus ihrer Perspektive hat heute die Bürgerinitiative Rabland aufgezeigt.
Anlass dafür ist eine Willensbekundung zur Trasse, die der Partschinser Gemeinderat dieser Tage zu äußern hat. Wie die Bürgerinitiative betont, deute derzeit alles auf ein Votum zugunsten der oberirdischen Trasse, obwohl sich die Gemeinde jahrelang für eine Gesamttunnellösung ausgesprochen habe. „Nur die garantiert uns eine Lösung für das Problem des Durchzugsverkehrs und nicht nur eine Verlagerung“, betont Hans Bonani, einer der Sprecher der Bürgerinitiative.
Diese spricht der oberirdischen Trasse sogar ab, die Grundvoraussetzungen einer Umfahrung zu erfüllen: „Mit einer solchen Trasse wird die Staatsstraße nur geringfügig verlegt, sodass der Durchzugsverkehr künftig 100 bis 150 Meter vom Ortskern entfernt rollen würde“, so Bonani. „Entlastung bringt eine solche Trasse keine.“ So würde das Westportal des für diese Variante drastisch verkürzten Tunnels gerade einmal 70 Meter von einer Wohnsiedlung entfernt errichtet, von dort würde die „Umfahrung“ mitten durch die Rablander Obstwiesen führen, wertvoller Kulturgrund würde verbraucht. Wegen des hohen Grundwasserspiegels müsste die Trasse im Vergleich zur Umgebung sogar erhöht verlaufen: „Das Landschaftsbild würde nachhaltig beeinträchtigt, die Lebensqualität verschlechtert, Rabland als Tourismusdestination nicht auf-, sondern abgewertet“, so Bonani.
Mit der Tunnelvariante würde der Verkehr dagegen vom Ortseingang im Osten bis hinter das Besiedlungsende im Westen unter die Erde verbannt, das Dorf würde nachhaltig entlastet, auch weil die Tunnelportale weit genug von Wohnsiedlungen und Betrieben entfernt entstünden. „An der Oberfläche wäre von dieser Umfahrung nichts zu sehen, die Trasse würde an der Oberfläche wieder bepflanzt und von den Bauern bewirtschaftet“, so Bonani.
Den Einwand, die Tunnellösung sei technisch nicht machbar, lässt die Bürgerinitiative nicht gelten: „Es gibt wohl keine Straßentrasse in ganz Südtirol, die so eingehend untersucht worden ist wie diese“, erklären Andreas Gögele und Erwin Pircher von der Bürgerinitiative, „und die Machbarkeit ist – auch von unabhängigen Experten – immer wieder bescheinigt worden“. Um Ausfälle zu vermeiden, solle (und könne) der Umfahrungstunnel in Winterbauweise errichtet werden, also ausschließlich außerhalb der Tourismussaison, wie dies in anderen Tourismusgemeinden auch gehandhabt werde, so Pircher.
Bleibt das Argument der Kosten, auf das vor allem das Land pocht. Diese wurden für die unterirdische Variante ursprünglich auf 44 bis 45 Millionen Euro geschätzt (zum Vergleich: der Kastelbeller Umfahrungstunnel soll rund doppelt so viel kosten). In der Zwischenzeit wurde die Trasse allerdings umfassend optimiert, es konnten sieben bis acht Millionen Euro eingespart werden. Damit liegen die Kosten der Tunnellösung noch etwa fünf Millionen Euro über jenen für eine oberirdische Trasse. „Wir wissen, dass das viel Geld ist, zugleich ist es aber auch wenig, wenn man dafür das Verkehrsproblem in Rabland nachhaltig lösen könnte, anstatt es nur um ein paar Meter zu verlagern“, so Gögele.
Die Tunnellösung, das unterstreicht auch die Bürgerinitiative, sei während der Bauzeit eine Belastung für die Anrainer: „Eine oberirdische Trasse ist allerdings eine Belastung für Generationen“, so Pircher. Dass dies auch der Großteil des Dorfes so sieht, zeigt eine Unterschriftensammlung, bei der nicht weniger als 975 Unterstützerunterschriften für die Tunnellösung gesammelt worden sind. „Die Tunnellösung“, so das Fazit der Bürgerinitiative, „ist eine Jahrhundertchance für Rabland: Eine Fehlentscheidung heute hätte Auswirkungen für Generationen.“