Von: luk
Bozen – Bargeld in digitaler Form, ausgegeben von der Europäischen Zentralbank (EZB) und für alle im Euroraum verfügbar: Das soll der digitale Euro sein, der von der EZB auf den Weg gebracht wird. Über den Stand des Projekts, über Herausforderungen und offene Fragen hat sich der Südtiroler Europaparlamentarier Herbert Dorfmann gestern bei einem Treffen einer Delegation des Europäischen Parlaments mit Zentralbank-Präsidentin Christine Lagarde und ihrem Direktorium am EZB-Sitz in Frankfurt ausgetauscht. Auch aufs Tapet gebracht wurden gestern aktuelle Themen der Bankenaufsicht. „Sie sind vor allem für unsere kleinen Lokalbanken von größter Bedeutung“, so der Südtiroler Europaparlamentarier.
Der digitale Euro soll künftig neben traditionellem Bargeld als rein elektronisches Zahlungsmittel dienen. „Bürgerinnen, Bürger und Unternehmen könnten im Euroraum jederzeit mit dem digitalen Euro bezahlen, der wie eine digitale Geldbörse funktionieren soll“, erklärt Dorfmann, der zudem betont, dass der digitale Euro nicht mit einer Kryptowährung verwechselt werden dürfe. „Wie das Bargeld würde der digitale Euro von der EZB ausgegeben, wäre damit also sicher und die Ausgabe würde überwacht“, so der EU-Parlamentarier, der auch anführt, dass das Ziel sei, den digitalen Euro bereits in der zweiten Hälfte des laufenden Jahrzehnts einzuführen.
Als eine der wichtigen Säulen des digitalen Euro gilt die Möglichkeit, damit nicht nur Online-, sondern auch Offline-Zahlungen durchführen zu können, also solche von Gerät zu Gerät. „Das ist auch wichtig, weil damit der Schutz der Privatsphäre besonders garantiert würde“, so der Europaparlamentarier. Niemand könne in solche Transaktionen einsehen, es könnte also auch nicht nachvollzogen werden, was die Menschen mit dem digitalen Euro bezahlten.
Der umfassende Schutz der Privatsphäre gilt als eine der größten Herausforderungen bei der Einführung des digitalen Euro, die Sicherheit ist eine zweite: „Die Vorgabe ist, dass Online-Zahlungen mit dem digitalen Euro sicherer sein müssen als bestehende elektronische Zahlungsmöglichkeiten“, erklärt Dorfmann. Er betont zudem, dass der digitale Euro ein wichtiges Instrument sein könne, um im digitalen Zahlungsverkehr die Vorherrschaft amerikanischer Zahlungsabwickler brechen zu können. „Es geht hier vor allem um die großen Kreditkartenunternehmen und Unternehmen wie PayPal“, so der EU-Parlamentarier.
Im Treffen mit EZB-Präsidentin Lagarde hat Dorfmann auch die Frage aufgeworfen, wie sich der digitale Euro auf das bestehende Bankensystem auswirken könne. „Wir müssen uns bewusst sein, dass Bürgerinnen, Bürger und Unternehmen bei der Nutzung des digitalen Euro direkt mit der EZB interagieren“, so der Südtiroler Europaparlamentarier. Daher sei im Vorfeld der Einführung zu klären, wie das Bankensystem geschützt werden könne. „In erster Linie geht es um die Frage, wie sich die Einführung des digitalen Euro mit dem System der Lokalbanken verträgt, so wie wir diese etwa in Südtirol haben“, so Dorfmann. „Wir brauchen diese Banken, deren direkten Draht zu den Bürgerinnen, Bürgern und Unternehmen und deren Verwurzelung im lokalen Wirtschaftsleben, damit dieses weiter funktionieren kann.“
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