Von: mk
Moskau – Das Lager von Russlands größtem Online-Händler Wildberries in St. Petersburg ist nach einem Feuer am Samstag komplett zerstört worden. Nun sind neue Details bekannt. Dabei handelt es sich nicht um den einzigen mysteriösen Brand in Russland.
In Lagerhäusern wie jenem von Wildberries sollen in den vergangenen Wochen wiederholt Razzien stattgefunden haben: Wie das Institute for the Study of War (ISW) in seinem aktuellen Lagebericht schreibt, seien Migranten von russischen Behörden festgenommen worden und hätten militärische Vorladungen erhalten.
Laut ISW haben die russischen Behörden haben immer wieder Razzien in Migrantengemeinschaften durchgeführt, um eingebürgerten Migranten Vorladungen zum Militär auszustellen und andere Migranten zum Militärdienst zu zwingen.
Das Feuer hat sich auf einer Fläche von 50.000 Quadratmetern ausgebreitet. Der südliche Teil von St. Petersburg war gänzlich in Rauchschwaden eingehüllt. Videos, die am Sonntag auf X veröffentlicht wurden, zeigen, wie im Inneren des Lagerhauses Chaos und Panik ausbrach.
The whole south of St Petersburg is under unimaginable smoke from the fire on Wildberries warehouse. The fire has already spread on 50,000 square meters.
A few days before that, Russian law enforcers were doing raids on these warehouses, looking for migrants who are detaining… pic.twitter.com/BadDJddfhH
— Anton Gerashchenko (@Gerashchenko_en) January 13, 2024
Viele wurden vom Brand überrascht. Mitarbeiter flüchteten vor einer riesigen Feuerwand. Jemand schrie: “Alle raus! Das Dach bricht zusammen.” Wegen mehrerer Fehlalarme in der Vergangenheit sei der Feueralarm ausgeschaltet gewesen.
Später berichteten Mitarbeiter von Wildberries auf X (vormals Twitter), dass sie das in Brand geratene Lagerhaus nicht ohne eine Durchsuchung verlassen dürfen hätten. Dies geschah, um zu verhindern, dass jemand etwas stahl.
Was den Großbrand auslöste, ist noch immer unklar. Wie russische Medien berichten, heißt es aus dem Umfeld des Ministeriums, dass Brandstiftung nicht ausgeschlossen werde. Die staatliche Nachrichtenagentur Tass berichtete, Brandursache seien fehlerhafte Verkabelungen. Im Internet kursierten unterdessen Gerüchte, dass Arbeiter selbst das Feuer gelegt hätten, um gegen die Razzien und Einberufungen zu protestieren.
Wildberries warehouse in St Petersburg looks like this now after a massive fire yesterday.
Russian media report that the most probable version of the cause of fire is arson. Reportedly, just in December the warehouses and the goods were re-insured. https://t.co/Yr6w4Nm0M3 pic.twitter.com/aNk1nunbuf
— Anton Gerashchenko (@Gerashchenko_en) January 14, 2024
Auch dass der Betrieb selbst dahintersteckt wurde nicht ausgeschlossen. Erst im Dezember seien Waren erneut versichert worden.
Armeestützpunkt in Flammen
Wie ein weiteres Video zeigt, ist auch ein russischer Militärstützpunkt in Flammen aufgegangen. Offenbar handelt es sich um eines der Hauptquartiere, das für besonders blutige Schlachten in der Ukraine verantwortlich ist.
Auch in diesem Fall wird ein Sabotageakt nicht ausgeschlossen. Die russischen Behörden weigerten sich zunächst, den Vorfall zu kommentieren.
Das Regiment umfasst Soldaten, die sich bereits seit 2022 für Russland im Krieg befinden. Der Armeestützpunkt soll für die brutale Verteidigung an der Front im russischen Angriffskrieg auf die Ukraine berüchtigt sein.
Um die Ukrainer zu zermürben, hat das russische Militär wahllos Soldaten nach vorne preschen lassen. Diese wurden dann verletzt oder getötet. Vielfach war vom „Fleischwolf“ die Rede. Die Schlacht um die ostukrainische Stadt Awdijiwka wurde etwa im November letzten Jahres zum tödlichen Brennpunkt. Truppen strömten zu Tausenden herbei, erlitten aber schwerste Verluste, da die Ukrainer die Frontlinie tapfer verteidigten.
Im Mai war es zu einem Skandal gekommen, als mehrere Soldaten des Regiments sich geweigert hatten, weiter zu kämpfen. Stattdessen hatten sie verlangt, nach Russland zurückgebracht zu werden.
Ende Dezember hat Moskau verzweifelt versucht, an sechs verschiedenen Stellen an der Front in der Ukraine anzugreifen und verlor jeden Tag rund 1.000 Soldaten. An einem Tag waren es sogar 1.250.
Russischen Medien zufolge ist dies nicht das erste Feuer, das in dem zweistöckigen Quartier ausbricht. Möglicherweise wurden bei dem Brand wichtige Dokumente über Soldaten, die in der Ukraine kämpfen vernichtet.
Villa wird völlig vollständig zerstört
Erst wenige Tage zuvor ist in einer Villa rund 200 Kilometer südöstlich von Moskau ein weiterer mysteriöser Brand ausgebrochen. Das Anwesen gehört einem Cousin von Kreml-Despoten Wladimir Putin.
Das Gebäude wurde buchstäblich in Schutt und Asche gelegt. Roman Putin befand sich noch im Haus, als das Feuer ausbrach, konnte allerdings entkommen.
Es ist dies bereits das zweite Gebäude, das in letzter Zeit zerstört wurde und das mit Putin und seinem Cousin Roman in Verbindung steht. Ein Hotel, in dem Roman Putin in einer abgelegenen Region im Nordwesten Russlands Büros unterhielt, war zuvor durch mehrere Brandanschläge zerstört worden. Der Schaden wurde auf rund neun Millionen Euro beziffert.