Von: mk
Bozen – Die jüngste Position der SVP bei der Vorstellung ihrer Bozner Liste, den Zugang zu deutschsprachigen Schulen nur jenen zu ermöglichen, die zu Hause Deutsch sprechen, sieht Kindergärtnerin und Gewerkschafterin Cornelia Brugger skeptisch. Ihre Ansicht nach gehe es um die Frage, ob man in Südtirol in Zukunft eine geschlossene oder eine inklusive Gesellschaft will.
„Als Kindergartenpädagogin erlebe ich täglich, wie Kinder mit unterschiedlichen Muttersprachen erstaunlich schnell Deutsch lernen. Sprachliches Eintauchen von klein auf ist eine Chance, kein Problem. Wer Kinder ausschließt, die zu Hause kein Deutsch sprechen, verweigert vielen von ihnen das Recht, zweisprachig aufzuwachsen und später zu einer stärkeren, geeinteren Gesellschaft beizutragen“, so Brugger.
Gleichzeitig stehe Südtirol vor einer wachsenden Herausforderung: dem Mangel an Arbeitskräften. „Es reicht nicht, unsere jungen Menschen, die im Ausland arbeiten, zurückzuholen oder sie mit Anreizen in Südtirol zu halten. Wir werden in Zukunft immer mehr auf Menschen mit Migrationshintergrund angewiesen sein. Deshalb müssen wir nach vorne schauen und innovative Entscheidungen treffen, anstatt an überholten Strukturen festzuhalten“, so Brugger.
Natürlich brauche Inklusion die richtigen Rahmenbedingungen: mehr qualifiziertes Personal, gezielte Unterstützung für kleine Gruppen, angepasste pädagogische und didaktische Methoden. „Doch die Zukunft Südtirols baut man nicht, indem man sprachliche Mauern errichtet, sondern indem man allen die Möglichkeit gibt, Teil unserer Gemeinschaft zu sein“, fügt Brugger hinzu.
Sprachliche Integration sei der Schlüssel zu einem friedlichen Zusammenleben und einer starken Gesellschaft. „Kindern das Erlernen der deutschen Sprache zu erschweren, schützt die Sprache nicht – es isoliert sie. Und Isolation war noch nie eine Lösung“, so Brugger.
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