Von: apa
Am übernächsten Sonntag, in der Nacht auf den 27. Oktober, werden die Uhren von 3.00 auf 2.00 Uhr und damit wieder auf Winterzeit zurückgestellt. Seit 2018 gibt es einen EU-Vorschlag die halbjährliche Zeitumstellung abzuschaffen, doch einen entsprechenden Beschluss dürfte es so bald keinen geben. In Europa tanzt ein Land jedoch aus der Reihe.
Die aktuelle ungarische EU-Ratspräsidentschaft und die EU-Kommission spielten sich auf APA-Nachfrage gegenseitig den Ball zu. In Europa tanzt ein Land jedoch aus der Reihe. Dabei wurde der entsprechende Kommissionsvorschlag aus dem Jahr 2018 bereits im Frühjahr 2019 vom EU-Parlament abgesegnet. Seitdem wird auf einen Beschluss des Rates, also der EU-Mitgliedstaaten, gewartet. Für eine Abschaffung müssten die Mitgliedstaaten mehrheitlich zustimmen.
Nach jetzigem Stand ist allerdings nicht zu erwarten, dass die derzeitige ungarische Ratspräsidentschaft plant, das Thema erneut zur Debatte zu stellen, wie ein Sprecher auf APA-Nachfrage mitteilt. “Eine von der Europäischen Kommission erstellte Folgenabschätzung wäre erforderlich, bevor der Rat seinen Standpunkt festlegen könnte”, heißt es in dem schriftlichen Statement. “Dieser Vorschlag war nicht Teil des Arbeitsprogramms des Ratsvorsitzes und wurde in den Vorbereitungsgremien des Rates seit Dezember 2019 nicht mehr erörtert.”
Anders sieht man es in der EU-Kommission. “Die Kommission ist der Ansicht, dass die in der Begründung (im eigentlichen Richtlinien-Vorschlag enthalten; Anm.) angeführten Fakten eine ausreichende analytische Grundlage für gesetzgeberische Maßnahmen im Bereich der saisonalen Zeitumstellung bieten”, schrieb ein Sprecher der Brüsseler Behörde der APA. Es sei am Rat, seine Position festzulegen.
Der Vorschlag der EU-Kommission sieht vor, dass es zu keinen Zeitumstellungen mehr kommt. Jedem Mitgliedstaat der Union sollte es aber überlassen werden, ob er ganzjährig auf Sommer- oder Winterzeit umstellt. Doch aus vielen Ländern kamen Bedenken gegen diesen Plan, da u.a. für die Wirtschaft eine einheitliche Zeitzone wünschenswert erscheint, zumindest in Mitteleuropa. Andernfalls könnten zwischenstaatliche Zeitunterschiede den Handelsverkehr beeinträchtigen.
Losgetreten wurde der Prozess der Abschaffung durch eine EU-weite (nicht-repräsentative) Online-Umfrage. Bei dieser hatten sich 84 Prozent der Teilnehmer für ein Aus der Zeitumstellung ausgesprochen. Die meisten votierten 2018 für eine dauerhafte Sommerzeit. 4,6 Millionen Antworten, davon allein drei Millionen aus Deutschland, gingen ein – ein Rekord, aber immer noch weniger als ein Prozent der EU-Bürger.
Ein Stunde länger schlafen
In der gesamten EU wurde bisher am letzten März-Sonntag an der Uhr gedreht – und am letzten Sonntag im Oktober wieder zurück. Die Umstellung auf die Winterzeit bedeutet: Eine Nacht lang kann eine Stunde länger geschlafen werden. Allerdings wird es dann auch früher dunkel.
Eingeführt wurde die Sommerzeit 1973 in Europa anlässlich der Ölkrise und mit dem Hintergrund, Energie zu sparen. Mit der Zeitverschiebung sollte eine Stunde Tageslicht für Unternehmen und Haushalte gewonnen werden. Frankreich machte damals den Anfang.
Gesundheit und Abgrenzung im Vordergrund
Wie die Online-Ausgabe des Merkurs berichtet, herrscht in der EU zwar Stillstand, in Europa tanzt ein Land allerdings aus der Reihe – nicht zuletzt aus gesundheitlichen Gründen für die Bürger: Die Ukraine will nach einer Gesetzesänderung im Juli dauerhaft die Winterzeit, auch als Normalzeit oder Mitteleuropäische Zeit bekannt, beibehalten. Das bedeutet, dass die Umstellung auf die Sommerzeit am 30. März 2025 ausfällt. Die Entscheidung der Ukraine hat mehrere Gründe.
Einerseits führe die Zeitumstellung zu Änderungen im Biorhythmus der Menschen, was sich negativ auf ihren physischen und psychischen Zustand auswirke, erklärten Abgeordnete der Werchowna Rada laut einem Bericht der Agentur Interfax im Sommer. „Nach der Umstellung der Stundenzeiger fühlen sich die Bürger schlechter, ihre Arbeitsfähigkeit sinkt, es wird eine deutliche Verschlechterung bei chronischen Krankheiten beobachtet“, wurde das Gesetz begründet.
Gleichzeitig geht es auch um eine Abgrenzung zum Kriegsgegner Russland. Eine einheitliche Kiewer Zeit in der gesamten Ukraine soll die Sicherheitsposition des Landes stärken und „zur Räumung und Wiedereingliederung der vorübergehend besetzten Gebiete beitragen“, hieß es. Zuvor deckte sich die ukrainische Sommerzeit von Ende März bis Ende Oktober mit der ganzjährigen Moskauer Zeit.
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