Kommentar

Eine neue Dimension – Terrorist oder Psychopath?

Donnerstag, 21. Juli 2016 | 19:22 Uhr

Von: ka

BozenMit den Attentaten in Nizza am französischen Nationalfeiertag und am Dienstag in Würzburg hat der Terror eine neue Dimension erreicht. Es braucht keine Organisation und keinen Sprengstoff oder Waffen mehr.

Während frühere Attentäter Ausbildungslager des IS in Syrien oder Irak besuchen und mühevoll in Europa Zellen aufbauen und sich Waffen beschaffen mussten, brauchten sich die Einzeltäter von Nizza oder Würzburg nur einen Lkw oder eine Axt besorgen.

Frühere Täter lebten im ständigen Risiko, dass ihre Terrorzelle von der Polizei gefunden und ausgehoben würde, da ihre Reisen und ihre Radikalisierung auch auffallen konnten.
Der Täter von Nizza hingegen fiel nie als Radikaler, sondern nur als prügelnder Ehemann, als Kleinkrimineller und gescheiterte Existenz auf. Der minderjährige Täter von Würzburg, der versuchte mehrere Zugpassagiere mit einer Axt zu ermorden, galt sogar als Beispiel gelungener Integration, durfte bei einer Pflegefamilie leben und hatte die Aussicht eine Bäckerlehre zu beginnen. Was legt in diesen Menschen den Schalter um?

Wir stehen vor dem absoluten Horror. Jeder psychisch Kranke, jede gescheiterte Existenz und jeder, der einfach nur „Rache an den Ungläubigen“ nehmen will, kann sich heute auf das Terrornetzwerk IS berufen und wird von dieser sofort als Soldat des Kalifats anerkannt. So bekommen Terroristen, Psychopathen und Amokläufer die maximale Aufmerksamkeit für ihre schrecklichen Taten.

Wer soll solche Einzeltäter ohne Verbindung zu Organisationen rechtzeitig erkennen und ausschalten? Feiernde Menschenmassen, Fußgängerzonen und Regionalzüge sind schwierig zu schützen.

Es ist eine neue Dimension und wir stehen vor einer Herausforderung, die eine freie und demokratische Gesellschaft seit Jahrzehnten nicht mehr hatte.
Werden wir ihr begegnen können? Und wie?

Bezirk: Bozen