Von: mk
Bozen – Die Migration steht im Fokus des EU-Projektes “Snapshots form the borders”. Verschlechterungen bringe das Sicherheitsdekret der Regierung, so Landeshauptmann Arno Kompatscher.
Das Land Südtirol ist einer der 31 Partner des EU-Projektes “Snapshots from the borders” (Seitenblicke von den Grenzen). Das Projekt fördert die Zusammenarbeit zwischen den Regionen, Städten und Gemeinden, die direkt von Migrationsbewegungen betroffen sind. Es will Erfahrungen sichtbar machen und dadurch die Entscheidungsträger auf allen Ebenen besser zu informieren. Südtirol startete gestern mit dem ganztägigen Workshop “Migration und Grenzstädte” in die aktive Projektphase. Das Projekt wird vom Amt für Kabinettsangelegenheiten betreut, das auch für den Bereich Entwicklungszusammenarbeit zuständig ist.
“Wir bemühen uns, eine nüchterne, sachliche Betrachtung der Migrationsthematik in die Breite zu bringen”, hob Landeshauptmann Arno Kompatscher hervor. Vielfach stoße man mit klaren Argumenten und einer sachlichen Herangehensweise auf allgemeine Zustimmung. Es bedürfe jedoch der Mit- und Zuarbeit vieler, auf unterschiedlichen Ebenen, um gegen die in Europa stärker werdenden Ängste im Zusammenhang mit dem Phänomen der Süd-Nord-Migration aktiv zu werden. Der Landeshauptmann ging in diesem Zusammenhang auch auf das am Mittwoch verabschiedete Sicherheitsdekret der Regierung ein und distanzierte sich davon, da es im Bereich der Einwanderung bzw. der Asylbewerber wesentliche Verschlechterungen für alle mit sich bringe.
Beim Workshop, an dem vor allem Mitarbeitende im Bereich der Entwicklungszusammenarbeit, Migration und Integration teilgenommen haben, wurden unterschiedliche Aspekte der Thematik beleuchtet. Während die Mitarbeiterin des Hohen Flüchtlingskommissars der Vereinten Nationen (UNHCR) Cristina Franchini über die Lage der Flüchtlinge berichtete, gingen Universitätsprofessor Gianpiero Dalla Zuanna auf die demographischen Aspekte und Soziologe Matthias Oberbacher auf die Daten zur Einwanderung in Südtirol ein. Migrations- und Asylrechtsexperte Leonhard Voltmer informierte über die jüngsten Entwicklungen in der Asyl- und Migrationspolitik der EU und Italiens, während der Senegalese Bassamba Diaby, Präsident des Ausländerbeirates Meran, seine Sichtweise als Zuwanderer schilderte und dabei auch auf den zunehmenden alltäglichen Rassismus ansprach: “Obwohl ich seit mehr als einem Jahrzehnt in Südtirol lebe, fühle ich mich aufgrund meiner Hautfarbe nicht mehr sicher.” Um das Bewusstsein und das Wissen über die Thematik der Einwanderung zu stärken, sollen im Rahmen des EU-Projektes Initiativen und Angebote entwickelt werden, die sich an die gesamte Bevölkerung richten.
Erst vor wenigen Wochen (27. Oktober) wurden im Statistischen Jahrbuch die aktuellen Daten zur Einwanderung in Südtirol präsentiert. Demnach leben 48.018 Ausländer in Südtirol, was einem Bevölkerungsanteil von 9,1 Prozent gleichkommt. Daneben sind aktuell rund 1400 Asylbewerber in verschiedenen öffentlichen Einrichtungen des Landes untergebracht, dies entspricht einem Bevölkerungsanteil von 0,26 Prozent. Zum Vergleich: Im Bundesland Tirol beträgt der Anteil der Ausländer an der Gesamtbevölkerung 15,5 Prozent, darunter fallen auch die über 4000 Asylbewerber.